Das Versagen der Mullahs / Leitartikel von Miguel Sanches zum Iran
Geschrieben am 12-01-2020 |   
 
 Berlin (ots) - Kurzform: Die iranische Führung hat zwei Mal die Unwahrheit  
gesagt. Sie hat nicht nur den Abschuss geleugnet, sondern auch behauptet,  
Flugschreiber und Cockpit-Rekorder seien beschädigt. Hinters Licht wurde gerade  
das iranische Volk geführt. Seit Monaten gab es Proteste gegen Unterdrückung und 
wegen der Versorgungslage. Nachdem der Iran den Abschuss des ukrainischen  
Flugzeuges zugegeben hat, flammt erneut Unmut auf. Die Dimension kann man nicht  
mit den Protesten gegen die USA vergleichen, als Hunderttausende auf die Straße  
gingen. Aber die Proteste zeigen: Die Unzufriedenheit ist groß. Dem Regime droht 
auch ein politischer Absturz. 
 
Der vollständige Leitartikel: Mit Lügen kommt man selten weit, sie haben die  
sprichwörtlich kurzen Beine. Die Halbwertzeit der offiziellen Version des  
Flugzeugabsturzes bei Teheran betrug eine halbe Woche. Dann ließ sich die  
objektive Wahrheit nicht länger verdrängen. Fotos, Videos, Zeugenaussagen,  
Radarbilder, Erkenntnisse der Geheimdienste - die Indizien waren erdrückend: Die 
Maschine wurde abgeschossen. Die iranische Führung hat zwei Mal die Unwahrheit  
gesagt. Sie hat nicht nur den Abschuss geleugnet, sondern auch behauptet,  
Flugschreiber und Cockpit-Rekorder seien beschädigt. Die zweite Lüge war der  
Stützpfeiler der ersten. Es sieht so aus, als habe man tagelang versucht, alle  
Spuren zu beseitigen. Da beide Geräte doch ausgelesen werden können, hätte  
spätestens danach die Absturzursache zweifelsfrei festgestanden. Die Führung  
verhielt sich dumm. Denkbar ist, dass sie selbst zeitweise nicht die volle  
Wahrheit kannte. Die Revolutionsgarden könnten versucht gewesen sein, ihre  
Schuld auch intern zu vertuschen. Dass es ein "versehentlicher" Abschuss war,  
ist glaubhaft. Es machte keinen Sinn, eine ukrainische Maschine abzuschießen, in 
der sich auch noch viele iranische Studenten befanden. Der Vorgang ist auch die  
Folge eines gefühlten Ausnahmezustands, nachdem die USA den iranischen General  
Soleimani umgebracht hatten. Die USA setzen die iranische Führung unter  
Dauerstress. Jetzt kommt es auf den Umgang mit der Ukraine und mit den  
Angehörigen der Opfer des Absturzes an, auf die Menschen und ihre  
Herkunftsländer. Der "Fehler" wird der Führung viel Demut abverlangen. Der erste 
Schritt ist getan: das Eingeständnis. Die nächsten Schritte lauten:  
Entschuldigung, Entschädigung, Aufklärung. Hinter dem Mullah-Regime liegt eine  
desaströse Woche, weil es mit Soleimani einen wichtigen Militär verloren hat.  
Und weil das Momentum der nationalen Einigkeit - beim Protest gegen den  
Drohnenangriff der USA - schon wieder verpufft ist. Bei der internationalen  
Staatengemeinschaft war nicht viel Glaubwürdigkeit zu verspielen. Einige Staaten 
waren in der Lage, sich ein eigenes Bild vom Vorfall zu machen und Irans Version 
in Zweifel zu ziehen. Hinters Licht wurde gerade das iranische Volk geführt.  
Seit Monaten gab es Proteste gegen Unterdrückung und wegen der Versorgungslage.  
Nachdem der Iran den Abschuss des ukrainischen Flugzeuges zugegeben hat, flammt  
erneut Unmut auf. Die Dimension kann man nicht mit den Protesten gegen die USA  
vergleichen, als Hunderttausende auf die Straße gingen. Aber die Proteste  
zeigen: Die Unzufriedenheit ist groß. Dem Regime droht auch ein politischer  
Absturz. Was den benachbarten Irak betrifft, so hatte der Drohnenangriff auf  
Soleimani den Effekt, dass er die proiranischen Kräfte im Land gestärkt hat.  
Seit Freitag gibt es kaum Zweifel, dass die irakische Regierung den Beschluss  
ihres Parlaments umsetzen will, zumindest die US-Truppen rauszuwerfen. Es ist  
klar, wer das Vakuum nutzen würde: in jedem Fall der Iran, vielleicht die  
IS-Terroristen. Der Abschuss von mehreren Raketen gegen einen US-Stützpunkt im  
Irak  gestern Abend könnte ein Fingerzeig sein. Er zeigt, wie angespannt die  
Lage ist. Die Amerikaner wollen denn auch von einem Abzug nichts wissen. Ohne  
die USA als Anlehnungspartner macht die Präsenz der Bundeswehr in der Region  
keinen Sinn, genauso wenig ohne die zweifelsfreie Zustimmung von Parlament und  
Regierung in Bagdad. Kanzlerin Merkel hat sich am Wochenende vornehmlich zum  
Atomabkommen mit dem Iran geäußert. Sie schuldet uns noch mehr  
Orientierungshilfe: Was ist der deutsche Entwurf für eine Befriedung der Region? 
Gerade die Bundeswehrsoldaten wollen wissen, woran sie sind. 
 
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