| | | Geschrieben am 13-07-2015 Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Griechenland: Souveränität oder Euro von Martin Anton
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 Regensburg (ots) - Die Einigung im griechischen Schuldenstreit
 zeigt: Eine Debatte um das Wirtschaftsmodell darf es nicht geben.
 
 Unter dem Hashtag #ThisIsACoup (deutsch: Dies ist ein
 Staatsstreich) haben nach der Einigung im Streit um die griechischen
 Schulden Hunderttausende Nutzer des Kurznachrichtendiensts Twitter
 weltweit die Bevormundung der Regierung in Athen durch die
 Institutionen kritisiert. In der Tat liest sich das
 Abschlussstatement nach dem nächtlichen Gipfel wie eine Entmachtung
 der demokratischen Strukturen in Griechenland. Es zeigt, dass es in
 der Welt von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer
 Union keine Alternative zum bestehenden Wirtschaftsmodell geben darf.
 Die Maßnahmenliste liest sich wie ein IWF-Programm aus den 60ern:
 Privatisierung, Kürzung der staatlichen Ausgaben - sprich
 Sozialausgaben -, und eine "rigorose Überprüfung" von Tarifverträgen
 und Bestimmungen zum Kündigungsschutz. Es ist nicht ausgeschlossen,
 dass Griechenland mit diesen Maßnahmen nach und nach die Liste der
 Indikatoren abhaken kann, die als Zeichen für eine funktionierende
 Volkswirtschaft gelten. Ob es den Griechen deswegen in einigen Jahren
 besser geht, ist in diesem Modell zweitrangig. Wahrscheinlich ist,
 wenn man sich die Bilanz der IWF-Politik in Asien, Afrika oder
 Lateinamerika anschaut, eine auf Jahrzehnte zementierte Abhängigkeit
 von den Geldgebern. Während andernorts schon wieder gezweifelt wird,
 ob es so klug war, Güter der Daseinsvorsorge zu privatisieren, können
 Investoren aus aller Welt auf der Website des Griechischen
 Treuhandfonds HRADF wählen zwischen griechischen Stränden, Inseln,
 dem Flughafen Athens, Athens Wasserversorgung, der griechischen Post,
 Autobahnen, Häfen, der staatlichen Stromgesellschaft, und so weiter.
 Neben der öffentlichkeitswirksamen Twitter-Empörung gibt es natürlich
 nach wie vor andere Stimmen, die "Keinen Cent mehr" (Magazin Focus)
 für die Griechen ausgeben wollen - und es schwingt immer der Vorwurf
 der Faulheit, der Nehmermentalität mit. 216 Milliarden Euro
 Hilfskredite hat Griechenland seit 2010 bekommen, jetzt sollen noch
 mal bis zu 86 Milliarden hinzukommen. 300 Milliarden Euro sind eine
 Menge Geld - und zufällig die gleiche Summe, die Großbritannien zur
 Rettung seiner Banken zwischen 2008 und 2011 in Anspruch genommen
 hat, in Deutschland waren es 259 Milliarden Euro. Insgesamt wurden
 von den fünf Billionen Euro, die für die Bankenrettung bereitstanden,
 1,6 Billionen - ja, das sind 1600 Milliarden - in Anspruch genommen.
 Wie viel davon am Ende Steuerzahler zahlen, bleibt unklar. Doch in
 der EU geht es schließlich um Solidarität. Solidarität, die auch
 Deutschland erfahren hat, als das Land vor der Finanzkrise jahrelang
 die Neuverschuldungs-Defizit-Vorgaben der Union nicht einhalten
 konnte - straffrei, ohne IWF-Aufpasser, bis schließlich die Regeln
 aufgeweicht wurden. Aufgeweicht wird auf britischen Wunsch wohl
 demnächst auch wieder die Bankenunion, die Steuersparer bei
 Bankeninsolvenzen entlasten soll. Es kommt also darauf an, wer Regeln
 bricht oder Kredite haben möchte. Eine linke griechische Regierung
 hat weder von der EU-Kommission noch vom IWF viel zu erwarten. Das
 Verhandlungsergebnis funktioniert auch als Abschreckung für
 Portugiesen und Spanier, sich gegen die IWF-Auflagen vielleicht doch
 wehren zu wollen. Für Athen bedeutet die Abmachung Schuldenspirale
 statt Schuldenschnitt - und für Deutschland Zinseinnahmen aus den
 Krediten: 360 Millionen Euro waren es in den Jahren 2010 bis 2014.
 Die Alternative für Athen? Stand bei einer früheren Version des
 Abschlussdokuments ganz unten, nur ein Satz: "Kommt es zu keiner
 Einigung, sollten Griechenland Verhandlungen zu einem temporären
 Euro-Austritt angeboten werden, mit möglicher Umschuldung." Das
 griechische Parlament darf also doch entscheiden: Souveränität oder
 Euro.
 
 
 
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