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Allg. Zeitung Mainz: zum griechischen Referendum / Merkels Bühne

Geschrieben am 05-07-2015

Mainz (ots) - Nein, das Referendum ist nicht das Finale einer
großen Tragödie. Es ist lediglich die logische Konsequenz eines
Schmierenstücks. Es begann 2001: In die Eurozone gehörte Griechenland
nie, der Beitritt wurde möglich dank Bilanzbetrug, den Politiker, die
sich heute noch für große Europäer halten, duldeten. Aber natürlich
lag und liegt das eigentliche Problem in Griechenland selbst. Was hat
man dem Land eigentlich angetan? Die verteufelte Rettungspolitik hat
in anderen Staaten der EU geholfen. Und gegen das, was etwa Island
nach der Lehman-Pleite durchmachen musste, ging und geht es
Griechenland noch relativ gut. Aber was sind schon Fakten in der Welt
eines Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis? Sie erkannten die Schwäche
Angela Merkels. die sich mit ihrer Schaukelpolitik zwischen der
abstrakten europäischen Idee und den (mittlerweile kalt an die EZB
abgetretenen) Forderungen der Banken erpressbar gemacht hatte. Also
gingen die Pin-up-Boys der europäischen Linken zum Angriff über.
Einen Angriff, den Wolfgang Schäuble und andere stoppten. Nur um dann
in das Grinsen zweier von allen gnadenlos unterschätzter Zocker zu
blicken, die sagten: "Auf eigenen Beinen stehen zu müssen ist uns zu
mühsam. Lasst uns lieber das Volk fragen." Wer ist hier der
Terrorist? Die Griechen wurden also gefragt. Zu etwas, das offiziell
nicht mehr zur Debatte steht und dessen Tragweite sie kaum verstehen
können. Aber da ihre Regierung sie in diese Lage gebracht hat, müssen
sie nun das durchstehen, was aus dem Nein folgt: Griechenland geht
noch schwereren Zeiten entgegen. Varoufakis hat diejenigen, die
Abermilliarden in ein Fass ohne Boden warfen, als Terroristen
bezeichnet. Weil sie den Menschen Angst gemacht hätten. Was haben er
und Tsipras denn anderes getan? Beide sind in diesem Sinne also
selbst Terroristen, und mit Terroristen verhandelt man nicht. Schon
gar nicht auf Augenhöhe. Mal abgesehen davon: Worüber soll denn nach
diesem Nein noch verhandelt werden? Jetzt hilft - wie auf der
Theaterbühne - nur noch der deus ex machina, der aus der Kulisse
tretende Gott, der alles regelt: Entweder gibt es eine große Geste,
oder Griechenland verlässt den Euro. Ist Angela Merkel die
Staatsfrau, die die Macht für eine solche Geste hat? Die Europa von
der Intensivstation holt? Wenn ja, sollte sie sie einsetzen. Nicht
zuletzt wegen ihres eigenen, deutschen Publikums. Das darf zwar nicht
abstimmen. Aber es ist es gründlich leid, denen helfen zu müssen, die
sich nicht helfen lassen wollen, und sich dafür auch noch beschimpfen
zu lassen.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Isabell Steinbach
Newsmanagerin
Telefon: 06131/485925
desk-zentral@vrm.de


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