(Registrieren)

LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu SPD/Clement -

Geschrieben am 24-11-2008

Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder. CDU-Chefin Merkel kann sich
freuen und von Spaltungstendenzen in der Union ablenken. Doch für die
Stabilität der deutschen Demokratie ist es kein gutes Zeichen, was
sich derzeit in der SPD abspielt. Für Schadenfreude oder
Krokodilstränen besteht wenig Anlass. Denn mit einer seltsamen Lust
an Streit und Untergang zerlegt sich die SPD selbst als Volkspartei.
Bei den Sozialdemokraten fällt Stück für Stück auseinander, was schon
längst nicht mehr zusammengehört. Linker und gemäßigter Flügel stehen
inhaltlich und mental im Parteienspektrum ähnlich unversöhnlich
gegeneinander, wie man das ansonsten nur zwischen Bürgerlichen und
Linken feststellen kann. Dabei haben Parteichef Müntefering und
Kanzlerkandidat Steinmeier die Situation immer öfter nicht im Griff.
Sie sind ratlose Zaungäste innerparteilicher Ränkespiele. Die besten
Beispiele sind die für die SPD verheerenden Geschehnisse in Hessen
und der Umgang mit Kritikern in den eigenen Reihen.
Wie die SPD mit den hessischen Abweichlern und ihrem ehemaligen
Superminister Wolfgang Clement umgeht, ist der ältesten deutschen
Partei nicht würdig. Es wirft ein Schlaglicht auf den Umgang mit
Andersdenkenden in den eigenen Reihen und steigert die
Parteienverdrossenheit. Eine demokratische Partei muss damit leben
können, dass Abgeordnete sich aus Gewissensgründen dem Wahlbetrug
einer Vorsitzenden verweigern. Und wenn Clement das ziemlich
weltfremde Wahlprogramm von Andrea Ypsilanti zutreffend als
wirtschaftsfeindlich einstuft, muss das einem Sozialdemokraten, der
sich um den Erhalt von Arbeitsplätzen sorgt, gestattet sein. Man
könnte auch meinen, es sei geradezu seine Pflicht. Natürlich darf man
da auch anderer Meinung sein und die Tonart Clements oder den
Zeitpunkt des Ausbremsens Ypsilantis kritisieren. Das aber ist im
Vergleich zu innerparteilicher Meinungsfreiheit zweitrangig. Jetzt
aber droht sowohl Clement als auch einigen hessischen Abgeordneten
wegen angeblich parteischädigenden Verhaltens der Parteiausschluss.
Was für ein Beispiel für die Jugend soll derartige Verfolgung
eigentlich sein? Müsste jetzt nicht eher ein
Parteiausschluss-Verfahren gegen Ypsilanti eingeleitet werden, weil
ihre Machtgier und ihr gebrochenes Wort der SPD weit über Hessen
hinaus schaden? Will die SPD aber so etwas wie eine Volkspartei mit
Meinungsspektrum bleiben, sind jetzt nicht streitende Kesselflicker
gefragt, sondern Versöhner mit Autorität. Müntefering und Steinmeier
aber, die den Ausschluss Clements nicht wollen, haben nicht die volle
Kontrolle und bleiben deswegen öffentlich seltsam still, wenn es um
innerparteiliche Meinungsfreiheit geht.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

172509

weitere Artikel:
  • Ostsee-Zeitung: Siemens-Prozess/Schelsky Rostock (ots) - Wie ein verborgener Sonnenkönig residierte Wilhelm Schelsky in Greifswald. Obwohl nur wenige Normalbürger in der Stadt mit seinem Namen etwas anfangen konnten, war sein Wirken unübersehbar. Als Retter sprang er ein, als Siemens einen Greifswalder Produktionsstandort dichtmachte. Dank seines Geldes ging der Betrieb weiter. CDU-Politiker, allen voran der Bundestagsabgeordnete Ulrich Adam, freuten sich über üppige Spenden.Im Geben war Schelsky ganz groß. Was hat er bloß falsch gemacht? Schelsky war der Geheimagent von Siemens. mehr...

  • Rheinische Post: Fatale Kunstfehler Düsseldorf (ots) - Von Eva Quadbeck Menschen machen Fehler. Wenn Ärzte Fehler machen, ist dies fatal: Ein falsch amputiertes Gliedmaß lässt sich nicht wieder an den Patienten flicken. Eine falsche Therapie kann einen Menschen das Leben kosten. Die Zahl der so genannten Kunstfehler ist nach wie vor erschreckend hoch. Immer wieder kommt es in Krankenhäusern zu Infektionen, weil sich das Personal - Ärzte wie Pflegekräfte - nicht vorschriftsgemäß die Hände waschen. Diese leicht vermeidbaren Fehler mit schwerwiegenden Folgen müssen streng mehr...

  • Rheinische Post: Begnadigung irritiert Düsseldorf (ots) - Von Detlev Hüwel Die Nachricht von der bevorstehenden Freilassung des RAF-Terroristen Christian Klar löst Irritation und großes Unbehagen aus. Sicher, der inzwischen 56-Jährige hat für seine Schandtaten lange gebüßt, hat 26 Jahre hinter Gittern verbracht. Da wäre eine Begnadigung an sich nichts Unübliches. "Lebenslang" bedeutet in unserem Rechtssystem eben in der Regel nicht ein ganzes Leben lang, sondern "nur" bis zu einem Vierteljahrhundert. Was in diesem Fall jedoch besonders übel aufstößt, ist die Tatsache, mehr...

  • Rheinische Post: Citigroup: Absturz eines Giganten Düsseldorf (ots) - Von Georg Winters Die Citigroup, einst die größte Bank der Welt, erlebt einen beispiellosen Absturz. Mehr als zehn Milliarden Dollar Verlust sind in diesem Jahr schon aufgelaufen, über 50000 Jobs fallen weg, und die Bank hängt mehr denn je am Tropf der Politik - schlimmer geht's nimmer. Gegen das, was die amerikanische Regierung bei der Citigroup tun muss, sind die Einzelhilfen in Deutschland Kleinkram. Die Citigroup droht zum Fass ohne Boden zu werden. Wer wie Konzernchef Vikram Pandit neue Bilanzierungsregeln nutzt, mehr...

  • Rheinische Post: Gutscheine - teuer und sinnlos Düsseldorf (ots) - Von Antje Höning Heute vor 35 Jahren übernahmen die Fußgänger die Macht auf den Autobahnen. Die Regierung hatte den ersten von drei autofreien Sonntagen angeordnet, um den explodierenden Ölpreis zu senken. Das Ganze funktionierte bekanntlich nicht, weil ein einzelnes Land sich mit derart anrührenden Maßnahmen nicht gegen die Weltkrise stemmen kann, und die Krise am Ende von allein vorbei geht. Das gleiche gilt für den Vorschlag, jedem Bürger einen Konsum-Gutschein von 500 Euro zu schenken. Ein Großteil des verschenkten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht