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Lausitzer Rundschau: Stoff fürs Terror-Kopfkino Innenminister de Maizière und seine Kommunikation

Geschrieben am 18-11-2015

Cottbus (ots) - Im Zweifel für die Sicherheit. Da haben Kanzlerin
Angela Merkel und Bundesinnenminister Thomas de Maizière völlig
recht. Nach den Terrorattacken in Paris ist auch in Deutschland die
Sicherheitslage extrem angespannt. Das Nachrichtenaufkommen bei den
Behörden steigt, weil sich mehr Quellen und mehr Hinweisgeber melden.
Oder weil die Sicherheitskräfte die Dinge intensiver analysieren als
in einer ruhigeren Phase. Hinzu kommt ein stärkerer nationaler wie
internationaler Austausch von Erkenntnissen. Das erklärt die Unruhe,
die Sorge, die derzeit bei den Behörden herrscht - und die sich auch
bei den Bürgern niederschlägt. Viele werden im Moment in Situationen,
die sonst alltäglich für sie sind, ein mulmiges Gefühl haben. Ob im
Bus, in der U-Bahn, bei einem Konzert. Oder bald auf den
Weihnachtsmärkten. Die Frage ist, wie man es anstellen kann, dass
man halbwegs sicher lebt und nicht ständig in Panik gerät. Wenn die
Angst vor dem Terror das Leben bestimmt, dann ist das Hysterie. Genau
das wollen die Terroristen erreichen - eine Gesellschaft in ständiger
Angst. Also: Weiterleben wie bisher! Das ist das richtige Mittel, die
richtige Antwort. Und in dem Punkt hat der Innenminister ebenfalls
recht: Man sollte Vertrauen in die Sicherheitsbehörden und die
Verantwortlichen haben. In ihr Können und ihre Fähigkeiten, die
jeweiligen Lagen entsprechend einzuschätzen. Etwas anderes bleibt
einem allerdings auch nicht übrig, wenn man sich von der Terrorgefahr
nicht irre machen lassen will. Gleichwohl gilt, dass verantwortliche
Politik nicht nur die Aufgabe hat, die Bürger vor den Mörderbanden zu
schützen. Sondern sie muss zugleich dafür sorgen, dass sich die
ängstliche Stimmung nicht noch weiter aufheizt. Das ist die andere
Seite der Medaille. Ob Minister de Maizière daher sich und der
Öffentlichkeit mit einer seiner Äußerungen einen Gefallen getan hat,
muss stark bezweifelt werden. Noch mal: Es geht nicht um die
Grundsatzentscheidung, eine Veranstaltung wie das Länderspiel am
Dienstagabend abzusagen, wenn sich offenkundig Hinweise auf einen
möglichen Anschlag verdichten. Besser so, als hinterher Tote oder
Verletzte beklagen zu müssen. Und der Innenminister steht derzeit
sicherlich unter einem besonderen Druck, da können Fehler passieren.
Doch wahr ist auch: Mit seiner Anmerkung, dass ein Teil der Antworten
auf die konkreten Gründe für die Absage des Spiels die Bevölkerung
verunsichern würde, hat er erst das Terror-Kopfkino in Gang gesetzt
und für Verunsicherung und Spekulationen gesorgt. Dass de Maizière
konkrete Erkenntnisse nicht preisgeben kann und will, ist
verständlich. Es ist auch notwendig in der momentanen
Gefährdungslage. Aber er hätte sich schlichtweg darauf beschränken
müssen, dass jedes öffentlich verkündete Detail die Ermittlungsarbeit
erschwert. Basta.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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