Mehr Respekt wagen / Die Arbeit von Kommunalpolitikern ist für Gemeinden unverzichtbar. Doch viele von ihnen werden bedroht.
Geschrieben am 27-01-2020 |   
 
 Regensburg (ots) - Das "Bürgermeisterstück" ist ein besonders gutes Stück  
Fleisch, das Metzger in früheren Zeiten für die wichtigsten und angesehensten  
Personen einer Dorfgemeinschaft reservierten: Für Pastoren, Gemeinderäte und  
eben Bürgermeister. Doch diese Zeiten sind vorbei. Manch Kommunalpolitiker hat  
das Gefühl, für ihn seien heute eher die bösesten Beschimpfungen und gemeinsten  
Drohungen reserviert. In Niedersachsen trat ein Bürgermeister zurück, nachdem  
sein Auto wiederholt mit Hakenkreuzen beschmiert und er mit Drohanrufen aus dem  
Schlaf gerissen wurde. Eine Bürgermeisterin in Bayern berichtet von zerstochenen 
Autoreifen, Katzenkot auf der Autoscheibe und Drohbriefen. Ein  
Nordrhein-Westfälischer Bürgermeister möchte eine Waffe tragen dürfen, um seine  
Familie beschützen zu können. All das sind nur die Fälle, die es unlängst in die 
Schlagzeilen geschafft haben. Mehr als 1200 Straftaten gegen Amts- und  
Mandatsträger zählte das BKA im vergangenen Jahr, darunter auch der tödliche  
Anschlag auf Kassels Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Das Problem ist kein  
neues. Wer im Fokus des öffentlichen Interesses steht und Entscheidungen trifft, 
die das Leben anderer beeinflussen, steht zwangsläufig früher oder später auch  
in der Kritik des ein oder anderen Lagers, macht sich Freunde und Feinde. Dabei  
kennt die Geschichte auch Gewalt gegen Politiker zur Genüge, jeder einzelne  
Anschlag ist unerträglich. Und doch erschüttern die Berichte der  
Kommunalpolitiker besonders. Kommunalpolitiker sind die Leute von nebenan, die  
sich darum kümmern, dass die Straßenbeleuchtung auf LED-Birnen umgerüstet wird  
und dass der Spielplatz an der Ecke eine neue Rutsche bekommt. Und das oft neben 
ihren regulären Jobs: 891 der 2056 Bürgermeister in Bayern sind keine  
Berufspolitiker, sondern arbeiten ehrenamtlich. Die meisten von ihnen träumen  
nicht von der großen Karriere in der Politik, sondern wollen einfach nur in  
ihrer Heimatgemeinde etwas bewegen. Dass sie dafür angefeindet werden, sogar um  
ihre Leben fürchten müssen, ist ungeheuerlich. Und es gibt noch einen weiteren  
Grund, warum die Berichte über Drohungen gegen Kommunalpolitiker so beunruhigend 
sind. Viele von ihnen haben sich eindeutig positioniert, gegen Nazis oder für  
eine humane Flüchtlingspolitik. Im Kontext jener Feindes- oder Todeslisten -  
darauf Namen von Politikern, Journalisten, Anwälten, Richtern - die im Internet  
kursieren, von Lügenpresse-Demonstrationen und Politikern, die Nazi-Verbrechen  
als Vogelschiss in der Geschichte abtun, wächst dass Unbehagen darüber, dass  
hier - wohlgenährt durch Halb- oder Pseudoinformationen aus den  
Internet-Echokammern - eine neue Normalität entsteht. Eine Normalität, in der  
Menschen plötzlich wieder aufpassen müssen, was sie sagen und wofür sie  
einstehen. Wer dem entgegentreten will, der kann hartes Vorgehen gegen  
Hasskriminalität fordern, härtere Strafen, strengere Gesetze. Noch wichtiger  
aber ist die Unterstützung und Würdigung jener, die täglich in den Gemeinden ihr 
Bestes geben. In einer im Dezember veröffentlichten Befragung, die die  
Konrad-Adenauer-Stiftung in Auftrag gegeben hat, gaben nur rund 25 Prozent der  
Befragten an, Politiker genössen in der Gesellschaft viel oder sehr viel  
Respekt. Weit weniger als Ärzte, Richter oder Unternehmer, auf dem letzten Platz 
hinter Gewerkschaftern und Journalisten. Das ist der Nährboden, auf dem  
Beschimpfungen und Bedrohungen besonders gut fruchten können. Es muss ja nicht  
gleich das beste Stück Fleisch beim Metzger für ihn reserviert sein. Aber ein  
Bürgermeister, der den Respekt und die Anerkennung seiner Gemeinde spürt, wird  
sich von Anfeindungen weniger einschüchtern lassen als einer, der sich ohnehin  
allein gelassen fühlt. 
 
Pressekontakt: 
 
Mittelbayerische Zeitung 
Redaktion  
Telefon: +49 941 / 207 6023 
nachrichten@mittelbayerische.de 
 
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/62544/4504027 
OTS:               Mittelbayerische Zeitung 
 
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