| | | Geschrieben am 17-07-2015 Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Bundestag stimmt Griechenhilfe zu
Gesinnung und Verantwortung
ThOMAS SEIM
 | 
 
 Bielefeld (ots) - Er ist wieder da, der Streit zwischen
 Gesinnungs- und Verantwortungsethikern, und er ist in Deutschland so
 alt wie die Demokratie selbst. Hier die Gutmenschen, die - wie
 Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagt - mit "heißem Herzen" für
 Griechenland und dessen Zukunft, also umfassende Finanzhilfen,
 streiten. Dort die Vernunftmenschen, die - ebenfalls nach Schäuble -
 mit "kühlem Kopf" die Wirklichkeit analysieren und daraus
 Zwangsläufigkeiten definieren, gegen die logischer Widerstand kaum zu
 formulieren ist. Tatsächlich ist es so, dass nach normalen und aus
 der Vernunft abgeleiteten Richtlinien das neue
 Griechenland-Hilfspaket nicht oder kaum noch zu rechtfertigen ist.
 Die Höhe der Schulden des kleinen Landes hat eine Milliardengröße
 erreicht, die eine weitere Kreditwürdigkeit ausschließt. Der Austritt
 aus dem Euro wäre danach zwingend, vielleicht mit der Möglichkeit zu
 einem Schuldenschnitt, der die Last von den griechischen Schultern
 nehmen würde. Der Vorteil solcher Regelungen liegt in der klaren
 Verantwortlichkeit der Schuldner. Griechenland und seine Regierungen,
 ganz gleich, ob rechts oder links, müssten - endlich - selbst
 Entscheidungen treffen und umsetzen, die sie wieder flott machen.
 Dabei könnte man ihnen dann ja helfen. Andererseits sieht das
 Fortschritts- und Wohlstandsversprechen, mit dem die Europäische
 Union jetzt bereits das 28. Land in ihre Reihen gelockt hat, ein
 solches Desaster für Mitgliedsländer nicht vor, sondern das
 Gegenteil. Steht das wirklich zur Disposition? Wollen wir wirklich
 die Botschaft in die Welt senden, die EU könne einem Land, das drei
 Prozent der Gesamtwirtschaftskraft ausmacht, nicht mit Macht auf die
 Beine helfen? Außerdem kann die Antwort der Europäischen Union auf
 ein zugegeben desaströs zugrundegerichtetes Politiksystem eines ihrer
 Mitglieder ja kaum sein, dieses Land sich selbst und die Menschen auf
 der Straße womöglich hungern zu lassen. Das wäre das Ende der
 europäischen Familie, von der unsere Partner in Ost und West die
 Übernahme von Führungsverantwortung in der Welt zu Recht erwarten.
 Man darf sicher nicht so weit gehen, wie dies gestern der
 Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi, getan hat, und Wolfgang
 Schäuble die Zerstörung der europäischen Idee vorwerfen. Wohl aber
 braucht Europa eine neue Zukunftsvision und ein neues
 Zukunftsversprechen. Diese darf man vom Finanzminister sicher nicht
 erwarten. Es braucht dazu eine Führungsfigur von der Stärke eines
 Willy Brandt oder Helmut Kohl, die jeweils an ihrer politischen
 Zielsetzung auch dann festhielten, wenn sie der Mehrheit nicht sicher
 waren, nicht sicher sein konnten. Diese Führungsfigur muss
 Gesinnungs- und Verantwortungsethik in ein ausgewogenes Verhältnis
 führen. Das macht Europa stark. Nicht die Umkehr der Einigung und die
 Rückkehr zur Dominanz nationaler Interessen. Beides führt dazu, dass
 der ohnehin geschwächte europäische Kontinent international dann
 überhaupt keine Rolle spielt. Keine leichte Aufgabe, sicher. Der
 verbitterte alte Mann Schäuble kann sie ganz sicher nicht zum
 europäischen Nutzen bewältigen. Aber zwei Jahre vor der
 Bundestagswahl mehren sich auch die Zweifel, dass die beiden
 wahrscheinlichen Spitzenkandidaten Merkel und Gabriel dies schaffen
 können. Die deutsche Politik ist unter der Großen Koalition und dem
 Präsidialsystem Merkel in keinem guten Zustand.
 
 
 
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