| | | Geschrieben am 16-07-2015 Aachener Zeitung: Im deutschen Interesse / Nicht auftrumpfen, sondern integrieren / Kommentar von Peter Pappert
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 Aachen (ots) - Wenn der Bundestag heute darüber debattiert und
 abstimmt, wie Griechenland weiterhin geholfen werden soll, ist es im
 deutschen Interesse, Überlegenheitstöne zu vermeiden. Seit dem
 Wochenende sind in Europa antideutsche Ressentiments weit verbreitet.
 Kritik an der Berliner Politik und Warnungen vor einer
 politisch-ökonomischen Dominanz Deutschlands kommen nicht nur von
 politischen oder twitternden Heißspornen, sondern auch von seriösen
 Medien und Politikern. Darauf beleidigt zu reagieren, führt zu
 nichts. Das griechische Parlament hat gestern Ja gesagt zu den
 Bedingungen für ein neues Hilfspaket; es bleiben berechtigte Zweifel,
 ob es das Programm auch umsetzt. Der Kompromiss vom Wochenende
 enthält Auflagen, die vernünftig sind (Reformen im Steuer- und
 Rentensystem und in der öffentlichen Verwaltung), und andere, die
 kaum realistisch erscheinen (kein Schuldenschnitt, ein Treuhandfonds,
 der 50 Milliarden Euro bringen soll). Für das deutsche Parlament
 kommt es heute nicht nur darauf an, was gesagt wird, sondern auch,
 welcher Ton gewählt wird. Die Abgeordneten sollten nicht vergessen,
 was immer entscheidendes Kriterium bundesrepublikanischer Politik
 gewesen ist: Einigung mit den Nachbarn und Partnern ist ein Wert an
 sich.
 
 Von Extremisten verachtet
 
 Dabei wird leider immer offensichtlicher, dass es auf
 entscheidenden Feldern keinen Grundkonsens gibt. Nicht nur in
 ökonomischen, sondern auch in grundsätzlichen Fragen (Umgang mit
 Flüchtlingen) tun sich Gräben auf. Europa ist gespalten und umso mehr
 auf Kompromisse angewiesen. Die werden von rechten wie linken
 Extremisten verachtet; sie sind aber ein hohes Gut in einer
 Gemeinschaft von 28 Staaten. Die Radikalen an den Rändern erhalten
 Zulauf, Feindbilder werden wiederbelebt, die Zustimmung zum
 Integrationsprojekt sinkt. Dagegen sollten die Besonnenen
 zusammenstehen. Die Deutschen legen zurecht viel Wert auf politische
 und ökonomische Stabilität. Die Grundbedingung dafür ist seit
 Jahrzehnten, dass ihr Land trotz seiner Stärke nicht auftrumpft,
 sondern in der Europäischen Union nur abgestimmt und in engster
 Kooperation mit Frankreich vorgeht. Anderenfalls weckt man nur neue
 alte Ängste und Vorbehalte. Die gibt es; mögen sie nun übertrieben
 sein oder nicht. Der wirtschaftlich Stärkste und politisch Mächtigste
 muss um des eigenen Vorteils willen zurückstecken. Das ist die
 Erkenntnis seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dahinter
 will hoffentlich niemand mehr zurück.
 
 2,2 Billionen Euro
 
 Mittlerweile weiß man, dass Schäuble in der berühmt-berüchtigten
 Brüsseler Nacht keineswegs allein stand und gar nicht mal der
 Schärfste war. Seine Verärgerung über Unverschämtheiten und
 Unzuverlässigkeiten griechischer Regierungspolitiker ist
 verständlich. Sarkastische Bemerkungen zu machen und Pläne auf den
 Tisch zu knallen, die provozieren, mag Athens Einsicht befördert
 haben; klug war es nicht. In der EU zu polarisieren, ist nicht
 Aufgabe deutscher Politik. Die Unionsfraktion sollte sich gut
 überlegen, ob sie heute ihren Finanzminister wegen dessen Härte
 demonstrativ feiert. Die deutsche Position würde dadurch nicht
 gestärkt. Die deutschen Vorstellungen von fiskalischer Strenge und
 ökonomischer Disziplin sind in Europa nicht mehrheitsfähig; das zu
 akzeptieren, ist vernünftig und richtig, denn die Gemeinsamkeit ist
 das höhere Gut. Alleine würde Deutschland in sparsamer Schönheit
 sterben. Andererseits: Politiker eines Staates mit einer
 Gesamtverschuldung von mehr als 2,2 Billionen Euro (2200 000 000 000
 Euro) sollten nicht so tun, als wüssten sie überhaupt nicht, wie auf
 Pump Politik gemacht wird.
 
 
 
 Pressekontakt:
 Aachener Zeitung
 Redaktion Aachener Zeitung
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