| | | Geschrieben am 23-07-2015 Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zur Bundeswehr
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 Regensburg (ots) - Vom ersten Bundespräsidenten Theodor Heuß ist
 überliefert, dass er die Soldaten der gerade gegründeten Bundeswehr
 mit den Worten ins Manöver verabschiedete: Na, dann siegt mal schön.
 Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, bei dem Hitlers Wehrmacht
 Tod und Verderben nach Europa trug und selbst Millionen tote Soldaten
 zu beklagen hatte, war die neue Armee in der Bundesrepublik höchst
 umstritten. Einstige Soldaten hatten sich nach der
 Menschheitskatastrophe geschworen, nie wieder eine Waffe in die Hand
 zu nehmen. Doch aus dem Radikal-Pazifismus wurde bekanntlich nichts.
 Zu Konrad Adenauers klarer Integration der Bundesrepublik in die
 westliche Gemeinschaft gehörten schließlich auch die Mitgliedschaft
 im nordatlantischen Verteidigungsbündnis sowie der Aufbau einer neuen
 Armee. Und zur Bundeswehr gehörte über fünf Jahrzehnte lang die
 Wehrpflicht. Der junge demokratische Staat sollte sich verteidigen
 können. Vor allem, weil im Zuge des Kalten Krieges jenseits der
 deutsch-deutschen Grenze das Regime in Moskau die Sowjetarmee sowie
 die Streitkräfte seiner Vasallenstaaten gewaltig aufrüstete. Zum
 Glück kam es nicht zu einem heißen Krieg in Europa und auf deutschem
 Boden. Der hätte vermutlich im atomaren Inferno geendet. Die
 friedliche Revolution in der DDR und der Mauerfall befreiten
 Deutschland auch von dieser brisanten militärischen Gefahr. Nun
 redete man von einer "Friedensdividende", wenn Rüstungsausgaben
 eingespart werden könnten. Und plötzlich bekam die alte Bundeswehr
 ein Problem. Sie passte scheinbar nicht mehr in die neue
 Friedensordnung, war überdimensioniert, hatte zu viele Panzer und
 Soldaten. Deutschland war über Nacht nur noch von Freunden
 "umzingelt". Selbst der russische Bär, in Gestalt von Boris Jelzin,
 brummte freundlich. Die Bundeswehr war, so erschien es manchem, fast
 ein Fremdkörper im eigenen Land geworden. Freilich wissen wir heute,
 dass sich nicht alle Hoffnungen der 90er Jahre erfüllten. Die Welt
 wurde auch nach dem Fall der Ost-West-Konfrontation nicht
 friedlicher. Eine erste ausländische Bewährungsprobe hatte die
 nunmehr vereinte ost-westdeutsche Bundeswehr auf dem Balkan zu
 bestehen. Es folgten der verlustreiche Afghanistan-Krieg, der immer
 noch nachwirkt, sowie Dutzende andere internationale Einsätze. Vom
 Anti-Piraten-Einsatz vor dem Horn von Afrika bis in den Libanon und
 in die Türkei, um islamistische Extremisten in die Schranken zu
 weisen. All diese Herausforderungen hat die neue und mehrfach
 reformierte Bundeswehr mit Anstand gemeistert. Es war einzig die
 allgemeine Wehrpflicht, die fortbestand und immer noch an die Zeit
 des Kalten Krieges erinnerte. Diesen alten Zopf wollte jedoch vor
 allem die Union partout nicht abschneiden. Die Pflicht zur
 Vaterlandsverteidigung schien so in Stein gemeißelt wie die soziale
 Marktwirtschaft, wie die Tarifpartnerschaft oder das Wahlrecht.
 Allerdings war die gesellschaftliche Entwicklung einfach über dieses
 Relikt hinweg gegangen. Von einer Wehrgerechtigkeit war längst schon
 keine Rede mehr. Nur noch ein Bruchteil der jungen Männer eines jeden
 Jahrgangs wurde wirklich noch zum "Bund" eingezogen. Vermutlich
 würden wir heute noch unter der Wehrungerechtigkeit stöhnen, wenn
 nicht der damalige Minister Karl-Theodor zu Guttenberg den alten Zopf
 abgeschnitten hätte. Dies bleibt ein Verdienst des CSU-Mannes. Vier
 Jahre später sind die Probleme der neuen Freiwilligen-Armee aber
 nicht kleiner geworden. Sie wird von Nachwuchssorgen geplagt, wogegen
 auch von der Leyens Wohlfühl-Programm mit Kitas und W-Lan in den
 Kasernen nichts ausrichten konnte.
 
 
 
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 Mittelbayerische Zeitung
 Redaktion
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