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Westdeutsche Zeitung: Wolfgang Clement und die Linksöffnung der SPD = Von Martin Vogler

Geschrieben am 26-02-2008

Düsseldorf (ots) - Wolfgang Clement kann es nicht lassen. Die
Genossen drohten ihm bereits mit Parteiausschluss, weil er den
Bürgern in Hessen von der Wahl der SPD mit ihrer Kandidatin Ypsilanti
abgeraten hatte. Damals begründete er seine Empfehlung noch mit deren
energiepolitischen Plänen. Jetzt fährt er weitaus schärfere Geschütze
auf. Er attackiert nicht nur die hessische Kandidatin, sondern die
gesamte Führungsriege der SPD. Weil diese den Weg für eine Wahl
Ypsilantis zur Ministerpräsidentin mit den Stimmen der Linkspartei
frei machte, spricht er von Wortbruch. Sein Vokabular unterscheidet
sich kaum mehr von dem der Union oder der FDP.
Dem früheren NRW-Ministerpräsidenten muss klar sein, dass mit solchen
Aussagen sein Rauswurf aus der Partei immer näher rückt. Was ihn
offenbar nicht stört. Man kann das starrköpfig nennen. Man kann das
aber auch positiv sehen: Warum sollte Clement nicht die ehrliche
Sorge um die Zukunft seiner Partei umtreiben? Das Argument, mit dem
linken Kuschelkurs könne die SPD im radikalen Lager wenig gewinnen,
aber in der Mitte viel verlieren, hat seine Berechtigung.
Mit dieser Ansicht steht er nicht alleine da, wie sich gestern in
direkten Äußerungen und auch Zwischentönen zeigte. Die mögliche
Links-Öffnung in Hessen, die Parteichef Beck vor der Hamburg-Wahl
herausposaunte, kann der SPD am vergangenen Sonntag ein paar
Prozentpunkte gekostet haben. Gravierender ist, dass sich Beck zwar
mit seinem vorher nicht abgesprochenen Vorstoß durchsetzen konnte,
aber damit einen Pyrrhussieg errang. Denn die Zweifel an seiner
strategischen Qualität und seinem Gespür für den richtigen
Zeitpunkt einer Entscheidung sind gewachsen.
Allerdings ist die Nervosität der SPD angesichts des Erstarkens der
Linken auch verständlich. Alle Parteien sind zu Recht alarmiert. Denn
der Verdacht, dass hier eine Gruppe in ganz Deutschland Macht
gewinnt, die einem überholt geglaubten Weltbild nachhängt und unser
Gesellschaftssystem radikal verändern möchte, steht im Raum.
Tröstlich ist nur ein Gedanke: Wahrscheinlich ist die Zustimmung in
der Bevölkerung gar nicht so gewachsen, wie es scheint. Viele sind
schlicht Protestwähler, die vorher gar nicht zur Urne gingen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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