Lausitzer Rundschau: Das Sicherheits-Fiasko
 
Zum NSU-Ermittlungsbericht in Thüringen
Geschrieben am 22-08-2014 |   
 
 Cottbus (ots) - Es ist sicher ein Zufall gewesen, dass der  
Thüringer Landtag genau an dem Tag in einer Sondersitzung über die  
abscheulichen NSU-Verbrechen und das Unvermögen der örtlichen  
Sicherheitsbehörden debattierte, an welchem ein Jahr zuvor der  
NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages seinen Abschlussbericht  
vorgelegt hatte. Fest steht damit aber einmal mehr: Der Fall darf  
noch längst nicht zu den Akten gelegt werden. Vielleicht kommt die  
Aufklärungsarbeit jetzt sogar erst richtig in Gang. Schon die  
zuständigen Bundestagsabgeordneten waren seinerzeit mit dem Versagen  
von Polizei und Verfassungsschutz hart ins Gericht gegangen. Die  
Thüringer Landespolitiker gehen in ihrem Fazit noch einen Schritt  
weiter. Vom "Verdacht gezielter Sabotage" ist die Rede, vom  
"bewussten" Hintertreiben, das Neonazi-Trio dingfest zu machen. Auch  
wenn es für einen solchen Vorsatz bislang keinen eindeutigen Beweis  
gibt - so viel Klartext verdient Anerkennung und Respekt. Zehn Morde  
werden Uwe Böhnardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe zur Last gelegt.  
Es handelt sich um neun Ausländer und eine Polizistin. Hätten die  
Sicherheitsbehörden umsichtig und verantwortungsvoll gehandelt, wären 
zumindest einige von ihnen höchstwahrscheinlich noch am Leben. Auch  
diese Botschaft lässt sich aus den Untersuchungen in Thüringen  
herauslesen. 
 
   Es ist eine schonungslose Botschaft, die die Angehörigen der Opfer 
wütend machen muss. Aber nicht nur sie. Es gibt auch eine politische  
Verantwortung. Ja, der Verfassungsschutz in Thüringen, wo die drei  
Neonazis herstammen, wurde bereits umgebaut. Sondergruppen zur  
Bekämpfung des Rechtsextremismus wurden gebildet. Doch die  
Konsequenzen dürfen sich nicht auf den Freistaat beschränken.  
Schließlich mordete und raubte sich der braune NSU quer durchs Land.  
In Bayern genauso wie in Nordrhein-Westfalen oder Sachsen. Doch  
offenbar wachte dort jede Sicherheitsbehörde eifersüchtig über ihre  
eigenen Informationen, anstatt ein Gesamtbild daraus entstehen zu  
lassen, das eine frühzeitige Verhaftung der Terror-Truppe ermöglicht  
hätte. Gerade deshalb fällt es auch so schwer, das Desaster bei den  
Ermittlungen nur als Anhäufung unglücklicher Umstände und Pannen zu  
begreifen. An konkreten Reformideen herrscht kein Mangel. Allein der  
NSU-Ausschuss des Bundestages hat im vergangenen Jahr nicht weniger  
als 50 Empfehlungen aufgelistet. Mehr polizeiliche Sensibilität bei  
Straftaten gegen Ausländer wird da beispielsweise verlangt. Aber vor  
allem ein besserer Informationsaustausch. Doch genau daran hapert es  
offenbar bis heute. Schon seit geraumer Zeit steht eine Überarbeitung 
des Bundesverfassungsschutz-Gesetzes auf der Tagesordnung. Nötig wäre 
eine zentrale V-Mann-Datei. Genau das lehrt jedenfalls der Skandal um 
die NSU-Aufklärung. Dazu müssten die Länder dem Bund allerdings mehr  
Kompetenzen übertragen. Deshalb treten die Verhandlungen auf der  
Stelle. Nur ein Beispiel dafür, dass auch die besten Empfehlungen  
nichts nützen, wenn sie zu versanden drohen. Es ist gut, dass  
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht bei den  
Hinterbliebenen der NSU-Opfer gestern um Verzeihung für das  
Ermittlungs-Desaster bat. Noch besser wäre es, daraus umfassende  
Lehren zu ziehen - und die Aufklärungsarbeit fortzusetzen. Wenn es  
der Sache dient, auch mit neuen Untersuchungsausschüssen in Erfurt  
und Berlin. 
 
 
 
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