(Registrieren)

NRZ: Es gibt Auswege aus der Krise - ein Kommentar von JAN JESSEN

Geschrieben am 03-03-2014

Essen (ots) - Droht ein neuer Krieg in Europa? Die Krise auf der
Krim ist auf einem Siedepunkt, es fehlt nicht viel, bis sie
überkocht. Die Temperatur muss dringend heruntergedreht werden.
Aufrufe zur Generalmobilmachung der ukrainischen Armee,
Sanktionsandrohungen gegen Russland und Forderungen nach mehr Härte
gegenüber Moskau sind zu diesem Zeitpunkt das falsche Mittel, sie
heizen den Konflikt nur an. Jetzt ist diplomatisches Feingefühl
gefragt, Kooperation statt Konfrontation. Noch gibt es Auswege aus
der Krise.

Das Vorgehen Putins mag den Westen entsetzen; ein Verstoß gegen
das Völkerrecht ist es allemal. Überraschend ist es aber nicht. Im
Gegenteil: Spätestens, nachdem die militanten und antirussischen
Kräfte auf dem Maidan in der vorletzten Februarwoche das zwischen EU,
moderaten Oppositionellen und Janukowitsch mühsam ausgehandelte
Kompromissabkommen scheitern ließen und der demokratisch legitimierte
Präsident stürzte, war klar, dass Moskau in irgendeiner Form handeln
würde. Die EU hätte deutlicher und entschiedener auf die Umsetzung
des Kompromisses drängen müssen.

Russland sieht sich jetzt als Sachverwalter der Interessen der
russischsprachigen Ukrainer, die sich von dem bedroht fühlen, was sie
als gewaltsamen Umsturz empfinden. Speziell auf der Krim befürchtet
Moskau die Bedrohung vitaler Sicherheitsinteressen, ist dort doch die
russische Schwarzmeerflotte stationiert. Das Säbelrasseln und die
Demonstration roher Stärke folgen einer außen- wie innenpolitischen
Logik. Moskau fühlt sich vom Vordringen des Westens in seine
Einflusssphäre bedrängt. Es ist nicht gelungen, Russland von den
Vorteilen einer vertieften Partnerschaft und einer Demokratisierung
westlicher Prägung zu überzeugen, das Misstrauen aus früheren Zeiten
sitzt noch zu tief. Viele Russen trauern der einstigen Größe nach;
die Mehrheit der Bevölkerung würde es Putin als Schwäche auslegen,
wenn er nicht so handeln würde, wie er es jetzt tut.

Der russische Präsident mag ein kühler Machtpolitiker sein, ein
Hasardeur ist er nicht. Putin kann sich einen großen Konflikt mit dem
Westen nicht leisten, auch, weil sein Land auf die wirtschaftliche
Zusammenarbeit angewiesen ist. Moskau braucht das Gas-Geld des
Westens. Putin wird zu Gesprächen bereit sein, wenn sie auf Augenhöhe
und ohne erhobenen Zeigefinger geführt werden. Und ja, es sollte ein
Referendum über die Zukunft der Ukraine geben. Wenn die
russischsprachigen Ukrainer sich von Kiew lösen wollen, dann sollten
sie das Recht dazu haben. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker darf
nicht nur auf dem Balkan gelten.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

514920

weitere Artikel:
  • Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert: Florett gegen Streitaxt Gera (ots) - Diplomatie ist ein schwieriges Geschäft. Wie soll man als Diplomat mit seinem biegsamen Florett etwas ausrichten, wenn der Gegenüber bereits Schwert und Streitaxt ausgepackt hat und damit seinen Vorteil gesucht und gefunden hat? Die Besetzung der ukrainischen Krim durch die russische Armee war parallel zu den olympischen Spielen im russischen Sotschi nicht nur strategisch vorbereitet worden. Der Machtzugriff zeigt zudem, dass ein nicht unbedeutender Teil der Ukraine sich nach wie vor Russland zugehörig fühlt. Und außerdem mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Ukraine Halle (ots) - Bei aller verständlichen Empörung darf der Westen, dürfen USA und EU deshalb jetzt nicht den Fehler wiederholen, den sie vor sechs Jahren machten, als russisches Militär in Georgien einmarschierte: Gesprächskanäle kappen, diplomatische Verbindungen unterbrechen und gemeinsame Treffen absagen - das ist reine Symbolpolitik, die die Sprachlosigkeit zwischen den Kontrahenten eher fördert, statt der Eindämmung eines Konfliktes zu dienen. In den nächsten Tagen muss sich erweisen, was Europa, was das ganze Gerede von der westlichen mehr...

  • WAZ: Sanktionen sind der falsche Weg. Kommentar von Ulrich Reitz Essen (ots) - So verständlich die Empörung über Russlands Kanonenbootpolitik auch ist - westliche Sanktionen wären der falsche Weg. Auch der Versuch, Russland jetzt international zu isolieren, ist falsch. Anstatt den nächsten G-8-Gipfel mit Russland in Sotschi auszusetzen, hätte der Westen auf einen sofortigen Gipfel dringen müssen. Wer Putin isolieren will, nimmt sich selbst die letzten Einflussmöglichkeiten und spielt dem aggressiven Kreml-Zaren in die Karten. Handel vor Flagge - gerade das Ruhrgebiet ist mit dieser Devise gut mehr...

  • Rheinische Post: Immunität reformieren = Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Hätten die Staatsanwälte den Behauptungen und Beschuldigungen gegen Christian Wulff in aller Stille nachgehen können, ohne spektakulär die Aufhebung seiner Immunität beantragen zu müssen, wären sie wohl nie unter einen derart gewaltigen Rechtfertigungszwang geraten und hätten vielleicht nie eine Anklage erhoben. In diesem Szenario steckt viel "hätte", "wenn" und "aber". Denn die Dinge sind im Fall Wulff kompliziert. Doch klar ist, dass das Immunitätsrecht die Politiker im 19. Jahrhundert schützen sollte und ihnen mehr...

  • Rheinische Post: Die Nato greift nicht ein = Von Godehard Uhlemann Düsseldorf (ots) - Die Nato wird in den Konflikt in der Ukraine militärisch nicht eingreifen. Das Land ist kein Bündnismitglied. Eine Beistandspflicht lässt sich daher auch nicht aus dem Nato-Vertrag ableiten. Kein Nato-Land wird daher Soldaten schicken. Das heißt aber nicht, dass es vor allem auf der Krim nicht doch zu kriegerischen Aktionen kommen kann. Russland ist den Ukrainern militärisch überlegen. Moralisch sieht das anders aus. Moskau sollte auf politisch-diplomatische Entspannung setzen und nicht vollendete Tatsachen schaffen. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht