| | | Geschrieben am 23-07-2018 NRZ: Ein Leben lang einer der Anderen - ein Kommentar von JAN JESSEN
 | 
 
 Essen (ots) - Es sind unruhige Zeiten, in denen viele Menschen
 sich nach Orientierung sehnen. Dazu gehört ein neuer Patriotismus,
 eine Art Einkapselung, um sich gegen die Anwürfe einer zunehmend als
 bedrohlich wahrgenommenen Welt zu verschließen. Dieser Patriotismus
 braucht Symbole, die Fahne, die Hymne, aber auch die Vergewisserung,
 wie Deutsch ein Mensch sein muss, um als Deutscher zu gelten. Die
 Hürden dazu werden offenbar zunehmend höher, wie der Fall Özil
 gezeigt hat. Der Fußballspieler, der nie Integrations-Posterboy sein
 wollte, aber dazu vom DFB gedrängt wurde, ist an diesen Hürden
 gescheitert. Das ist auch deshalb so bitter, weil es die
 Verunsicherung vieler Menschen mit Zuwanderungsgeschichte verstärken
 wird. Natürlich: Der Mann hat Fehler gemacht. Das Bild mit Erdogan
 hätte nicht entstehen, er hätte nicht so lange schweigen dürfen. Sein
 Rücktritt: richtig. Gleichwohl ist es wohl nicht falsch anzunehmen,
 dass die Erregung, die Wut, ja der Hass, der sich über Özil ergoss,
 sich nicht allein durch seine fatale Zurschaustellung mit dem
 türkischen Diktator erklären lässt - immerhin lässt die meisten
 Deutschen vergleichsweise kalt, dass ihre Regierung mit eben diesem
 Erdogan noch immer eng verbunden ist; erst jüngst hat Berlin
 Reisehinweise und Sanktionen entschärft. Der Vorwurf, den Özil erhebt
 und der vom DFB mit Vehemenz zurückgewiesen wird, ist der des
 Rassismus. Es ist dabei wenig hilfreich, wenn Menschen, die niemals
 Opfer rassistischer Anfeindungen wurden, die Deutungshoheit darüber
 beanspruchen, was genau Rassismus ist. Situationen, die von
 alteingesessenen Deutschen als völlig harmlos eingestuft werden,
 können von Deutschen mit Zuwanderungsgeschichte als verletzend
 wahrgenommen werden. Wenn nun einem jungen Mann wie Özil
 Mimosenhaftigkeit und eine Selbststilisierung zum Opfer vorgeworfen
 werden, weil er eine Kampagne gegen ihn beklagt, die er als
 rassistisch grundiert empfindet, dann spricht daraus eine gefährliche
 Überheblichkeit. Gefährlich deshalb, weil diese Anwürfe die Gräben
 zwischen speziell den jungen Menschen türkischer Abstammung und der
 Mehrheitsgesellschaft vertiefen. Am Ende bleibt für viele von ihnen
 die Erkenntnis, dass es egal ist, wie sehr sie sich bemühen. Sie
 bleiben die Anderen, die jenseits der patriotischen Kapsel,
 diejenigen, deren Eltern schon in Deutschland geboren wurden und die
 dennoch zu hören bekommen: "Du sprichst aber gut Deutsch". Die zwar
 dann ein Schulterklopfen ernten, wenn es gut läuft; die aber die
 kalte Schulter gezeigt bekommen, wenn sie einen Fehler begehen.
 
 
 
 Pressekontakt:
 Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
 Redaktion
 
 Telefon: 0201/8042616
 
 Original-Content von: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, übermittelt durch news aktuell
 
 Kontaktinformationen:
 
 Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
 Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
 
 Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
 Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
 
 Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
 Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
 
 http://www.bankkaufmann.com/topics.html
 
 Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
 
 @-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
 Schulstr. 18
 D-91245 Simmelsdorf
 
 E-Mail: media(at)at-symbol.de
 
 647468
 
 weitere Artikel:
 
 | 
Mitteldeutsche Zeitung: zu USA/Iran Halle (ots) - Wie bei den Handelskonflikten geht auch in diesem  
Fall die Aggression von der Politik des "America-First"-Präsidenten  
aus. Gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Verbündeten hatte Trump  
im Mai einseitig das Atomabkommen mit Iran aufgekündigt. Seitdem  
versucht Washington die Vertragspartner zu nötigen, die Sanktionen  
gegen das Regime wieder in Kraft zu setzen. Die USA zielen dabei auf  
die Haupteinnahmequelle Irans. Schon jetzt klettert der Ölpreis in  
die Höhe, weil die Opec kaum hinterherkommt, die erwarteten Ausfälle mehr...
 
Rheinische Post: Kommentar: Erdogan ist der Gewinner Düsseldorf (ots) - Die Affäre um Mesut Özil endet, wie sie  
begonnen hat. Mit großer Heuchelei. Einer der besten und bekanntesten 
deutschen Fußballprofis erklärt ernsthaft, sein Treffen mit Erdogan  
hätte nichts mit Politik zu tun gehabt. Ist Özil wirklich so naiv  
oder hält er uns für dumm? Ein Nationalspieler, der kurz vor den  
Präsidentschaftswahlen den Sultan vom Bosporus hofiert, ist nicht  
privat unterwegs. Bilder sind Worte. Özil huldigte einem  
De-Facto-Diktator, der Andersdenkende einsperrt, freie Meinungen  
unterdrückt und zwei mehr...
 
Allg. Zeitung Mainz: Rote Karten / Kommentar von Reinhard Breidenbach zur Causa Özil Mainz (ots) - Bis auf den Papst, Putin, Trump und den chinesischen 
Präsidenten Xi Jinping haben sich, jedenfalls bis zum  
Redaktionsschluss dieses Kommentars, so ziemlich alle relevanten  
Großentscheider zum Fall Özil geäußert. Das zeigt vor allem eines:  
Die Wahrheit ist schon lange nicht mehr nur auf dem Platz. Fußball  
ist eine politische Weltmacht. Bedurfte es noch eines Beweises? Die  
WM-Vergaben an Russland und Katar sind brutal klar. Fußball ist auch  
eine finanzielle Weltmacht, der Ausdruck "Milliardengeschäft"  
erscheint da fast mehr...
 
BERLINER MORGENPOST: Zu lange geschwiegen - Leitartikel von Philipp Neumann zum Rücktritt von Mesut Özil Berlin (ots) - Die Erklärung, mit der Mesut Özil seinen Rücktritt  
aus der Fußball-Nationalmannschaft bekannt gibt, ist nicht nur in  
ihrer Wucht einzigartig. Auch die Absolutheit, mit der sich da eine  
öffentliche Person jeglichem Dialog verweigert, ist neu. 
 
   Zwei Monate hat Özil geschwiegen, als es um das umstrittene Foto  
mit dem türkischen Präsidenten Erdogan ging. Jetzt hat er die mediale 
Superbombe gezündet. Dass er dies nur in englischer Sprache macht,  
schafft - bewusst oder unbewusst - die größtmögliche Distanz zu  
Deutschland. mehr...
 
Neue Westfälische (Bielefeld): Der Fall Özil
Rassismus ist die falsche Antwort
Jörg Rinne Bielefeld (ots) - Anfang Juni, WM-Trainingslager der deutschen  
Fußball-Nationalmannschaft in Südtirol. Teammanager Oliver Bierhoff  
reagiert auf der Pressekonferenz schon bei der ersten Frage zum Fall  
Özil/Gündogan gereizt: "Was hätten wir noch mehr machen sollen? Ich  
finde, wir haben sogar sehr viel gemacht! Und jetzt reicht's dann  
auch!" Fataler Irrtum oder schon die erste Erkenntnis, dass das  
Foto-Shooting mit dem türkischen Präsidenten Erdogan weitreichende  
Folgen haben könnte? Sieben Wochen später ist das Scherbengericht  
zubereitet. mehr...
 
 | 
 | 
 | Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
 
 LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
 durchschnittliche Punktzahl: 0
 Stimmen: 0
 
 
 
 |