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Lausitzer Rundschau: Die Qual mit der Wahl Afghanistan vor dem zweiten Urnengang

Geschrieben am 23-10-2009

Cottbus (ots) - Da hat die Nato, hat der gesamte Westen
erleichtert durchgeatmet, als der afghanische Möchte-Gern-Präsident
Hamid Karsai endlich dazu bewegt werden konnte, die Mogelpackung des
ersten Urnengangs der Präsidentenwahl so weit zu korrigieren, dass
jetzt noch mal abgestimmt werden wird. Aber das Gezerre um die
Millionen verschobener Stimmen spiegelt auf drastische Art und Weise
die Sackgasse wider, in der die Verbündeten bei ihrem Engagement
gelandet sind. Ihre Ansprechpartner vor Ort sind schwach und korrupt.
Unter normalen Umständen schließt man Wahlbetrüger von weiteren
Machenschaften aus - in Kabul werden sie dafür gelobt, weiter
mitzuspielen. Die jetzt angesetzte Stichwahl wird kaum weniger
chaotisch und schon gar nicht glaubwürdig - Karsai ist mit seinen
Betrügereien ja auch kein Einzelfall. Er steht für die politische
Führung eines Landes, die sich gut tut daran, dass andere
Verantwortung tragen. Das internationale Engagement wird von ihm
nicht zum Wiederaufbau des Landes und zur Festigung seiner Strukturen
gebraucht. Es dient vor allem der Stabilisierung einer verkrusteten,
ineffektiven Macht. Im Vergleich dazu war das Besatzungsregime der
USA im Irak hervorragend und führte zu wesentlich besseren
Resultaten. Dabei gibt es in Afghanistan mit dem UN-Mandat zumindest
völkerrechtlich wesentlich bessere Voraussetzungen für eine
Einmischung von außen. So erfolgte ja die Überprüfung des
Wahlergebnisses auch im Rahmen einer UN-Mission. Es wäre also
durchaus sinnvoll, einmal darüber nachzudenken, ob das Land am
Hindukusch nicht besser unter treuhänderischer Verwaltung regiert
werden würde. Vor solch einer Form der Intervention schreckt
allerdings die Allianz, die ihre Soldaten dort kämpfen und sterben
lässt, zurück. Sie würde all die Fehler der Vergangenheit offenkundig
machen und wäre darüber hinaus für lange Zeit verpflichtend. Und
natürlich schwingt da auch die Angst mit, dass die stolzen Afghanen
dann noch deutlicher rebellieren könnten.
Also bleibt nur der stetige Druck auf Karsai, der alle Aussichten
hat, auch den zweiten Wahlgang mit allen dafür geübten Tricks
siegreich zu überstehen. Wie mühselig dieses Geschäft ist, haben wir
bei der Qual mit der Wahl in den letzten Tagen erleben dürfen. Da
drängen sich fast zwangsläufig die Fragen nach einer umfassenden,
wohl durchdachten Afghanistan-Strategie auf. Die jetzige
Vorgehensweise jedenfalls macht genau das immer wahrscheinlicher, was
als Katastrophe beschrieben wird - den Abzug der Truppen nach einem
weitgehenden Scheitern aller Bemühungen und einer großen Zahl von
Toten. Karsai wird dann im Gegensatz zu seinen Landsleuten wohl noch
die Wahl bleiben, in ein Exil seiner Wahl ausgeflogen zu werden.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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