| | | Geschrieben am 26-01-2014 ARD-Sportschau: Olympia-Bauarbeiter in Sotschi systematisch ausgebeutet / Zehntausende Arbeiter wurden um ihren Lohn betrogen
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 Köln (ots) - Keine zwei Wochen vor ihrem Beginn droht den
 Olympischen Spielen im russischen Sotschi ein Skandal. Nach
 Recherchen der ARD Sportschau (Sonntag, 26.01., 18 Uhr) und des WDR
 Magazins "sport inside" (WDR-Fernsehen, Montag 27.01., 22.45 Uhr)
 wurden die Arbeiter der Olympiabauten von Sotschi offenbar
 systematisch ausgebeutet. Eine Vielzahl der Arbeiter hat demnach
 ihren Lohn nicht vollständig oder gar nicht erhalten. Auf
 ARD/WDR-Anfrage bestätigte das Internationale Olympische Komitee,
 dass tausende Arbeiter nicht vollständig bezahlt worden seien.
 
 Zahlreiche russische Arbeiter und Gastarbeiter aus Zentralasien
 berichteten der ARD und dem WDR, dass sie bis heute auf einen
 Großteil ihrer Gelder warteten. Ein Arbeiter bezeichnete das Erlebte
 als "moderne Sklaverei". Ein anderer sagte: "Wir hätten doch nie
 gedacht, dass uns so etwas in Sotschi, auf so bedeutenden Baustellen
 von Olympia passieren würde. Wir haben hart gearbeitet, aber wie
 sollen wir denn jemals unser Geld bekommen?"
 
 Der Vertreter der anerkannten Moskauer Menschenrechtsorganisation
 Memorial in Sotschi, Semjon Simonov, sagte der ARD Sportschau und WDR
 sport inside mit Bezug auf die weit über 100.000 in Sotschi
 eingesetzten Arbeiter sogar: "90 Prozent aller Arbeiter der
 Olympiabauten von Sotschi haben entweder ihren Lohn gar nicht
 bekommen oder nur in Teilen. Mit ihrer Arbeit wurde Olympia erst
 möglich, aber bezahlt wurden sie dafür nicht. Man hat ihnen nicht mal
 offizielle Arbeitsdokumente gegeben, und am Ende wurden viele von
 ihnen mit Gewalt ausgewiesen."
 
 Viele Arbeiter waren Gastarbeiter aus Zentralasien, ihre Zahl wird
 auf über 50.000 geschätzt. Ein Reporter war für die Sportschau und
 "sport inside" in Tadschikistan in Zentralasien, nach Angaben
 internationaler Verbände wie Human Rights Watch Moskau der erste
 eines westlichen Mediums überhaupt, der dem Problem in der Heimat der
 Gastarbeiter nachging. Bereits im Februar letzten Jahres hatte Human
 Rights Watch in einem Bericht auf die Missstände auf den Baustellen
 von Sotschi hingewiesen, die vor allem die Gastarbeiter betreffen.
 Allerdings war daraufhin nichts passiert.
 
 Zahlreiche Gastarbeiter beschuldigen gegenüber ARD/WDR auch das
 russische Staatsunternehmen Olimpstroi, das für die Baustellen der
 Olympiabauten koordinierend verantwortlich ist. So sagt ein
 tadschikischer Arbeiter: "Als wir unser Geld haben wollten, hat unser
 Chef gesagt, Olimpstroi habe nicht bezahlt. Deshalb könne er auch
 nicht bezahlen." Sowohl Olimpstroi als auch das Organisationskomitee
 der Olympischen Spiele in Sotschi 2014 lehnten ein Interview oder
 eine Stellungnahme dazu ab.
 
 Das IOC verwies darauf, dass 13 Unternehmen nun Gehälter in Höhe
 von knapp sechs Millionen Euro nachgezahlt hätten. Wann und wie die
 Auszahlung bei den zumeist nicht registrierten Gastarbeitern von
 Sotschi, die überwiegend auch kein Bankkonto haben, erfolgt sein
 soll, schrieb das IOC trotz Nachfrage aber nicht.
 
 Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Europäischen
 Parlaments, Barbara Lochbihler, zeigte sich gegenüber der ARD
 erschüttert und die aufgedeckten Missstände einen "Skandal": "Das IOC
 darf nicht einfach so weitermachen wie bisher. Man hätte viel früher
 reagieren müssen, wenn man es ernst gemeint hätte, dass Arbeiter bei
 der Errichtung der Sportstätten nicht ausgebeutet werden sollen. Es
 ist jetzt absolut notwendig, dass das IOC, die russische Regierung
 und die einzelnen Unternehmen Verantwortung zeigen. Sie müssen dazu
 stehen, dass sie hier die extreme Ausbeutung der Arbeitsmigranten
 nicht verhindert haben."
 
 Mehrere Arbeiter berichteten der ARD und dem WDR zudem von
 teilweise menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen. So sagte
 ein Arbeiter: "Wir haben unser Geld nicht bekommen, hatten keinen Tag
 frei, haben mit acht Personen auf 18 Quadratmetern gelebt. Wenn du
 krank warst, dein Problem. Ausbeutung war das."
 
 Die Bundesregierung wollte sich auf Anfrage nicht äußern, weder
 Außenminister Frank-Walter Steinmeier noch der für den Sport
 zuständige Innenminister Thomas de Maizière.
 
 Die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi beginnen am 7.
 Februar. Sie gelten mit geschätzten Investitionskosten von mehr als
 40 Milliarden Euro als das teuerste Sportereignis aller Zeiten.
 
 
 
 Pressekontakt:
 Uwe-Jens Lindner
 WDR Presse und Information
 Telefon 0221 220 7100
 wdrpressedesk@wdr.de
 
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