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Allg. Zeitung Mainz: Kein Spektakel / Kommentar zum Kandel-Prozess / Von Reinhard Breidenbach

Geschrieben am 18-06-2018

Mainz (ots) - Ein Strafprozess nach deutschem Recht ist eine sehr
formalisierte Sache. Das ist äußerst sinnvoll. Alleine der Richter
leitet den Prozess. Emotionen sind menschlich, aber Spektakel wie in
amerikanischen Gerichtssälen oder Redeschlachten sind nicht
vorgesehen und finden auch recht selten statt. Das Gericht hat die
Aufgabe, mit seinem Urteil Gerechtigkeit herbeizuführen und damit
Rechtsfrieden zu schaffen, so gut es eben geht. Es hat keinesfalls
die Aufgabe, Rache zu üben für den Tod eines Opfers. Politische
Aspekte, wie etwa das Flüchtlingsthema, haben bei der Rechtsfindung
nur dann etwas zu suchen, wenn sie für die individuelle Schuld des
Angeklagten bedeutsam sind. Dass Menschen über einen Kriminalfall
heftig politisch debattieren oder auf der Straße demonstrieren, ist
in den meisten Fällen nachvollziehbar und, wenn der gesetzliche
Rahmen eingehalten wird, statthaft. Ein Gericht darf sich davon
überhaupt nicht, in keiner Richtung, beeinflussen lassen. Vor Gericht
ist jeder Fall anders, insofern verbieten sich auch Vergleiche und
Prognosen der Fälle Mia (Kandel) und Susanna (Wiesbaden). Eines aber
wird in beiden Fällen einmal mehr schmerzlich bewusst: Wie sollte es
erträglich sein, dass ein Heranwachsender zwischen 18 und 21, selbst
wenn er zur Tatzeit, wie es das Gesetz formuliert, nach seiner
sittlichen und geistigen Entwicklung einem Jugendlichen gleichstand,
nach Jugendrecht für einen Mord mit nur zehn Jahren Haft davonkommt?
Die Frage ist wie von selbst verknüpft mit der Tatsache, dass für
einen erwachsenen Mörder "lebenslänglich" faktisch sehr oft nur "15
Jahre" bedeutet.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Wolfgang Bürkle
Newsmanager
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de

Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell


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