(Registrieren)

WAZ: Schickedanz und Wiedeking - Wie gewonnen, so zerronnen. Leitartikel von Wilhelm Klümper

Geschrieben am 19-07-2009

Essen (ots) - Die Arme: Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz lebt
nach eigenen Angaben derzeit nur noch von 600 Euro im Monat. Die
Anteile der Großaktionärin von Arcandor waren mal drei Milliarden
Euro wert, heute sind es noch 27 Millionen Euro. Die Aktien sind aber
praktisch unverkäuflich, da niemand Papiere eines vor dem Konkurs
stehenden Unternehmens kauft. Natürlich hat Schickedanz noch
reichlich Privatvermögen in Form von Häusern, Beteiligungen und was
man sich sonst noch so als Milliardär leisten kann. Auch diese
geschätzten 170 Millionen Euro wären futsch, wenn Arcandor vollends
abschmiert.

Noch muss Schickedanz wohl nicht am Hungertuch nagen. Daher
wissen wir nicht, warum sie das peinliche Heul- und Trieftheater von
der darbenden Reichen gibt. Statt Feinkost nur noch Aldi und Lidl,
eine kleine Pizza und ein Viertele beim Italiener um die Ecke. Und
Gott sei Dank gibt es noch Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten.
Unser Mitleid und das der meisten Bürger hält sich in Grenzen,
erkennen sie doch bei den Schilderungen von Schickedanz ihr eigenes
ganz normales auf Kante genähtes Leben wieder.

Sieht man von der Huch-plötzlich-bin-ich-arm-Geschichte ab, ist
Schickedanz eine Unternehmerin, die bei einer Pleite mit ihrem
gesamten Privatvermögen haftet. Die Wirtschaftswunderfamilie hat viel
Geld gemacht, luxuriös gelebt. Wie gewonnen, so zerronnen. Jetzt
folgt der Abstieg. So kann halt Kapitalismus gehen. Das ist natürlich
bitter für die Unternehmer-Familie.

Viel besser geht es da dem Porsche-Chef Wiedeking. Als leitender
Angestellter hat er vor 14 Jahren den vor der Pleite stehenden
Autobauer auf Vordermann gebracht. Wiedeking war so erfolgreich, dass
die Porsche-Bosse ihm seinen Job zuletzt mit jährlich rund 60
Millionen Euro versüßten. Das mag ihm zu Kopf gestiegen sein, er
zockte, wollte als David den Goliath VW übernehmen. Goliath hat
gewonnen. Wiedeking hat seine Schuldigkeit getan, er wird gehen
müssen. Man spricht von 100 Millionen Abfindung, obwohl er durch
seinen Größenwahn Porsche an den Rand des Ruins getrieben hat.

Wiedeking bekommt Rückendeckung vom Porsche-Betriebsrats-Boss
Hück, denn für die Arbeiter stimmte die Kasse: "Die
Porsche-Mitarbeiter haben in den vergangenen 14 Jahren galaktische
Gewinne erzielt." Die Porsche-Bauer wollen nun aus Protest gegen VW
Fabriken besetzen. Während die Familie Schickedanz um vieles ärmer
wird, geht Wiedeking als reicher Mann.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

214971

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu VW / Porsche Osnabrück (ots) - Die starken Töne aus Stuttgart-Zuffenhausen in Richtung Wolfsburg zeigen eines: Es gibt Muffensausen in Zuffenhausen. Porsche Betriebsratschef Uwe Hück treibt zweierlei an: Die Sorge um die Jobs seiner gut 11 000 Kollegen und die Sorge um seinen eigenen Einfluss. Denn nach einer Integration von Porsche in den VW-Konzern als eine von vielen Marken braucht VW-Porsche auch nur noch einen Gesamtbetriebsratschef. Und ob der vom kleineren Partner aus Stuttgart gestellt wird, ist fraglich. Allem Anschein nach wird VW große mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu somalischen Piraten Osnabrück (ots) - Wie viele Schiffe müssen die somalischen Piraten eigentlich noch kidnappen, bis die Industriestaaten ihren Marineverbänden die Mittel zur Verfügung stellen, die benötigt werden, um das Seegebiet im Golf von Aden unter Kontrolle zu bringen? Die bisherigen Bemühungen der EU mit ihrer Mission "Atalanta" sind mangels einer ausreichenden Zahl an Kriegsschiffen so erfolgreich, dass die Piraten im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ihre Angriffe mehr als verdoppeln konnten - von 114 auf 240. Die Verteidigungsminister mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Schweinegrippe Osnabrück (ots) - Lange Zeit hat die Verdrängung funktioniert. Doch mit einem Schlag ist die Schweinegrippe ins Bewusstsein vor allem der Deutschen zurückgekehrt. Den Mallorca-Faktor hatten bisher nicht so viele auf der H1N1-Rechnung. Für die Tourismusbranche ist das verständlicherweise zwar ein Horror. Aber die Beschwichtigungen der balearischen Behörden sind dennoch fehl am Platz. Beruhigungspillen helfen derzeit nicht weiter. Der Wettlauf mit der Zeit ist längst im Gang. Denn im Herbst, mit Beginn der alljährlichen Grippewelle, mehr...

  • Rheinische Post: Magna ist Favorit der Bequemen Düsseldorf (ots) - Kommentar von Thomas Reisener Das von etlichen Pannen und Peinlichkeiten begleitete Trauerspiel um die Zukunft von Opel ist nicht nur für die Mitarbeiter eine Zumutung. Auch für die Steuerzahler. Die müssen den Verkauf nach dem Willen der Politik nämlich ungefragt mit mehreren Milliarden Euro absichern. Bislang hatte Magna im Bieter-Wettstreit die Nase vorn. Nachdem jetzt aber auch das Konzept des Mitbieters RHJI bekannt ist, zeigt sich: Magna hat die Sympathien nicht wegen eines besseren Angebots hinter sich. Das mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Rekrutengelöbnis Wehrbeauftragter Robbe vermisst Anerkennung der Streitkräfte durch die Gesellschaft Halle (ots) - Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe (SPD), hat im Vorfeld des heutigen Gelöbnisses vor dem Reichstag eine mangelnde Anerkennung der Bundeswehr durch die Gesellschaft beklagt. "Es gibt in unserer Gesellschaft zu wenig menschliche Zuwendung gegenüber unseren Soldatinnen und Soldaten", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Montag-Ausgabe). "Diese fehlende moralische Unterstützung ist eine wirkliche Belastung, das höre ich bei jedem meiner Besuche in der Truppe." Auf die Frage, ob man mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht