junge Welt: Westen aus dem Spiel/ Russisch-türkische Vereinbarung zu Syrien
Geschrieben am 24-10-2019 |   
 
 Berlin (ots) - jW-Kommentar von Jörg Kronauer 
 
   »Historisch« ist sie genannt worden, die Vereinbarung über  
Nordsyrien, auf die sich die Präsidenten Russlands und der Türkei am  
Dienstag nach langwierigen Verhandlungen geeinigt haben. »Historisch« 
ist ein höchst anspruchsvoller Begriff. In diesem Fall könnte sein  
Gebrauch sich aber als gerechtfertigt erweisen - aus mehreren  
Gründen. 
 
   Anfang Oktober konnte man US-amerikanische und türkische Soldaten  
gemeinsam in Nordsyrien patrouillieren sehen. Ihr Ziel: den Abzug der 
YPG aus dem Grenzgebiet zu erzwingen. Alles schien irgendwie  
vertraut: Im Fall der Fälle regelten die USA in Nah- und Mittelost  
die Dinge. Dann gab US-Präsident Donald Trump mit seiner  
Entscheidung, die US-Truppen aus dem Gebiet abzuziehen, grünes Licht  
für die türkische Invasion, die Washington anschließend nur noch für  
einige wenige Tage bremsen konnte. Seine nächste Vereinbarung über  
Nordsyrien hat Ankara nun nicht mehr mit den USA, sondern mit Moskau  
getroffen. Gelingt es, sie umzusetzen, dann patrouillieren Ende  
Oktober nicht mehr US-Soldaten, sondern russische Militärs gemeinsam  
mit türkischen im syrisch-türkischen Grenzgebiet. Die überkommene  
westliche Hegemonie in Nah- und Mittelost erhielte den nächsten  
dicken Riss. 
 
   Vor dem Ende steht wohl auch der syrisch-kurdische Versuch, mitten 
in den mörderischen Wirren des Syrien-Kriegs ein eigenständiges,  
fortschrittliches Gemeinwesen aufzubauen. Den Todesstoß haben ihm die 
Vereinigten Staaten versetzt, die die YPG, die sie als Hilfstruppen  
im Kampf gegen den IS genutzt hatten, umstandslos fallenließen. Häme  
ist fehl am Platz. Sicherlich ist es ein Fehler gewesen, sich auf die 
USA zu verlassen und sich damit zugleich zum Instrument einer  
Teile-und-herrsche-Politik zu machen, die missliebige Staaten, wenn  
sie deren Regierungen nicht stürzen kann, gerne zerschlägt. Nur: Gab  
es in den furchtbaren Schlachten, eingekeilt zwischen der Türkei und  
dem IS, überhaupt eine andere Wahl? Andererseits hat Moskau Ankara  
jetzt die Anerkennung der syrischen Souveränität und territorialen  
Integrität abgetrotzt. Gelingt es, dies durchzusetzen, dann wäre  
nicht nur der türkische Vertreibungsfeldzug gegen Syriens Kurden  
gestoppt; die Türkei müsste früher oder später auch ihr  
De-facto-Protektorat westlich des Euphrat aufgeben und aus Afrin  
abziehen. Es gäbe Chancen, den antikurdischen Terror dort zu beenden. 
 
   Gäbe die Situation der syrischen Kurden den Stoff für eine  
klassische Tragödie, so liefert Berlin Material für eine Farce. Am  
Montag verkündete Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer  
noch, sie wolle europäische Truppen in Nordsyrien stationieren, um  
dort eine »Schutzzone« zu errichten. Nachdem Moskau und Ankara nun  
Rahmenbedingungen gesetzt haben, ist aus der Regierung zu hören, man  
habe vielleicht doch kein Interesse; wichtiger als der angebliche  
Schutz sei es, keine Hilfestellung bei einer Ordnung Syriens unter  
Führung Moskaus zu leisten. Die vorgeschützte westliche Humanität ist 
eben - wie immer - nur Mittel zum Zweck. 
 
 
 
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