(Registrieren)

Großbritanniens Ex-Premier Tony Blair im stern: "Die politische Mitte Europas ist bedroht - von links wie von rechts"

Geschrieben am 13-06-2018

Hamburg (ots) - Der frühere britische Premierminister Tony Blair
ist besorgt um den Zustand der westlichen Demokratien in Zeiten von
Brexit und wachsendem Populismus. In einem Interview mit dem am
Donnerstag erscheinenden Hamburger Magazin stern sagt Blair, die
Vorherrschaft des Westens sei bedroht. "Wir werden drei Riesen haben.
Nämlich China, Indien und die USA. Wenn du von diesen Riesen nicht
zerquetscht werden willst, helfen nur Allianzen." Das sei einer der
Gründe, warum er so leidenschaftlich gegen den Brexit in seiner
Heimat kämpfe. "In diesen Zeiten sind sezessionistische Bewegungen
wie hier oder in Spanien schlicht verrückt", sagt er dem stern.

Der wirtschaftliche Aufschwung Chinas und Indiens sei zwar der
normale Gang der Dinge, aber der zweite Teil der Herausforderung sei
viel ernster. "Die wachsende Attraktivität autoritären Führungsstils.
Donald Trumps Erfolg hat gewiss damit zu tun, dass er die Bürger
angesprochen hat, die sich an den Rand der Gesellschaft gedrückt
fühlten. Aber das erklärt nicht alles. Die andere Erklärung ist, dass
er sagt: 'Ich kriege Dinge erledigt. Ich packe das an.' So geht er
vor, auch wenn wir mit ihm nicht übereinstimmen."

Der G7-Gipfel am vergangenen Wochenende habe gezeigt, "wie wichtig
es ist, dass Europa einig und stark bleibt. Der Brexit bewirkt das
Gegenteil. Ich verstehe durchaus die Sicht der USA. Aber daraus
folgt, dass Europa ebenso entschieden die eigenen Interessen
wahrnehmen muss."

Blair, von 1997 bis 2007 britischer Premier, kämpft nach wie vor
unverdrossen gegen den EU-Ausstieg und hält diesen Kampf fast auf den
Tag genau zwei Jahre nach dem Referendum für keineswegs verloren. In
dem stern-Interview sagt er, die Chancen stünden viel besser, als
viele Leute glauben. "Zu Beginn des Jahres dachte ich, wir wären bei
25 Prozent. Inzwischen denke ich eher an 40 Prozent." Der Brexit sei
ein großer Fehler. Er könne ein Klima des ungesunden Wettbewerbs
zwischen Großbritannien und Europa auslösen. Blair: "Die Leute
glaubten offenbar, wir würden freier und selbstbestimmter sein. Aber
das Gegenteil ist der Fall. Wir werden nicht freier sein."

In dem Gespräch äußert sich Blair auch über Populismus in Europa
und die Ängste der Menschen. Die Politik brauche eindeutig mehr
Sensibilität in Fragen von Migration und kulturellen Veränderungen
und das schließe den ehrlichen Umgang mit Kriminalität ein. Das
hätten nicht zuletzt die Wahlen in Italien gezeigt. "Wenn wir das
nicht hinkriegen, werden wir versagen. Deshalb ist die politische
Mitte bedroht - von links wie von rechts", sagt Blair im stern.

Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern frei zur
Veröffentlichung.



Pressekontakt:
Sabine Grüngreiff, Gruner + Jahr Unternehmenskommunikation,
Telefon 040 - 3703 2468

Original-Content von: Gruner+Jahr, STERN, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

642041

weitere Artikel:
  • Kita-Gesetz muss endlich rechtssicher und familienfreundlich werden (FOTO) Potsdam (ots) - Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat in einem Urteil einer Klage von Eltern aus der Gemeinde Schönefeld (Landkreis Dahme-Spreewald) widersprochen, die die Kitasatzung kippen wollten und eine Rückerstattung von zu hoch angesetzten Kita-Beiträgen erreichen wollten. Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag Brandenburg, Steffen Königer, teilt dazu mit: "Das derzeitige juristische Hickhack um die Kita-Gebühren ist völlig unnötigerweise durch Fehlleistungen der Landesregierung mehr...

  • Pazderski: IFO-Studie zur Integration bestätigt AfD-Position Berlin (ots) - Der stellvertretende AfD-Bundessprecher Georg Pazderski sieht die kritische Position seiner Partei zur Integration durch die jüngste Studie des Münchner IFO-Institutes bestätigt. Darin heißt es, räumliche Ballung behindere die Integration von Migrantenkindern: "Laut IFO führt 'eine höhere regionale Konzentration von Migranten aus demselben Heimatland dazu (...), dass die Kinder der Gastarbeiter schlechter Deutsch lernen und eher die Schule abbrechen'. Diese These hatte die AfD schon vor Jahren unter massiven Angriffen mehr...

  • NABU zum Klimaschutzbericht: Lücke zum 2020-Ziel schließen Berlin (ots) - Der NABU warnt die Bundesregierung vor weiteren Verzögerungen bei dringend benötigten Sofortmaßnahmen zum Schutz des Klimas. Die Zahlen aus dem Klimaschutzbericht 2017 zeigen, dass die Bundesregierung bislang viel zu wenig getan hat, um die Lücke zum bereits vereinbarten 2020-Ziel zu schließen. "Was die Bundesregierung in Sachen Klimaschutz zeigt, ist eine Mischung aus Arbeits- und Realitätsverweigerung", sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Der Klimaschutzbericht 2017, der wegen der langen Regierungsbildung erst heute mehr...

  • Offener Brief an die Bundesregierung: Keine innenpolitische Instrumentalisierung der Entwicklungszusammenarbeit Osnabrück (ots) - Entwicklungszusammenarbeit muss der Bekämpfung von Armut und der Verbesserung der Lebenssituation von Menschen dienen. Gemeinsam mit neun weiteren Verbänden und Hilfsorganisationen fordert terre des hommes in einem Offenen Brief die Bundesregierung auf, die Entwicklungszusammenarbeit nicht für migrationspolitische Zielsetzungen zu instrumentalisieren. »Entwicklungszusammenarbeit ist kein Anhängsel der Innenpolitik. Entwicklungszusammenarbeit zielt auf die Verbesserungen der Lebensbedingungen und nicht auf Migrationsabwehr, mehr...

  • Rupprecht/Tiemann/Mannes: Union will Nationalen Bildungsrat mit starker Stimme des Bundes Berlin (ots) - Paritätisches Stimmverhältnis sichert gesamtstaatliche Perspektive Zwischen Bund und Ländern gibt es unterschiedliche Auffassungen bei der Frage, wie der im Koalitionsvertrag vereinbarte Nationale Bildungsrat konkret ausgestaltet werden soll. Vor der nächsten Kultusministerkonferenz (KMK) am 14./15. Juni erklären hierzu der bildungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Albert Rupprecht, und die zuständigen Berichterstatterinnen, Dietlind Tiemann und Astrid Mannes: Albert Rupprecht: mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht