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Schutz der heimischen Natur vor Übergriffen der Energiewende

Geschrieben am 03-09-2014

Hamburg (ots) - Prof. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der
Deutschen Wildtier Stiftung, in einer Stellungnahme zum Entwurf des
Klimaschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt der Fraktion
Bündnis90/Die GRÜNEN am Mittwoch im Umweltausschuss des Landtages
Sachsen-Anhalt:

Auszug aus der Stellungnahme: Schutz der heimischen Natur ...
Durch den Biogasboom werden mittlerweile 2,7 Millionen Hektar Mais
angebaut , das sind nun schon 20 % unserer Ackerfläche und jedes Jahr
kamen bislang 200 000 Hektar hinzu. Mit der Vermaisung der Landschaft
verschwinden Feldhase und Rebhuhn, Feldlerche und Goldammer. Auch für
die unzähligen Arten von Wildbienen und die arbeitssame Honigbiene
sind monotone Maiswüsten ein Desaster. Das Flächenverhältnis von
Brachen zu Maisflächen betrug in den 1990iger Jahren etwa 1:1 , heute
liegt das Verhältnis bei 1:20. Der Leiter des Biosphärenreservats
Schorfheide, Dr. Martin Flade, spricht von einem
"Biodiversitäts-Desaster" auf Grund " der hektischen Klima-, Energie-
und Agrarpolitik". Flade: "Die Bestände der Agrarvögel reagierten
dramatisch. Von den 30 häufigsten Arten gibt es gerade 4, die ihre
Bestände noch halten können, alle übrigen nehmen spätestens seit 2007
ab". Der Schreiadler, auch Pommernadler genannt, ist nur noch mit 108
Brutpaaren in Deutschland vertreten und ist seit dem letzten Jahr in
Sachsen-Anhalt ausgestorben. Er findet immer weniger Nahrung im
zurückgehenden Grünland und der offenen Flur. Die Wege zwischen
Brutplätzen und Nahrungsarealen werden immer länger und diese werden
nun auch noch zunehmend durch Windkraftanlagen zugestellt.

Nun nimmt auch noch die Windenergie die Fauna der Wälder in die
Zange. Vornehmlich Länder mit grünen Ministern (Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen,) haben durch
Winderlasse die Nutzung von Wäldern durch Windkraftanlagen
freigegeben. Um alle 500 Meter eine Windkraftanlage im Wald zu
platzieren, sind 6 Meter breite befestigte Schneisen in den Wald zu
schlagen, um die 100 Tonnen schweren Turbinen transportieren und
später warten zu können. Um jede Turbine muss ein 5 ha großes freies
Feld geschaffen werden, um den Flügelkranz durch riesige Kräne
hochzuhieven.

Schon heute findet man jährlich 200 000 tote Fledermäuse unter den
Windkraftanlagen. Die klugen Tiere orten die Rotoren, fliegen durch
sie hindurch und im Lee hinter der Anlage, in der der Luftdruck stark
abnimmt, platzen den Fledermäusen die Lungen. Besonders betroffen
sind der Große Abendsegler, die Breitflügelfledermaus, der kleine
Abendsegler oder die Zweifarbfledermaus. Hier wäre schon viel
geholfen, wenn in den Monaten, in denen Fledermäuse besonders aktiv
sind und einige Arten aus Nordosteuropa auf ihrem Zug in wärmere
Gefilde sind, in der Abenddämmerung die Windkraftanlagen
abgeschaltet werden.

Das Fledermausweibchen bekommt nur ein bis zwei Junge pro Jahr, so
dass der Bestandserhalt dieser nützlichen Insektenfresser durch einen
weiteren unkontrollierten Zubau von Windkraftanlagen gefährdet ist.
Und klar ist, dass eine Verdoppelung der Windkraftkapazität, wie von
der Bundesregierung geplant, nur unter Einbezug naturnaher Flächen
Deutschlands möglich ist.

Folgt man der Bewertung des Deutschen Rats für Vogelschutz DRV
und des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten DDA (2012) ist der
Rotmilan in besonderer Gefahr. Nach einer Untersuchung der
Staatlichen Vogelwarte Brandenburgs ist der Rotmilan-Bestand in
diesem Lande mit 3200 Windkraftanlagen nicht mehr gesichert. In
Brandenburg allein werden über 300 Rotmilane durch Windkraftanlagen
getötet. Die Deutsche Wildtier Stiftung wird im Herbst diesen Jahres
gutachterlich belegen, dass die Ausweitung der Windenergie auf den
Wald und naturnahe Habitate eine Bedrohung für zahlreiche Tierarten
bedeutet. Den Rotmilan, dessen weltweites Hauptverbreitungsgebiet
Deutschland ist, im Bestand zu bedrohen, ist durch Nichts zu
rechtfertigen. Die Energiewende fördert die Monokultur nicht nur beim
Maisanbau für die Biogaserzeugung. Mit Raps zur Biodiesel- und Weizen
zur Bioethanolerzeugung könnten 2020 ein Drittel der Ackerfläche für
Biogas, Benzin oder Strom belegt sein.

Ob dies verantwortbar ist, Weizen zu Sprit zu verarbeiten in
Anbetracht der Verknappung der Nahrungsmittel weltweit, und sogar
Weizen zu importieren, um die Biospritziele zu erfüllen, soll an
dieser Stelle nicht erörtert werden.

Auch weltweit stellt sich die Frage, ob wir es uns in Anbetracht
einer wachsenden Weltbevölkerung leisten können, ganze Landstriche
wie in den USA oder in Brasilien der Nahrungsmittelerzeugung zu
entziehen und Soja, Mais und Zuckerrohr zu verbrennen.



Pressekontakt:
Eva Goris
Pressesprecherin

Deutsche Wildtier Stiftung
Billbrookdeich 216
22113 Hamburg

Telefon +49 (0)40 73339-1874
Fax +49 (0)40 7330278
E.Goris@DeWiSt.de
www.DeutscheWildtierStiftung.de


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