| | | Geschrieben am 06-05-2014 Aachener Nachrichten: Kommentar: Im Verborgenen - Was am geplanten Freihandelsabkommen mit den USA verstört; Von Joachim Zinsen
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 Aachen (ots) - Geheimverhandlungen können Verschwörungstheorien
 provozieren. Über ihr geplantes Freihandelsabkommen TTIP verhandeln
 die EU-Kommission und die US-Administration nun schon seit geraumer
 Zeit hinter verschlossenen Türen. Basiert deshalb die inzwischen
 immer massivere Kritik an TTIP auf Verschwörungstheorien - so wie es
 uns die Verfechter des Abkommens suggerieren wollen? Keineswegs! Das
 Wenige, was aus den Gesprächen bisher an die Öffentlichkeit gedrungen
 ist, zwingt zu höchster Vorsicht. Denn wenn alles so wie bisher
 angedeutet kommt, drohen durch das Abkommen Gefahren. Gefahren für
 Europas Verbraucher, Gefahren für Europas Arbeitnehmer, vor allem
 aber Gefahren für unser Rechtssystem und unsere Demokratie. Kafkaeske
 Schattenjustiz Niemand hätte etwas dagegen einzuwenden, ginge es bei
 dem Abkommen alleine  darum, die wenigen noch vorhandenen Zölle
 zwischen den beiden Wirtschaftsräumen abzubauen. Doch dieses Ziel ist
 allenfalls ein Randaspekt der Verhandlungen.  Eine deutlich
 zentralere Rolle spielt da schon die Vorgabe, zwischen den USA und
 der EU alle Standards anzugleichen, die den Marktzugang von Produkten
 und Dienstleistungen regeln. Gut möglich, dass also bald auch bei uns
 chlorbehandelte Hähnchen oder gentechnisch veränderte Produkte made
 in USA angeboten werden dürfen, ohne dass der Gesetzgeber dies
 einschränken kann.  Die EU-Kommission beteuert zwar, dass kein
 europäischer Standard abgesenkt werden soll. Die Frage ist nur: Was
 wollen die Amerikaner? Kaum jemand  weiß es. Selbst die
 Europaabgeordneten werden von der Kommission im Unklaren gelassen.
 Der eigentlich kritische Kern der Verhandlungen ist jedoch der
 geplante Passus zum Investitionsschutz. US-Unternehmen sollen künftig
 EU-Staaten auf milliardenschweren Schadenersatz verklagen können,
 wenn sie durch neue Gesetze ihre Geschäfte beeinträchtigt sehen.
 Würde die Bundesregierung beispielsweise einen höheren Mindestlohn
 durchsetzen, Arbeitsschutzvorschriften verbessern oder schärfere
 Umweltnormen erlassen wollen, liefe sie Gefahr, von einem US-Konzern
 vor Gericht gezerrt zu werden! Vor ein ordentliches Gericht?  Nein,
 für solche Streitfälle gibt es private Schiedsgerichte, die mit
 Spezialanwälten besetzt sind, die im Geheimen tagen und deren Urteile
 nicht anfechtbar sind. Eine unkontrollierte Schattenjustiz - das
 klingt nach einem kafkaesken Horrorgemälde, sie ist aber längst
 Realität. Da in den vergangenen Jahren weltweit bereits hunderte,
 meist bilaterale  Investorenschutzabkommen geschlossen wurden,
 verklagen inzwischen private Konzerne immer häufiger Staaten, wenn
 ihnen deren Politik nicht passt.  Bekanntestes Beispiel ist der
 schwedische Energiekonzern Vattenfall, der von der Bundesregierung
 wegen des Atomausstiegs 3,7 Milliarden Euro Schadensersatz haben
 möchte. Oder der US-Tabakriese Philip Morris, der Uruguay auf die
 Zahlung von zwei Milliarden Dollar verklagt hat, nachdem das Land
 Gesetze für Bekämpfung des Rauchens erlassen hat. Die Büchse der
 Pandora ist also längst geöffnet. Durch ähnliche Regelungen im
 europäisch-amerikanischen Abkommen würden  allerdings die letzten
 Dämme brechen.  Demokratisch  gewählte Parlamente wären kastriert,
 hätten ihre Politik privaten Profitinteressen unterzuordnen. Es gäbe
 plötzlich das Grundrecht auf ungestörte Investitionen. Entschlossenes
 Jein Dass solche Aussichten  Ängste und Proteste hervorrufen, liegt
 auf der Hand. Grüne, Linke und teilweise auch die SPD (sie glänzt mit
 einem entschlossenen "Jein"  zum geplanten Abkommen) haben sie
 aufgenommen. Von der Union und der EU-Kommission  wird ihnen deshalb
 Panikmache vorgeworfen.  Würden die Kritiker tatsächlich übertreiben,
 könnten ihnen die Befürworter des Abkommens  leicht den Wind aus den
 Segeln nehmen.  Sie müssten nur dafür sorgen, dass die Verhandlungen
 endlich transparent gestaltet werden. Doch dieser Wille ist bisher
 nicht erkennbar.
 
 
 
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 Aachener Nachrichten
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