| | | Geschrieben am 20-01-2011 Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 21. Januar 2011 die jüngsten Vorfällen bei der Bundeswehr:
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 Bremen (ots) - Nun ist Führung gefragt
 
 von Joerg Helge Wagner
 
 "Chaostage bei der Bundeswehr" titelte gestern die Online-Ausgabe
 einer Hamburger Illustrierten. Das ist sicherlich boulevardesk
 übertrieben, doch die Häufung ernster Vorfälle sollte die
 Verantwortlichen schon alarmieren - insbesondere so kurz vor der
 Bundestagsabstimmung über die Verlängerung des Afghanistan-Mandats
 für die Bundeswehr. Karl-Theodor zu Guttenberg, bislang Liebling der
 öffentlichen Meinung, muss jetzt zeigen, dass er seinem Hang zum
 Klartext auch klare Schritte - und notfalls Schnitte - folgen lässt.
 Aufruhr auf einem Ausbildungsschiff, angebliche Vertuschungsversuche
 bei einem Unfall in Afghanistan, geöffnete und entwendete Feldpost -
 das ist nicht nur ein Imageproblem, das ist schieres Gift für die
 Moral der Truppe. Einer Truppe, die zunehmend zu einer Armee im
 Einsatz wird und werden soll, wie der zuständige Minister ja bei
 jeder Gelegenheit betont. Nun muss er diese Truppe als Inhaber der
 Befehls- und Kommandogewalt, wie es offiziell heißt, aber auch
 führen. Schon aus Verantwortungsgefühl, aber auch, um seine
 zahlreichen politischen Gegner zu widerlegen. Die würden ihn nämlich
 nur allzu gerne vorführen: als Luftikus, als lediglich gutaussehenden
 und gewandten Ankündigungsminister. Das nächstliegende ist, dass
 Guttenberg die Aufklärung der drei genannten Fälle zur Chefsache
 macht. Das lässt sich nicht mit ein, zwei kernigen Statements
 erledigen wie die Aufregung um etwas rustikale Initiationsrituale bei
 manchen Kampfeinheiten. Jetzt geht es um zwei Todesfälle und einen
 eklatanten Vertrauensbruch gegenüber Soldaten im Einsatz und deren
 Angehörigen. Jetzt ist ganz oben Führung gefragt. Besonders brisant
 sind die beiden Fälle aus Afghanistan, zumal zwischen ihnen durchaus
 ein Zusammenhang bestehen könnte: Wenn tatsächlich massenhaft
 Feldpostbriefe geöffnet wurden, um die fahrlässige Tötung eines
 Soldaten durch einen Kameraden auf einem Außenposten zu vertuschen,
 wäre das einer der größten Skandale in der Geschichte der Bundeswehr
 - vergleichbar mit dem sadistischen "Schleifer von Nagold" in den
 60er Jahren oder dem massenhaften Absturz von Starfightern in den
 70ern. Da offenbar auch die ermittelnde Staatsanwaltschaft Gera immer
 noch auf Akten der Bundeswehr wartet, muss Guttenberg maximalen Druck
 im eigenen Haus erzeugen: Er sollte sich mehrfach täglich den Stand
 der Dinge vortragen lassen. Im Falle der "Gorch Fock" scheint es
 hingegen angebracht, durch eine zügige Ermittlung erst einmal für
 Beruhigung zu sorgen - und dann klarzustellen, was bei der
 Offiziersausbildung auf einem Kriegsschiff geht und was eben nicht.
 Hier muss auch der Wehrbeauftragte Augenmaß bewahren. Die angehenden
 Offiziere sollen ihre Soldaten später auch einmal in extrem
 gefährlichen Situationen führen können. Wer diesen Beruf anstrebt,
 kann sich selbst nach dem erschütternden Tod einer Kameradin nicht
 einfach weigern, das für den Schiffsbetrieb Notwendige zu tun. Bei
 einem Segelschiff ist das eben auch das Setzen der Segel. Wer das
 erst einmal ergebnisoffen mit seinen Ausbildern diskutieren möchte,
 sollte sich doch lieber einen Zivilberuf an Land suchen. Andererseits
 zeugt es auch nicht von souveräner Führungsstärke, wenn die Stammcrew
 das einzelnen nicht vermitteln kann und gleich von "Meuterei"
 spricht. Und wie ein Kadett mit Höhenangst auf einen Dreimaster
 gelangen konnte, ist ebenso zu hinterfragen - auch von dem gelernten
 Gebirgsjäger Guttenberg. joerg-helge.wagner@weser-kurier.de
 
 
 
 Pressekontakt:
 Weser-Kurier
 Produzierender Chefredakteur
 Telefon: +49(0)421 3671 3200
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