| | | Geschrieben am 26-01-2014 Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Thema Zuwanderung
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 Regensburg (ots) - von Maria Gruber, MZ
 
 Die Gesellschaft schrumpft und altert, die
 Sozialversicherungssysteme drohen auf lange Sicht in die Knie zu
 gehen. Die Wirtschaft buhlt um Fachkräfte aus dem Ausland, weil die
 Unternehmen schon heute nicht mehr wissen, wie sie die freien Stellen
 besetzen sollen - auch in Ostbayern: Der Industrie fehlen Ingenieure,
 weshalb diese auch im Nachbarland Tschechien angeworben werden;
 Landärzte müssen ihre Praxen zusperren, weil sich kein Nachfolger
 unter dem deutschen Medizinernachwuchs findet. Interesse zeigen Ärzte
 aus dem Ausland, die sich mancherorts für den Einsatz auf dem flachen
 Land vorbereiten. Außerdem weiß niemand, wer sich einmal um die
 vielen Pflegebedürftigen kümmern soll. Heute schon pflegen etwa 100
 000 Frauen aus Osteuropa Oma und Opa. Ein Pilotprojekt holt nun 150
 chinesische Pflegefachkräfte nach Deutschland, um den
 Fachkräftemangel zu kompensieren. "Einwanderung tut diesem Land sehr
 gut", sagte Bundespräsident Joachim Gauck kürzlich. Deutschland
 braucht Zuwanderung sogar - und dessen sind sich - laut aktuellem
 ZDF-Politbarometer - auch die meisten bewusst. Eigentlich. Wären da
 nicht diese irrationalen Ängste vor der Andersartigkeit, die
 Vorurteile dem "Fremden" gegenüber, die in vielen Menschen schlummern
 - und die von bestimmten Parteien vorzugsweise dann gezielt aktiviert
 werden, wenn Wahlen bevorstehen. So wie jetzt. "Wer betrügt, der
 fliegt", hieß die unsägliche Kampagne, die die CSU gestartet hatte,
 bevor am 1. Januar für Rumänen und Bulgaren die volle
 Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU in Kraft trat. Erinnerungen an
 2011 wurden wach, als am 1. Mai für Esten, Letten, Litauer, Polen,
 Slowaken, Slowenen, Tschechen und Ungarn die Schranken auf dem
 EU-Arbeitsmarkt fielen. Die "Einwanderungswelle", vor der damals
 selbstredend die CSU besonders gewarnt hatte, blieb erwartungsgemäß
 aus. Vielmehr sind Betriebe vor allem in strukturschwachen Regionen
 heute froh, ohne großen bürokratischen Aufwand auf qualifizierte
 Arbeitskräfte aus diesen Ländern zurückgreifen zu können. Nun haben
 es die Christsozialen wieder getan. Wieder hat die CSU gezündelt und
 gehörigen Schaden angerichtet. So zeigt das ZDF-Politbarometer, dass
 die Zuwanderung für die Bürger neuerdings das "wichtigste Problem" in
 Deutschland darstellt. 22 Prozent gaben dies bei der Umfrage im
 Januar an. Im Dezember waren es über zehn Prozent weniger gewesen.
 Zudem teilen 62 Prozent der Befragten den von der CSU erhobenen
 Vorwurf, dass viele der Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien nur
 nach Deutschland kommen, um Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen.
 Bundespräsident Joachim Gauck hat schon Recht: Vor lauter politischer
 Korrektheit die tatsächlich bestehenden Probleme zu ignorieren, die
 Zuwanderung aus diesen Ländern mit sich bringen kann, wäre völlig
 falsch. Doch hier wurden Realitäten verzerrt. Es ist höchste Zeit,
 dafür zu sorgen, dass in dieser irrationalen Zuwanderungsdebatte
 endlich wieder die Fakten sprechen. Und die wären, dass einer Studie
 des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge seit 2000 die
 Qualifikation der Einwanderer stetig zunimmt; dass jeder vierte
 Zuwanderer aus Südosteuropa ein Akademiker ist; dass 29 Prozent der
 in den 2000er Jahren Zugewanderten über einen Studienabschluss
 verfügt; und dass der Anteil der Akademiker unter den Einwanderern
 über dem deutschen Bevölkerungsschnitt liegt. Und es wird Zeit, dass
 der Wahlkampf endlich vorbei ist, damit sich die CSU wieder beruhigen
 kann. Bis dahin macht der EU-Abgeordnete und Vize-Fraktionschefs der
 Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, Hoffnung, der von
 seiner Partei fordert, sich im Europawahlkampf nicht nur auf das
 Thema Zuwanderung beschränken. "Wir müssen mehr für Zukunftsthemen
 eintreten", sagte der niederbayerische CSU-Bezirksvorsitzende. Damit
 hat er einen Schritt richtig gemacht - es gibt mehr Themen als die
 Zuwanderungsdebatte. Jedoch darf seine Partei nicht vergessen: Ein
 Zukunftsthema ist auch die Zuwanderung - dann, wenn sie von unnötigen
 Ängsten befreit ist und als Chance wahrgenommen wird.
 
 
 
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