(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zu den Skandalen des italienischen Ministerpräsidenten:

Geschrieben am 22-06-2009

Cottbus (ots) - Wieder einmal, so scheint es, versinkt Italien
unter einer großen Welle von Unrat. Es ist diesmal nicht der
stinkende Hausmüll auf Neapels Straßen. Der italienische
Ministerpräsident Silvio Berlusconi sieht sich den Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft Bari ausgesetzt, die vermutet, ein Unternehmer aus
der süditalienischen Stadt habe dem Premier gegen Bezahlung Frauen
zugeführt und somit "Beihilfe zur Prostitution" geleistet. Gegen
Berlusconi selbst, dessen ausschweifender Lebensstil seit Langem
bekannt ist, wird nicht ermittelt. Die Frage ist, ob der gegenwärtige
Skandal den italienischen Premier zum Sturz bringen wird oder nicht.
Auch wenn Berlusconi derzeit stark in Bedrängnis ist: Die
Regierungsmitglieder zeigten sich mehrfach solidarisch. Viele seiner
Anhänger glauben an die von Berlusconi selbst lancierte Verschwörung
von Justiz, Opposition und Journaille.
Zu beweisen, Berlusconi habe wissentlich die Dienste von
Prostituierten angenommen und dafür bezahlen lassen, wird kaum
möglich sein. Der springende Punkt ist die moralische Dimension der
Affäre. Doch hier ist der Ministerpräsident fein heraus: Eine hohe
Moral hat er noch nie für sich in Anspruch genommen, im Gegensatz zu
anderen westlichen Regierungschefs, die viel eher über eine
Prostitutionsaffäre stolpern würden, weil sie moralisches Handeln als
Fundament ihrer politischen Glaubwürdigkeit dargestellt haben. Kleine
Lügen und große Vergehen haben Berlusconi noch nie geschadet. Er ist
in Italien so beliebt, weil er sich erfolgreich als Mann des Volkes
und Gegner eines bei den meisten Italienern verdächtigen
Staats-Ungetüms inszeniert hat. Er überstand unzählige Justiz-Affären
und rechtfertigte als Ministerpräsident sogar Steuerhinterziehung -
wenn die Abgaben an den Staat zu hoch seien.
Selbst das katholische Italien, das Berlusconi immer schon
distanziert gegenüber stand, ihn aber als das kleinere Übel gegenüber
der Linken empfindet und über seine privaten Eskapaden hinwegsieht,
rührt sich in diesen Tagen kaum: Die Zeitung der italienischen
Bischofskonferenz "Avvenire" verlangt nur klärende Worte und wünscht
sich, dass der Skandal bald aus den Schlagzeilen verschwindet. Diese
Hoffnung ist berechtigt: Während die in Italien verhältnismäßig wenig
gelesenen Zeitungen ausführlich über den Fall berichten, wird die
Affäre in den viel gesehenen, von der Regierung kontrollierten
Nachrichtensendungen verschwiegen oder entschärft dargestellt. Dass
der Ministerpräsident auch der einflussreichste Medienunternehmer im
Land ist, zahlt sich nicht zum ersten Mal für ihn aus.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

210200

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Zur Debatte um die Rente mit 67: Cottbus (ots) - Die Forderung klingt populär, mehr als Wahlkampfgetöse ist sie aber hoffentlich nicht. Denn sollte die SPD tatsächlich den Zug zur Aufweichung der Rente mit 67 auf die Gleise setzen, würde sie sich selbst eines weiteren Stücks ihrer Glaubwürdigkeit berauben. Und sie würde damit auch ihren Vorsitzenden Franz Müntefering kräftig demontieren. Schließlich hat kein anderer so für die Rente mit.67 gekämpft wie er. Die Partei war bei dem Thema hin- und hergerissen, aber sie ist Münteferings Kurs der demografischen Realitäten dann mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Kfz-Diebstähle in der Grenzregion nehmen weiter zu Cottbus (ots) - Die Kriminalität in der brandenburgischen Grenzregion nimmt weiter ab. Diese Aussage der neuesten Statistik wäre an sich erfreulich. Leider gibt das Zahlenwerk auch über zwei weniger erfreuliche Trends Auskunft: Auto-Diebstähle und Laubeneinbrüche haben in Guben, Forst und Eisenhüttenstadt zugenommen. Dies droht, das nach der Grenzöffnung verbesserte Klima zwischen den Nachbarn Deutschland und Polen zu belasten - und erfordert schon deshalb genaues Hinsehen und durchdachtes Handeln. Sind die Täter wirklich vor allem Nicht-Deutsche? mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Agrar / EU / Klonfleisch Osnabrück (ots) - Widerlich Steak vom geklonten Rind wird so schnell auf keiner Speisekarte in Deutschlands Restaurants stehen. Es wird auch nicht bald unbemerkt in der Kühltheke landen. Weltweit stehen nicht einmal 5000 geklonte Rinder auf den Weiden. Selbst wenn die Europäische Union nun erlaubt, das Fleisch ihrer Nachfahren zu vermarkten - das Klonen ist viel zu teuer für die Lebensmittelproduktion. Trotzdem ist es falsch, den Verkauf solcher Produkte zuzulassen. Wissenschaftler mögen zwar damit recht haben, dass sich Klonfleisch mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Soziales / Rente Osnabrück (ots) - Kurzsichtig Merkwürdig: Die Einführung der Rente mit 67 beginnt erst 2012. Und ihre volle Wirkung wird sie im Jahr 2029 entfalten. Aber schon heute sagen Kritiker, das System sei unrealistisch. Ihre Argumente sind freilich schwach. Und ihre vermeintliche Weitsicht entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Kurzsichtigkeit. Zwar verschärft die Wirtschaftskrise die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Und auch Ältere werden das zu spüren bekommen, wie Gewerkschafter und Teile der SPD zu Recht anmerken. Doch darf man wohl die mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Energie / Umwelt / Klima Osnabrück (ots) - Ab nach China? Auf den letzten Drücker haben die Fraktionschefs von Union und SPD ein dickes Problem zusammengeschrumpft: Die unterirdische Entsorgung des Klimakillers Kohlendioxid kommt, allerdings nur in Form weniger Pilotanlagen. Dafür entfällt die umstrittene 550 Kilometer lange Pipeline durch Nordwestdeutschland, durch die das giftige CO2 aus Kohlekraftwerken abtransportiert werden sollte. So hoffen die Koalitionäre auf doppelten Effekt: Wählerproteste verhindern und die Energieversorger zufriedenstellen. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht