| | | Geschrieben am 21-01-2014 Mittelbayerische Zeitung: Zum Scheitern verurteilt / Die Syrien-Konferenz kann nur ein Wunder retten. Schuld daran ist der Westen aber selbst. Leitartikel von Christian Kucznierz
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 Regensburg (ots) - Beinahe drei Jahre dauert der blutige
 Bürgerkrieg in Syrien nun schon. Er hat Tausende von Menschenleben
 gekostet, Millionen zur Flucht gezwungen und damit die vielleicht
 schlimmste Flüchtlingskatastrophe der vergangenen Jahrzehnte
 ausgelöst. Von heute an böte sich die Chance auf ein Ende des
 Mordens, des Leids und der Tragödie. Aber es gilt nur der Konjunktiv.
 Die Friedensverhandlungen sind zum Scheitern verurteilt. Und schuld
 daran ist vor allem die internationale Staatengemeinschaft. Der
 Westen hat versagt. Im Angesicht des Grauens haben sich die Vereinten
 Nationen bislang nur darauf einigen können, dass das Assad-Regime
 seine Chemiewaffen ausliefert. Ja, die Vernichtung der
 abscheulichsten aller Waffen ist ein Erfolg - in dessen Schatten aber
 das konventionelle Töten weitergegangen ist. Berichte über
 Nagelbomben, die über Städten abgeworfen werden und unschuldige
 Menschen zerfetzen, finden kaum noch Eingang in die
 Berichterstattung. Weil sie bedeuten, dass nichts, aber auch gar
 nichts gut ist in Syrien. Wer heute behauptet, dass Basschar al-Assad
 im Amt bleiben müsse, weil alle anderen potenziellen Nachfolger noch
 schlimmer sein werden, hängt einer eigentümlichen Vorstellung von
 politischer Legitimität nach. Wie kann ein Mann, dessen Armee Giftgas
 gegen sein eigenes Volk eingesetzt hat, der den Tod von Kindern in
 Kauf nahm, im Amt bleiben? Wer kann ernsthaft fordern, dass ein
 Präsident nach einem der brutalsten Kriege der vergangenen Jahre
 seinen Posten behält, wenn er zulässt, dass in seinen Gefängnissen
 Menschen systematisch zu Tode gefoltert werden? Assad ist nicht, was
 er lange zu sein schien: Ein moderner, vielleicht sogar moderater
 Herrscher. Er ist ein gnadenloser Despot, der sich mit Macht, Militär
 und blutverschmierten Händen an sein Amt klammert. Aber weil hinter
 ihm eine ehemalige Supermacht - Russland - und eine Regionalmacht -
 Iran - stehen, traut sich niemand, auch nicht der einstige
 Weltpolizist USA, an Damaskus heran. US-Präsident Barack Obama hatte
 von einer "roten Linie" gesprochen, die überschritten sei, sollte
 Assad Giftgas einsetzen. Er tat es - und nichts geschah. Assad hat
 die USA in ihrer außenpolitischen Schwäche entblößt. Ebenso wie die
 Vereinten Nationen sich bloßstellen ließen. UN-Generalsekretär Ban Ki
 Moon hatte die richtige Idee, als er den Iran bat, an den
 Verhandlungen in Genf teilzunehmen. Nur unter Einbeziehung des
 verbündeten Nachbarstaats kann überhaupt noch Einfluss auf Assad
 ausgeübt werden. Aber Ban hat Fehler gemacht, die in seinem Amt nicht
 akzeptabel sind. Er hat sich offenbar weder mit Washington, noch mit
 der zerstrittenen syrischen Opposition abgestimmt und sich in der
 Folge auch noch derart unter Druck setzen lassen, dass er den Iran
 wieder auslud. Nicht genug damit also, dass die Vereinigten Staaten
 in der Syrienfrage unglaubwürdig geworden sind. Nun leisten ihnen
 auch noch die UN auf der Verlierbank Gesellschaft. All das geschieht,
 während sich der Syrienkonflikt ohnehin schon balkanisiert hat. Die
 Fronten verlaufen asymmetrisch, zwischen Regime und Opposition, aber
 auch zwischen den Rebellengruppen. Auch das ist eine Folge des viel
 zu langen Zögerns des Westens, Partei zu ergreifen. Geschieht kein
 Wunder, wird die Syrien-Konferenz mit ein paar Absichtserklärungen
 enden, die nichts daran ändern, dass täglich mehr Menschen ermordet
 werden oder in eine Zukunft fliehen, in der Kälte, Hunger und Elend
 in überfüllten Städten und Lagern warten. Wenn es nach dem
 Afghanistankrieg wirklich eines weiteren Beweises bedurft hätte, wie
 machtlos die internationale Gemeinschaft in einer sich weiter
 dezentralisierenden Welt geworden ist: Syrien liefert ihn, seit
 Monaten, jeden Tag, auf dem Rücken von Millionen Männern, Frauen und
 Kindern.
 
 
 
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