| | | Geschrieben am 21-06-2018 Mittelbayerische Zeitung: Verbeugung vor Seehofer
von Daniela Weingärtner
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 Regensburg (ots) - Der für Sonntag angesetzte "Gipfel vor dem
 Gipfel" zum Thema Migration sorgt in Brüssel für viele Fragezeichen.
 Wer hat sich das Treffen ausgedacht? Wer wird eingeladen, und wer
 spielt den Gastgeber? Was soll besprochen werden? Der eigentlich
 zuständige Ratspräsident Donald Tusk ließ wissen, er habe keine Zeit.
 Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte, er sei nicht der
 Gastgeber, stehe aber als Teilnehmer zur Verfügung. Was keiner sagte,
 die meisten aber dachten: Nicht Bundeskanzlerin Angela Merkel,
 sondern ihr Innenminister Horst Seehofer ist der eigentliche
 Veranlasser der Zusammenkunft. Juncker schickte zur Vorbereitung den
 Entwurf einer Erklärung herum, die den verzweifelten Versuch
 unternimmt, Seehofers Wünschen entgegenzukommen und doch die
 gemeinschaftliche Asyl- und Migrationspolitik zu retten. Einseitige,
 nicht abgesprochene Maßnahmen würden die europäische Integration
 schwer beschädigen und möglicherweise das Ende der grenzfreien
 Schengenzone bedeuten, heißt es warnend in dem Papier. Dann, quasi
 als Verbeugung vor dem deutschen Innenminister: Man sehe aber die
 dringende Notwendigkeit, ungesetzliche Grenzübertritte von illegalen
 Migranten und Asylbewerbern deutlich zu reduzieren und
 sicherzustellen, dass der zuständige Aufnahmestaat die Menschen
 zurücknehme. Wie das geschehen soll, verrät der Entwurf nicht, dessen
 Existenz ein Sprecher von Juncker gestern nicht einmal bestätigen
 wollte. Stattdessen werden die altbekannten Rezepte wiederholt: Die
 Zusammenarbeit mit Transitländern wie Ägypten, Libyen, Marokko, Niger
 und Tunesien soll intensiviert werden. Nehmen sie Flüchtlinge zurück,
 erhalten sie im Gegenzug finanzielle Unterstützung der EU. Gelobt
 wird die von Hilfsorganisationen als brutal und unmenschlich
 kritisierte Arbeit der libyschen Küstenwache. Auch das Mandat der
 EU-Rettungsflotte im Mittelmeer wird positiv hervorgehoben, obwohl es
 seit dem Regierungswechsel in Italien auf der Kippe steht, da sich
 die neue Regierung weigert, die Schiffe in heimische Häfen einfahren
 zu lassen. Erstaufnahmelager außerhalb der EU werden als
 Entlastungsmöglichkeit genannt - ohne zu präzisieren, welches
 Drittland dazu bereit wäre und wie dort europäische Asylstandards
 gewährleistet werden sollen. Die Mitgliedsstaaten werden
 aufgefordert, die Liste sicherer Drittstaaten, in die abgeschoben
 werden kann, zu verlängern - seit Jahren ein ungelöster Streitpunkt
 zwischen humanitär und hart eingestellten EU-Ländern. Einige Punkte
 lesen sich wie eine direkte Antwort auf Seehofers Forderungen. So
 werden Ankerzentren als Mittel gegen Asylmissbrauch ebenso erwähnt
 wie die Möglichkeit, Bus- und Zugstationen sowie Flughäfen innerhalb
 des Schengenraums zu überwachen, um den Grenzübertritt von bereits
 registrieren Flüchtlingen von einem EU-Land ins andere zu verhindern.
 Doch das wird lediglich dazu führen, dass die in Deutschland
 aufgegriffenen Menschen mit dem Segen der EU-Kommission im
 Dominoverfahren in eins der Länder zurückgeschoben werden, die an
 Europas äußeren Rändern liegen. Selbst wenn, wie von Brüssel
 vorgeschlagen, die EU-Küsten- und Grenzwache in Rekordzeit von
 aktuell 1300 auf 10 000 Beamte verstärkt wird, können die an den
 Außengrenzen ankommenden oder wieder dorthin zurückgeschickten
 Flüchtlinge ja nicht einfach am Grenzbaum ausgesetzt werden.
 Seehofers Forderungen blockieren, ebenso wie die Pläne Victor Orbans
 in Ungarn oder Italiens neue harte Haltung, jede Hoffnung auf eine
 gesamteuropäische Lösung. Solange die Flüchtlingszahlen weltweit
 steigen, wird der Druck auf Europa nicht nachlassen. Nationale
 Alleingänge ändern daran nichts, vertiefen aber die Spaltung der
 Union.
 
 
 
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