(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Der Fall Özil Rassismus ist die falsche Antwort Jörg Rinne

Geschrieben am 23-07-2018

Bielefeld (ots) - Anfang Juni, WM-Trainingslager der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft in Südtirol. Teammanager Oliver Bierhoff
reagiert auf der Pressekonferenz schon bei der ersten Frage zum Fall
Özil/Gündogan gereizt: "Was hätten wir noch mehr machen sollen? Ich
finde, wir haben sogar sehr viel gemacht! Und jetzt reicht's dann
auch!" Fataler Irrtum oder schon die erste Erkenntnis, dass das
Foto-Shooting mit dem türkischen Präsidenten Erdogan weitreichende
Folgen haben könnte? Sieben Wochen später ist das Scherbengericht
zubereitet. Die Nationalmannschaft hat sehr früh die Rückreise aus
Russland angetreten, Mesut Özil das Nationaltrikot für immer
ausgezogen, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) befindet sich in einer
schweren Führungskrise und Deutschland diskutiert über die
Integrationsfähigkeit seiner Gesellschaft. Wie konnte es zu diesem
Desaster kommen? Die Fehlerkette beginnt mit Özil selbst. Welchen
Grund hatte sein Treffen mit dem Despoten Erdogan, der Menschen in
der Türkei willkürlich verfolgen und verhaften lässt, wirklich? Eine
Würdigung seiner türkischen Familienwurzeln oder knallharte
Geschäftsinteressen durch Immobilien- und Firmenbeteiligungen am
Bosporus, die es in unruhigen politischen Zeiten abzusichern galt?
Özils langes Schweigen lässt viel Raum für Interpretationen. Sein
Besuchs- und Mannschaftskollege Ilkay Gündogan konnte im Übrigen mit
seiner leichtgewichtigen Entschuldigung zeitnah aus dem Fokus
verschwinden. Warum hat die DFB-Führung nicht sofort die Notbremse
gezogen und Özil aus dem WM-Kader gestrichen? Sogar versucht, den
Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier als Vermittler zu
instrumentalisieren? Ein Blick hinter die Fassade liefert einen
Erklärungsversuch. Mit Harun Arslan hat Özil einen Berater an seiner
Seite, der auch Bundestrainer Joachim Löw dient. Haben also
gemeinsame Interessen den Entscheidungshorizont vernebelt? Löw zeigt
sich bis heute im Fall Özil äußerst defensiv. DFB-Chef Reinhard
Grindel, einst CDU-Hinterbänkler im Bundestag, hat die Debatte um
Özil dann endgültig auf eine populistische Ebene gehoben. Urplötzlich
war der gefallene Held an allem Schuld. Insbesondere am sportlichen
Misserfolg. Grindels Verhalten ist erbärmlich. Wie dieser Präsident
verlorenes Vertrauen wieder wettmachen kann, ist nicht zu sehen »Wir
dürfen die Antwort nicht dem rechten politischen Rand überlassen« Ja,
Mesut Özil hat viele Fehler gemacht, auch bei seinem völlig
überzogenen medialen Auftritt am Sonntag. Aber der Migrantensohn aus
Gelsenkirchen könnte Deutschland eine Debatte beschert haben, die
längst überfällig war. Er hat vielen Menschen mit
Migrationshintergrund eine Stimme geben, die tagtäglich mit dem
Rassismus in unserer Gesellschaft konfrontiert sind. Die Diskussion
über den Stand der Integration in unserem Land ist schmerzhaft, aber
sie ist zwingend notwendig. Und wir dürfen sie nicht allein dem
rechten politischen Rand überlassen. Dessen Antwort lautet schlicht
Rassismus. Und die ist falsch!



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

647478

weitere Artikel:
  • Das Erste, Dienstag, 24. Juli 2018, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7:10 Uhr, Joachim Stamp, Integrationsminister NRW, FDP, Thema: Özil 8:05 Uhr, Heiko Maas, Bundesaußenminister, SPD, Thema: Handelsstreit Pressekontakt: Weitere Informationen unter www.ard-morgenmagazin.de Redaktion: Martin Hövel Kontakt: WDR Presse und Information, wdrpressedesk@wdr.de, Tel. 0221 220 7100  Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Integrationsdebatte Bielefeld (ots) - Es war schon klar, dass die Diskussion um Mesut Özil kein gutes Ende nehmen würde. Weder für den nun ehemaligen Nationalspieler noch für die Verantwortlichen auf Seiten des Deutschen Fußball-Bundes. DFB-Präsident Reinhard Grindel und Team-Manager Oliver Bierhoff steht womöglich noch bevor, was Özil aus eigener Kraft, aber nicht aus einer Position der Stärke vollzogen hat: der unehrenhafte Abgang. Dass darüber nun eine Rassismus-Debatte in Deutschland entbrannt ist, zeigt, wie aufgeladen das gesellschaftspolitische mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Özil: Dummheit und Niedertracht von Bernhard Fleischmann Regensburg (ots) - So lange haben wir auf ein Wort von Mesut Özil zum Foto mit Erdogan gewartet. Doch die damit verbundene Erwartung, danach möge Ruhe einkehren, erfüllt sich keineswegs. Im Gegenteil. Jetzt ist erst richtig Feuer am Dach. Mit größtmöglichem Schaden für alle Beteiligten. Welch ein Debakel. Einer der Verlierer ist Özil selbst. Er geht sehr nonchalant über die Tatsache hinweg, dass ein Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan sehr wohl etwas mit Politik oder Wahlen zu tun hat. Er kann sich nicht nur darauf beziehen, mehr...

  • Badische Zeitung: Die Debatte um Mesut Özil zeigt Deutschland als ein Land der Maßlosen / Leitartikel von Thomas Fricker Freiburg (ots) - [...] Schon macht sich ein Teil der Politik den Rassismus-Vorwurf zu eigen. Lässt sich damit die angebliche Rückständigkeit der Gesellschaft nicht wunderbar geißeln? Die Gegenseite führt ihn als Beweis dafür an, dass man aus Nichtdeutschen halt keine Deutsche machen könne. Türkischstämmigen Deutschen bleibt solche Hetze nicht verborgen. Viele von ihnen könnten da empfänglicher werden für die türkische Propaganda. Geschieht das, hieße der Gewinner im Fall Özil am Ende: Recep Tayyip Erdogan. http://mehr.bz/zmbbsj (BZ mehr...

  • Rheinische Post: Zentralratsvorsitzender der Muslime fordert Versöhnung zwischen DFB und Özil Düsseldorf (ots) - Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, hat den DFB und den Fußballstar Mesut Özil zur Versöhnung aufgerufen. Özil habe in seiner Rücktrittserklärung gesagt, er werde so lange nicht für Deutschland spielen, wie er Rassismus und Respektlosigkeit verspüre, sagte Mazyek der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag). "Insofern gibt es die Chance auf Versöhnung. Wenn der DFB Mühen nicht scheut, diesen Totalschaden zu reparieren, und sich anschickt, die vielen aufgerissenen Wunden heilen zu wollen, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht