| | | Geschrieben am 07-06-2018 BERLINER MORGENPOST: Schmerzhafter Wandel / Leitartikel von Christine Richter zu Berlin-Touristen
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 Berlin (ots) - Kurzform: Jedem in Berlin muss klar sein: Nach
 Spandau oder Köpenick kann man den einen oder anderen Besucher
 locken, aber die Masse wird sich nicht auf den Weg in die
 Außenbezirke machen. Das ist in Berlin nicht anders als in Paris oder
 Barcelona. In den Szenekiezen brauchen die Anwohner etwas anderes:
 klare Regelungen zur Nachtruhe bei Kneipen und Restaurants, Kontrolle
 dieser durch die Ordnungsämter, mehr Einsätze der Berliner
 Stadtreinigung, Verbot neuer Kneipen oder Hotels. Und sie selbst
 müssen einsehen, dass sie die Zeit nicht zurückdrehen können. So
 schmerzhaft der Wandel für sie persönlich auch ist.
 
 Der vollständige Leitartikel: Zuerst war die Euphorie groß: Nach
 dem Fall der Mauer sind in den letzten, fast drei Jahrzehnten immer
 mehr Menschen aus aller Welt nach Berlin geströmt. Viele von ihnen,
 um zu bleiben, wesentlich mehr aber, um sich als Tourist die Stadt zu
 erobern. Und weil Berlin so unfertig war, weil es ständig etwas Neues
 zu entdecken gab und bis heute gibt, kommen viele Besucher nicht nur
 einmal, sondern eben mehrmals nach Berlin. Darauf waren - und sind -
 die Berliner stolz, der Senat natürlich auch, und die Berlin-Werber
 von der Tourismusgesellschaft "Visit Berlin" freuen sich jedes Jahr
 über neue Rekordzahlen. Derzeit sind wir bei zwölf Millionen
 Besuchern im Jahr - und rund 31 Millionen Übernachtungen -
 angekommen. Das ist gut so, denn Berlin, vor allem die Wirtschaft,
 braucht die Touristen. Doch auf Euphorie folgt bekanntlich der
 Katzenjammer. Denn natürlich ist es eine Belastung für die Stadt,
 wenn immer mehr Touristen an die Spree kommen. So veränderten sich
 schon unmittelbar nach dem Fall der Mauer ganze Straßenzüge, weil
 eine Kneipe neben der anderen entstand, zwischendrin vielleicht noch
 ein Hostel oder ein Späti, damit die jungen Touristen rund um die Uhr
 ihre Getränke und Zigaretten kaufen können. Besonders eindrucksvoll
 war das schon Mitte der 90er-Jahre an der Simon-Dach-Straße und den
 umliegenden Straßen in Friedrichshain zu beobachten; in den letzten
 Jahren hat sich die Situation rund um das RAW-Gelände an der Revaler
 Straße und an der Warschauer Brücke dramatisch verschlechtert. Der
 Tourismus, der sich dort etabliert hat, ist eben kein schöner,
 sondern geprägt von Alkohol, Drogenkonsum, Lärm und Dreck -
 einhergehend mit einer hohen Kriminalitätsrate. Ich wundere mich
 deshalb nicht, wenn Anwohner nun klagen: "Wir wollen unseren Kiez
 zurückhaben." Nur: Das wird sich so kaum realisieren lassen. Die
 Probleme, die in Berlin mit dem wachsenden Tourismuszahlen entstanden
 sind, betreffen vor allem die Innenstadt-Bezirke. Auch dort muss man
 Unterschiede machen: In der City West geht es meist gesittet zu, in
 Mitte, Prenzlauer Berg, Kreuzberg und Friedrichshain ist nicht oder
 zu spät steuernd eingegriffen worden - was die Genehmigung von
 Kneipen, Hostels oder Ferienwohnungen betrifft. Da sind viele Fehler
 gemacht worden, zum Beispiel wurden Kontrollen von zig
 Ferienwohnungen in Wohnblöcken nicht sichergestellt. Den Anwohnern
 wäre schon sehr geholfen, wenn sich eben nicht Kneipe an Kneipe
 reihen würde, wenn die Zahl der Hostels nicht grenzenlos wachsen
 würde. Wer aber glaubt, sein Szenekiez werde wieder so wie früher,
 der irrt. Ein Beispiel nur: Der Mauerpark in Prenzlauer Berg - das
 war Anfang der 90er-Jahre wirklich ein Park; da konnte man am
 Wochenende hingehen und fand seinen Platz auf der Wiese, man konnte
 in Ruhe lesen oder einfach nur in der Sonne sitzen. Vorbei - heute
 kommen an einem sonnigen Wochenende bis zu 40.000 Menschen in den
 Mauerpark. Jedem in Berlin muss klar sein: Nach Spandau oder Köpenick
 kann man den einen oder anderen Besucher locken, aber die Masse wird
 sich nicht auf den Weg in die Außenbezirke machen. Das ist in Berlin
 nicht anders als in Paris oder Barcelona. In den Szenekiezen brauchen
 die Anwohner etwas anderes: klare Regelungen zur Nachtruhe bei
 Kneipen und Restaurants, Kontrolle dieser durch die Ordnungsämter,
 mehr Einsätze der Berliner Stadtreinigung, Verbot neuer Kneipen oder
 Hotels. Und sie selbst müssen einsehen, dass sie die Zeit nicht
 zurückdrehen können. So schmerzhaft der Wandel für sie persönlich
 auch ist.
 
 
 
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 BERLINER MORGENPOST
 
 Telefon: 030/887277 - 878
 bmcvd@morgenpost.de
 
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