Lausitzer Rundschau: Merkel in der Defensive
Zur "Sommer-Pressekonferenz" der Kanzlerin
Geschrieben am 28-07-2016 |   
 
 Cottbus (ots) - Was einst als Tugend Angela Merkels galt, ihre  
wohltuende Unaufgeregtheit und Besonnenheit, verkehrt sich jetzt ins  
Gegenteil: Nicht wenige Bürger verbinden mit der ersten Frau im Staat 
inzwischen ein unbehagliches Gefühl von Ratlosigkeit, vielleicht  
sogar Weltfremdheit. Fast eine Woche liegt der erste islamistische  
Selbstmordanschlag in Deutschland nun schon zurück. Eine Woche, in  
der Merkel schlicht abgetaucht war. Dabei ließ der Terrorakt in  
Ansbach auch alle alten politischen Wunden aufbrechen, die aus  
Merkels Sicht schon geschlossen schienen: der Flüchtlingsstrom  
deutlich abgeebbt, die Neuankömmlinge zum größten Teil registriert,  
Fortschritte bei der Integration. Kurzum: Problem entschärft. Formal  
betrachtet mag das alles stimmen, doch gefühlt ist die allgemeine  
Verunsicherung noch nie so groß gewesen wie jetzt. Es war die CSU,  
die Merkel nach einer gewissen Phase der Ruhe kräftig einheizte. Bis  
hin zu dem provokanten Vorwurf, die Kanzlerinnen-Politik der offenen  
Grenzen berge große Sicherheitsrisiken für die Bevölkerung. Auch  
deshalb ist Merkel nun wieder eine Getriebene. Ihr Auftritt am  
Donnerstag vor der Bundespressekonferenz war jedenfalls mit heißer  
Nadel gestrickt. Der vorgestellte Neun-Punkte-Plan für mehr  
Sicherheit wirkte wie ein eilends zusammengeschustertes Konglomerat  
aus weitestgehend bekannten Forderungen, angefangen von mehr Polizei  
über schnelle Abschiebungen bis hin zu jetzt schon möglichen  
Bundeswehreinsätzen im Innern. Wenige Tage zuvor hatte die CSU einen  
Aktionsplan vorgelegt. Da wollte Merkel wohl nicht mit leeren Händen  
dastehen. Mit solchem parteitaktischen Geplänkel dürfte sie das  
weithin verlorene Vertrauen in der Bevölkerung allerdings kaum  
zurückgewinnen. Anstatt vor die Bundespressekonferenz zu gehen, hätte 
Merkel schon vor Tagen auf konkrete Kabinettsbeschlüsse zur inneren  
Sicherheit drängen sollen. Natürlich ist der Kanzlerin zuzustimmen,  
wenn sie sich eindringlich dafür ausspricht, die demokratischen Werte 
einer offenen und freien Gesellschaft nicht im Kampf gegen den  
islamistischen Terror preiszugeben. Aber dafür fehlt es an einem  
schlüssigen Konzept. Deshalb klingt auch Merkels fast schon trotzig  
wiederholter Satz "Wir schaffen das" inzwischen ziemlich hohl. Die  
Frage nach dem Wie blieb einmal mehr unbeantwortet. In der AfD wird  
man sich nach diesem Auftritt die Hände reiben. Und auch die CSU  
dürfte ihr Sperrfeuer in Richtung Berlin kaum einstellen. So kann die 
Kanzlerin jetzt nur hoffen, dass sich die Serie der Gewalttaten nicht 
weiter fortsetzt. Falls doch, steht auch ihr politisches Schicksal  
auf dem Spiel. Merkel selbst hielt sich am Freitag über eine erneute  
Kanzlerkandidatur bedeckt. Es ist noch gar nicht so lange her, da  
hätte sich diese Frage gar nicht gestellt. 
 
 
 
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