NRZ: Olympia in Zeiten der Lüge - Kommentar von Reinhard Schüssler
Geschrieben am 26-07-2012 |   
 
 Essen (ots) - Auch der Volksmund sagt nicht immer die Wahrheit.  
Hätten etwa Lügen, wie ein Sprichwort behauptet, kurze Beine, dann  
würden wir bei den Olympischen Spielen in London wohl kaum Läufer vom 
Schlage eines Usain Bolt sehen. Den Anspruch auf die in der  
Rechtsprechung geltende Unschuldsvermutung hat der Hochleistungssport 
auf seinem Weg zu immer neuen Rekorden durch eigenes Verschulden  
längst verspielt. Aber nicht nur manipulierende (oder manipulierte)  
Athleten, bei denen in einer überwiegend nach Erfolg um jeden Preis  
strebenden Gesellschaft kaum noch zwischen Opfern und Tätern zu  
unterscheiden ist, spiegeln dem Publikum falsche Tatsachen vor. Auch  
die Medien, was ausdrücklich als Selbstkritik zu verstehen ist. Wer  
in diesen Tagen wieder einmal neue Rekordmeldungen über die Zahl der  
geschätzten Fernsehzuschauer bei der Eröffnungsfeier liest (2008 in  
Peking war von bis zu vier Milliarden die Rede), sollte wissen, dass  
es laut einer Studie gerade mal 1,5 Milliarden Fernsehgeräte auf der  
Erde gibt. Realistische, auf der Basis der Einschaltquoten in den  
bevölkerungsreichsten Ländern ermittelte Zuschauerzahlen von 500 bis  
600 Millionen sind jedoch in einer Welt, die sich das olympische  
Motto vom "schneller, höher, stärker" zu eigen gemacht hat, nicht  
mehr spektakulär genug. Dabei hat die vom französischen Baron Pierre  
de Coubertin 1896 wiederbelebte Idee aus der Antike auch ohne  
Übertreibung viel zu bieten. Obwohl immer wieder von der Politik  
missbraucht, haben sich die Olympischen Spiele als unzerstörbar  
erwiesen und sind mit Teilnehmern aus 204 Ländern (wenigstens diese  
Zahl ist verbürgt) nach wie vor das letzte große Fest der Menschheit. 
Vier Jahre nach den Pekinger Auflage, von der die fatale Botschaft  
ausging, Olympische Spiele in einer Atmosphäre der Repression seien  
akzeptabel, bietet London, was nicht gering zu schätzen ist, wieder  
die Chance einer von politischer Einflussnahme weitgehend freien  
Veranstaltung. Daran ändert auch nichts die Anwesenheit von vielen  
Tausend Soldaten und Polizisten, die für die Sicherheit der Sportler  
wie Besucher abgestellt sind. Keine Frage: Coubertins Vision ist von  
seinen Nachfolgern inzwischen meistbietend verkauft worden. Was zu  
solchen skurrilen Begleiterscheinungen führt, dass die im Umfeld  
sämtlicher Wettkampfstätten angebotenen Pommes frites ausschließlich  
vom Hauptsponsor McDonald's stammen müssen. Aber so schamlos die  
olympischen Ideale im Laufe der Zeit auch verraten wurden - sie sind  
es allemal wert, verteidigt zu werden. Vergessen wir nicht: In den  
nächsten zwei Wochen erleben wir auch wieder leuchtende Beispiele von 
Willenskraft, Teamgeist und Fairplay. Gründe genug, um die  
ungebrochene Faszination Olympias in Zeiten berechtigt wachsender  
Skepsis gegenüber dem Hochleistungssport und seiner Organisatoren zu  
erklären. Auch London 2012 wird weltweit wieder Millionen Menschen,  
wie viele auch immer, in den Bann ziehen. Und dabei dank  
überwältigender, emotionaler Bilder helfen, von echten  
Schlachtfeldern und Krisenherden abzulenken. Das mag man bedauern.  
Gleichwohl sollte sich niemand seine ehrliche Freude auf die  
Wettkämpfe vermiesen lassen. Gilt doch: Mit all ihren Widersprüchen  
stellen die Spiele die Welt dar, in der wir leben. 
 
 
 
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