(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Starten mit Teamgeist, ein Leitartikel von Jochim Stoltenberg

Geschrieben am 22-01-2014

Berlin (ots) - Aus Fehlern zu lernen ist eine Tugend. Im privaten
und beruflichen Umgang ebenso wie im politischen Miteinander. Die
große Koalition scheint willens, nicht zu wiederholen, was die kleine
vor vier Jahren gleich am Start versemmelt hat und bis ans Ende ihrer
Tage nicht wieder ausbügeln konnte. Zerstrittenheit war zum
Markenzeichen der bürgerlichen Koalition geworden. Was Angela Merkel,
Horst Seehofer und Guido Westerwelle nicht abschütteln konnten, das
wollen die Kanzlerin und ihr neuer Vizekanzler Sigmar Gabriel
zumindest auf absehbare Zeit nicht wiederholen: Streit und
Profilierung auf Kosten des anderen.

Es war eben kein Zufall, vielmehr Lehre aus schlechtem Beispiel,
dass das strittige Vorpreschen der SPD-Ministerneulinge Manuela
Schwesig (32-Stunden-Woche für Eltern) und Heiko Maas (Verschiebung
des Gesetzentwurfs zur Vorratsdatenspeicherung) für keinen größeren
koalitionsinternen Eklat sorgte, sondern auf Anweisung von Merkel und
Gabriel ein schnelles einvernehmliches Ende fand. Auf dass sich
solche Alleingänge mit hohem Streitpotenzial nicht schon im ersten
gemeinsamen Regierungsjahr wiederholen - auch dazu dient das Treffen
im ebenso abgeschiedenen wie gediegenen Schloss Meseberg.
Vertrauensbildung bei Arbeit und legerer Zweisamkeit am Kamin soll
nach Jahren der erbitterten Gegnerschaft ein Mannschaftsgefühl
entwickeln, ohne das auch jedes sportliche Team nicht weit kommt.

Ob es gelingt und wenn ja, wie lange es hält, wird in erster Linie
von den taktischen und strategischen Überlegungen der SPD abhängen.
Sie hat ja schon erklärt, dass sie nach der nächsten Wahl auch mit
den Grünen und - einem Tabubruch gleich - mit der Linkspartei
koalieren werde, wenn sie nur endlich wieder den Kanzler stellen
könne. Bis dahin muss Gabriels Partei allerdings in der Wählergunst
noch kräftig zulegen. Das wird sie nur schaffen, wenn sie mindestens
drei Jahre ein verlässlicher Partner bleibt und sich ihre Minister
als regierungstauglich in mindestens den beiden Schlüsselpositionen
(Gabriel/Energiewende, Nahles/Arbeitsmarkt) erweisen.

Trotz latenten Misstrauens hinsichtlich des Endes dieser
Legislaturperiode wird diese Koalition deshalb erst einmal besser
arbeiten als die vorherige. Es sei denn, einer der drei ist zur
Unzeit zum politischen Harakiri entschlossen. Doch der Untergang der
FDP ist Warnung genug.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

507785

weitere Artikel:
  • Südwest Presse: Kommentar zur UKRAINE Ulm (ots) - Es gibt grässliche Momente in der Weltgeschichte. In denen bis dahin friedliche Demonstranten Polizisten mit Molotow-Cocktails bewerfen, in denen Polizisten mit Pump-Guns auf die Demonstranten feuern. Das Grässlichste an solchen Momenten ist, dass sie sich tagelang dehnen. Die seit Sonntag in Kiew mal tobende, mal schwelende Straßenschlacht scheint keine Ende zu nehmen und kann über Nacht zum Blutbad geworden sein. Ausgang und Sieg sind ungewiss, die reine Feuerkraft ist auf Seiten der Staatsmacht, die Opposition ist zahlreicher mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Ziele ohne Substanz Zu den Klimavorhaben der Europäischen Union Cottbus (ots) - Ziele, die man sich gibt, sollten realistisch sein, sonst frustriert man sich nur selbst. Man kennt das von den Neujahrsvorsätzen. Sind sie aber zu lasch, verändert sich auch nichts. Die EU hat bei den Klimaschutzzielen einen Mittelweg gesucht, aber nicht gefunden. Und das nicht, weil sie "nur" eine Verringerung des Kohlendioxid- (CO2-)Ausstoßes um 40 Prozent bis 2013 erreichen will. Das ist nicht eben wenig. Auch nicht, weil sie verlangt, dass bis dahin 27 Prozent des Energieverbrauchs in Europa aus erneuerbaren Quellen mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Energiewende Bielefeld (ots) - Es gibt Gründe, an der Verwirklichung der europäischen Klimaziele zu zweifeln, wenn sie von der EU-Kommission, wie nun beschlossen, nicht mehr mit konkreten Vorgaben für regenerative Energien verbunden sind. Schließlich gibt es, sofern man eine Drosselung der Wirtschaft zurecht ausschließt, nicht viele Alternativen. Hehre, aber unkonkrete Ziele entsprechen auch nicht dem Wunsch der Wirtschaft nach klaren Rahmenbedingungen. Trotzdem verwirrt die Kritik der Bundesregierung. Sie kommt zu einem Zeitpunkt, da Berlin selbst mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Ukraine Bielefeld (ots) - Geschichte wiederholt sich - nicht immer. Vor fast zehn Jahren gelang es den Menschen in der Ukraine, die Macht der Kommunisten und deren Nachfolger zu brechen. Die Orangene Revolution gelang fast ohne Blutvergießen. Seit den Schlachten auf den Straßen Kiews in der vergangenen Nacht haben die Auseinandersetzungen eine neue Dimension erreicht. Im Kampf zwischen dem Drang nach Freiheit und der Bewahrung alter Machtstrukturen sind sieben Menschen umgekommen. Das wird kaum ohne Folgen bleiben. Die inhaftierte Oppositionsführerin mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Unruhen in der Ukraine Osnabrück (ots) - Achtung, Europa! Das Heer der Unzufriedenen schwillt an. Aus der Entfremdung von Autokraten und korrupten Regimen wird blanker Hass. Friedlicher Protest schlägt um in offene Gewalt. Nein, dies ist keine Kurzbeschreibung der Arabellion, die Rede ist von Europa. Es wird unruhig auf dem Kontinent. Die Demokratie sei in großen Teilen Osteuropas auf dem Rückzug, stellt die Bertelsmann-Stiftung in einer aktuellen Studie fest. Und sagt voraus, dass dort immer mehr Menschen nicht nur friedlich auf die Straße gehen. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht