Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Deutschland-Trend
Die Präsidenten-Kanzlerin
CARSTEN HEIL
Geschrieben am 03-02-2012 |   
 
 Bielefeld (ots) - Das ist absolut ungewöhnlich. Erst gut die  
Hälfte der Legislaturperiode im Bund ist um, und Kanzlerin Angela  
Merkel steht fast im Zenit ihrer Beliebtheit: 64 Prozent Zustimmung  
sind rekordverdächtig. Eigentlich hat es in Deutschland Tradition,  
dass Kanzler in dieser Phase der Wahlperiode ganz unten stehen. Erst  
im Wahlkampf, auf den letzten Metern, wie es so schön heißt, geben  
sie Gas, streichen den Amtsbonus ein und gewinnen oft hauchdünn die  
Wahl vor dem Herausforderer. So war es wiederholt bei Helmut Kohl und 
auch bei Gerhard Schröder der Fall. Nicht so bei Angela Merkel, der  
vielfach Unterschätzten. Sie macht in den Augen der Bürgerinnen und  
Bürger eine Menge richtig. Auch wenn Medien oft Merkels  
Unentschlossenheit und ihre Politik des mangelnden Zupackens  
kritisieren, den Wählern gefällt das. Ihre möglichen  
SPD-Gegenkandidaten bei einer Bundestagswahl werden sich warm  
anziehen müssen. Frank-Walter Steinmeier, Peer Steinbrück und vor  
allem Sigmar Gabriel liegen im persönlichen Ansehen weit hinter der  
Kanzlerin. Merkel hat von ihrem Ziehvater Helmut Kohl gelernt. Sich  
nicht verrückt machen lassen, schon gar nicht in Krisen. Abwarten,  
vielleicht sogar aussitzen, dann kann man immer noch entscheiden,  
oder manches hat sich dann von allein erledigt. Die Wirtschaftslage  
in Deutschland - wenn auch von den Menschen im Land skeptisch  
beurteilt - ist derzeit noch so robust, der Arbeitsmarkt so stabil,  
dass Merkel davon profitieren kann. Und die ganzen politischen Ränke  
und Skandale bleiben nicht an ihr kleben. Der Rücktritt von Horst  
Köhler, der unrühmliche Abgang von Karl-Theodor zu Guttenberg und  
auch die zum Skandal summierten Skandälchen von Bundespräsident  
Christian Wulff schaden Merkel nicht. Obwohl sie es war, die alle  
drei Genannten ausgewählt und auf den Schild gehoben hat. Das liegt  
vornehmlich daran, dass sie selbst als besonders integer und  
rechtschaffen wahrgenommen wird und damit zum Gegenmodell des den  
eigenen Vorteil suchenden Bundespräsidenten Wulff. Kann sich jemand  
ernsthaft vorstellen, dass Angela Merkel sich bei einem Privatflug  
von einem Unternehmer in die Business-Class upgraden lässt? Dass sie  
eine Hotel-Suite bezieht, obwohl sie selbst nur ein schlichtes  
Doppelzimmer bezahlt? 73 Prozent sagen, Merkel sei "rechtschaffen und 
nicht auf den eigenen Vorteil bedacht". Vor der erschreckenden und  
beschämenden Kulisse des Wulff-Theaters kann Merkel unangefochten die 
Rolle der Präsidenten-Kanzlerin geben. Sie steht derzeit über allen  
Ränkespielen, auch wenn nicht alle mit ihrer Politik einverstanden  
sind. Dafür haben die Wählerinnen und Wähler ein feines Gespür. Wie  
auch im Fall Wulff, dessen Rücktritt erstmals die Mehrheit (54  
Prozent) fordert. Und ganz finster: 76 Prozent halten ihren  
Bundespräsidenten für unehrlich. Doch auch das Festhalten am  
strauchelnden Bundespräsidenten wird für Merkel zu einem Pluspunkt. 
 
 
 
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