| | | Geschrieben am 30-01-2014 Mittelbayerische Zeitung: Zeit des Umbruchs: Deutschlands Rolle in der Welt ändert sich.
Das zu akzeptieren, wird ein schwieriger Prozess. Von Christian Kucznierz
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 Regensburg (ots) - Wenn Bundespräsident Joachim Gauck heute die
 50. Sicherheitskonferenz in München eröffnet, ist das bemerkenswert.
 Erstens, weil Gauck sich unter die Stimmen derer mischt, die ein
 stärkeres internationales Engagement Deutschlands einfordern.
 Zweitens, weil sowohl der runde Geburtstag der einstigen
 Wehrkundetagung als auch die Überlegungen zu Deutschlands Rolle in
 der Welt in das Jahr fallen, in dem wir des Ausbruchs des Ersten
 Weltkriegs vor 100 Jahren gedenken. Aber es ist richtig und wichtig,
 gerade jetzt darüber nachzudenken, welche Rolle die Bundesrepublik
 spielen sollte. Denn es muss eine andere sein als in der
 Vergangenheit. Die Krisen der Welt sind näher an die Europäische
 Union herangerückt und damit an Deutschland. Das war schon einmal so,
 als das ehemalige Jugoslawien implodierte und in der Folge Ethnien,
 Religionsgruppen und Nationen übereinander herfielen. Heute sind es
 mehrere Krisen, die gelöst werden müssen. Vor der Haustüre Europas
 liegt Afrika mit seinen Problemen, und die Menschen dort suchen ihr
 Heil immer mehr in der Flucht. Die EU wird nicht umhin kommen, sich
 über ihre Asylpolitik Gedanken zu machen, aber damit ist es nicht
 getan. Es geht darum, in den Ländern dafür zu sorgen, dass es weniger
 Grund zur Flucht gibt. Dazu braucht es eine andere
 Entwicklungspolitik. Aber es braucht auch Mut, militärisch Hilfe zu
 leisten, wenn es die Situation erfordert. Deutschland hat sich in
 Afrika bisher meist zurückgehalten und Frankreich in Mali oder der
 Zentralafrikanischen Republik den Vortritt gelassen. Auf Dauer wird
 diese Taktik aber nicht aufgehen. Sowohl Verteidigungsministerin
 Ursula von der Leyen als auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier
 haben das erkannt. Das ist richtig so. Auch wenn der Blick auf die
 Debatten der 1990er über eine deutsche Beteiligung auf dem Balkan
 zeigt, was da auf uns zukommt. Die Außenpolitik der Regierung Merkel
 bestand bislang vor allem darin, so zu tun, als gebe es sie nicht.
 Ja, die Bundeswehr ist im Auslandseinsatz, in Afghanistan, im Kosovo,
 sie hat Piraten vor der somalischen Küste gejagt. Aber deutsche
 Außenpolitik war vor allem Gipfeldiplomatie. Es gab und gibt gute
 Gründe, warum der Einsatz deutscher Soldaten im Ausland immer gut
 begründet und überlegt werden muss. Es hat nicht erst ein Gedenkjahr
 wie das laufende benötigt, um zu wissen, warum. Deutschland hat eine
 historische Verantwortung, der es gerecht werden muss. Aber es darf
 sich auch nicht hinter ihr verstecken. Die USA ziehen sich
 international zurück. Washington kann und will sich keine teuren
 Militäreinsätze mehr leisten. Zu hoch ist der Preis: Die Schulden
 halten das Land im Würgegriff. Mit jedem toten Soldaten sinkt die
 Kriegsbereitschaft der Bürger. Und jeder Krieg bringt weniger statt
 mehr Sicherheit, weil jeder Einsatz das Risiko terroristischer
 Vergeltung steigert. Aber nach dem Ende des Kalten Krieges ist die
 Zahl der internationalen Konflikte eher gewachsen, denn gesunken. Es
 braucht weiter schlagfertige internationale Bündnisse. Und in ihnen
 kann Deutschland nicht weiter so tun, als würden seine Soldaten nur
 Brunnen und Schulen bauen, wenn das Gröbste vorbei ist. Das war
 bereits in Afghanistan ein fataler Irrglauben. Die
 Sicherheitskonferenz hat in diesem Jahr sehr drängende Themen auf
 ihrer Agenda: In der Ukraine droht ein Bürgerkrieg; mit dem Iran
 könnte erstmals ein Neuanfang gewagt werden; und in Syrien verhandeln
 erstmals alle Seiten über einen Frieden. Sie bietet die Chance,
 darüber zu reden, welchen Part Deutschland in einer Welt spielen
 muss, die so ganz anders ist, als die vor 100 Jahren, die aber
 durchaus Parallelen aufweist. Damals wie heute war sie
 dezentralisiert. Damals wie heute sind die Großmächte in vermeintlich
 regionalen Konflikten involviert. Siehe Syrien; siehe die Ukraine.
 Damals wie heute zeigt sich, dass die Bindekraft politischer und
 wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Staaten schnell endet, wenn es
 um Macht und Einfluss geht. Man mag den Kopf über die
 Bundeswehrreform schütteln oder die Pläne von der Leyens belächeln.
 Aber sie sind wichtig, weil Deutschland vor einer langen und
 vielleicht auch schmerzhaften Debatte steht. Nicht nur über die Art
 und den Aufbau seiner Armee.
 
 
 
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