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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Afghanistan

Geschrieben am 15-04-2010

Bielefeld (ots) - Schluss mit Schönreden. Der Tod von vier
deutschen Soldaten in Afghanistan gestern zwischen Kundus und Kabul
zeigt: Die Bundeswehr ist in der Defensive, der Terror hat das Sagen,
es gibt keinen wirksamen Schutz für unsere Soldaten, sobald sie ihre
Feldlager verlassen.
Sieben Gefallene und ein Dutzend körperlich Verletzte seit dem
schwarzen Karfreitag vor 14 Tagen lassen befürchten, die bislang
schwerste und verlustreichste Einsatzphase ist noch nicht
überstanden. Sie hat womöglich gerade erst begonnen.
Der Volltreffer einer nach ersten Informationen ungelenkten Rakete
vom Typ BM1 auf den gepanzerten, 8,6 Tonnen schweren Wunderjeep
»Eagle IV« nannte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
»besonders tragisch«. Man kann es auch mehr Glück als Verstand
nennen, dass keine der vermutlich mehr als 150 Raketen dieses Typs
zuvor nennenswerte Schäden verursacht hatte. Denn seit Jahren werden
BM1 auf das Feldlager Kundus abgefeuert. Längst verweigert das
Einsatzführungskommando dazu Zahlenangaben.
An sich sollte der hochgelobte »Eagle IV« die deutsche Debatte über
Austrüstungsmängel beenden. Die gestern morgen bekanntgewordene
Bestellung 60 zusätzlicher Exemplare wandelte sich noch am gleichen
Tag von einer guten Nachricht zur tragischen Randnotiz.
Die angekündigte Verlegung von zwei Haubitzen und mehreren
Schützenpanzern »Marder« spricht eine klare militärische Sprache. Das
wohl kaum noch PRT, nämlich »Wiederaufbauteam« zu nennende Projekt in
Kundus geht nicht in die Offensive. Im Gegenteil: Es igelt sich ein.
Der Blutzoll ist zu hoch.
Der nächste entführte Tanklaster wird wohl im Umkreis von 40
Kilometern aus dem Lager heraus artilleristisch bekämpft - im
Idealfall bevor Zivilisten zwecks Benzinklau auf dem Schlachtfeld
erscheinen. Mehr geht nicht mehr.
Mittelschwere Panzer wurden bislang von den Militärs abgelehnt, weil
Reichweite und Haltbarkeit der Ketten im extrem feinen afghanischen
Staub begrenzt sind. Die ganze Aktion gilt Experten als hilflos.
Taliban, die aus Gruppen von Frauen und Kindern heraus operieren,
werden dies auch mit der Panzerfaust tun.
Eigentlich sollen die deutschen Soldaten bis zum Abzug von 2011 an
genau das tun, was sie am Karfreitag in Char Darah und gestern als
Ausbilder der afghanischen Armee in einer anderen Taliban-Hochburg
südlich von Kundus unternahmen: Präsenz zeigen, offensiv werden,
Widerstand brechen. Eigentlich...
Auch wenn zu Guttenberg gestern stante pede wieder nach Afghanistan
einreiste, wird er eines nicht verhindern können. Hierzulande werden
die Rufe nach dem Rückzug (aus der Fläche) vor dem Abzug (aus dem
Land) immer lauter. Das ist ist zwar militärisch unsinnig, aber ganz
im Sinne der Unversehrtheit unserer Soldaten. Das ist keine Frage der
Ehre, sondern der Vernunft.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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