| | | Geschrieben am 13-01-2014 Badische Zeitung: Ekelerregende Hetze gegen Homosexuelle 
Ein Gastbeitrag von Klaus Mertes
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 Freiburg (ots) - Ein Schüler der 7. Klasse knipst mit seinem Handy
 zwei Mitschüler beim Duschen. Anschließend stellt er das Bild auf
 Facebook aus und schreibt darunter: "Schwule Schwuchteln beim
 Duschen." Einer von tausend vergleichbaren Fällen in deutschen
 Schulen. Wer leugnen wollte, dass es da ein Homophobie-Problem gibt,
 der lebt an der gesellschaftlichen Realität vorbei.  Der Fairness
 halber sei ergänzt: Der Junge wusste nicht oder nicht ganz, was er da
 tat. Von seinen Eltern und von seinem Klassenlehrer zur Rechenschaft
 gezogen erschrak er über sich selbst. Zwei Jahre später meldete er
 sich im Religionsunterricht, als gerade das Thema Ehe und Familie auf
 dem Lehrplan stand, und stellte ganz offen interessierte Fragen zum
 Thema Homosexualität. Auch viele Erwachsene wissen anscheinend nicht,
 worüber sie reden, wenn sie sich zu Homosexualität äußern. Es ist
 erfreulich, dass sich die Kirchen von den Hetzparolen und
 diffamierenden Blog-Einträgen  distanziert haben, die seit der
 vergangenen Woche die Petition gegen die Leitlinien für Lehrpläne in
 Baden-Württemberg begleiten. Sie hätten vielleicht auch die
 Online-Petition noch etwas kritischer unter die Lupe nehmen können,
 damit sich auch diejenigen Katholiken und Protestanten repräsentiert
 fühlen, die bei diesem Thema nicht nach HB-Männchen-Manier sofort in
 die Luft gehen. Und natürlich hat es nichts mit Homophobie zu tun,
 wenn man einige Punkte des vorgelegten Bildungsplans 2015 kritisch
 sieht. Darüber wird in Ruhe zu reden sein. Die Landesverfassung und
 das Schulgesetz nehmen Bezug auf das christliche Menschenbild. Der
 Kern des christlichen Menschenbildes besteht in der Aussage, dass der
 Mensch als Mann und Frau Gottes Ebenbild ist  - also eine Würde hat,
 die niemand ihm nehmen darf. Jesus berief sich auf dieses
 Menschenbild, um die Entwürdigung der Frau in der patriarchalischen
 Ehe zu bekämpfen. Entsprechend liegt der praktische Akzent beim
 Hinweis auf das christliche Menschenbild, wenn man ihn auf die
 aktuelle Debatte bezieht, darauf, dass  auch homosexuellen Menschen
 dieselbe Würde der Gottesebenbildlichkeit zugesprochen ist - und zwar
 nicht nur theoretisch, sondern mit Konsequenzen für die Praxis, vom
 Schutz vor Diskriminierung bis hin zur Anerkennung  von Rechten. Der
 eigentliche Skandal ist, dass das offensichtlich nicht
 selbstverständlich ist. Es ist ekelhaft, wenn sich christlich
 nennende Hetzer und Blogger von einem "christlichen Menschenbild"
 sprechen, um Hass gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle auszuüben.
 "Worin du den anderen richtest, darin verurteilst du dich selbst"
 (Röm 2,1). Entsprechend diesem Wort von Paulus wäre es christlich,
 sich zu fragen: Wo trage ich das Diskriminierungsverbot gegen
 Homosexuelle, das auch der Katholische Katechismus kennt (Nr. 2359),
 zwar auf den Lippen, aber  nicht im Herzen? Wo berufe ich mich auf
 die Bibel, um Bestätigung zu finden, und wo vermeide ich den Blick
 auf sie, weil sie mich in Frage stellt? Das Ideal der Ehe zwischen
 Mann und Frau ist nicht in Gefahr. Alle Studien belegen, dass für das
 Gros der Jugendlichen Ehe und Familie  höchste Attraktivität
 besitzen. Das Ideal ist nicht durch die Tatsache gefährdet, dass
 Scheidungsraten  gestiegen sind. Wer in der Schule mit Kindern und
 Jugendlichen zu tun hat, der weiß, dass die allermeisten Trennungen
 mit großen Schmerzen verbunden sind. Wenn gleichgeschlechtliche Paare
 sich dem Ideal der Treue  und zu verbindlicher Unterstützung
 gegenseitig verpflichten, dann kann das nur im Sinne der Schrift
 sein. Die Frage nach Kindern in gleichgeschlechtlichen Beziehungen
 muss vom Kindeswohl  her bedacht werden - was auch für Kinder aus der
 Ehe zwischen Mann und Frau gilt. Mit alledem sind Lehrer und Erzieher
 befasst. Wenn man die konkreten Menschen und Schicksale vor Augen
 hat, wird man behutsamer in Ton und Inhalt. Es gibt nur wenige
 Themen, bei denen so viel gelogen und geschummelt wird wie beim Thema
 Sexualität und Sexualpädagogik. Das sollten sich alle sagen lassen,
 die den Mund so voll nehmen. Nur wenn ein jeder vor seiner eigenen
 Haustür kehrt, kann er auch - jedenfalls im Geist des Evangeliums -
 über diese Themen sprechen. Als Lehrer oder Erzieher entrinnt  man
 ihnen  nicht. Deswegen sollten wir jetzt die Gelegenheit nutzen, dass
 sie auf der Tagesordnung stehen. Die Jugendlichen haben einen
 Anspruch darauf.
 
 - Pater Klaus Mertes  ist Direktor des Jesuitenkollegs St-Blasien.
 Von 2000 bis 2011 leitete er das Jesuitengymnasium
 Canisius-Kolleg in Berlin.
 
 
 
 Pressekontakt:
 Badische Zeitung
 Schlussredaktion Badische Zeitung
 Telefon: 0761/496-0
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