| | | Geschrieben am 29-01-2014 Aachener Zeitung: Kommentar: Langatmig, lustlos / Aber vielleicht kommt ja noch was von Schwarz-Rot / Peter Pappert
 | 
 
 Aachen (ots) - Wenn eine Regierung ihre Ansichten und Vorhaben
 lange und langatmig vortragen kann, während der Opposition kaum Zeit
 bleibt, gründlich dagegen zu halten, kann von Debatte eigentlich
 keine Rede sein. Aber die erste große Aussprache stand gestern auf
 der Tagesordnung des Bundestags. Die Kanzlerin und die übrigen Redner
 der Koalition vermittelten den Eindruck, dass sie keine Freude an
 Schwarz-Rot haben; was eine tolle Basis für vier Jahre ist. Lustlos
 war das gestern. Und weil das so ist, kommen bei der Kanzlerin solche
 Sätze raus: "Der Mensch steht im Mittelpunkt unseres Handelns."
 Donnerwetter! Wenn das die Kaninchen hören, werden sie Proviant
 bunkern, und auf dem Wochenmarkt gibt es keine Möhren mehr. Das hat
 man dann von Schwarz-Rot. Hat die Bundeskanzlerin denn keine
 inspirierenden Perspektiven? Merkels Antwort: Die Koalition wolle
 "die Quellen guten Lebens allen zugänglich machen". Das war nun
 wirklich der Knaller. Zur Bekräftigung hätte sie hinzufügen sollen:
 "Die Bundesregierung will darauf hinwirken, dass alle Kinder mit
 einem schönen Sonnenuntergang zu Bett gehen können und alle Alten
 morgens ohne Schmerzen aufwachen." Wer wie Merkel unfähig ist zu
 Pathos und rhetorischem Elan, sollte es lassen; denn es geht daneben.
 Dennoch ist bemerkenswert, wie offen die Kanzlerin die Defizite
 ansprach, die sich mit dem Start ihrer dritten Koalition verbinden.
 Das Problem liegt nur darin, dass sie diese nicht als Defizite sieht
 - im Gegenteil. Sie rühmt ihre alte und aktuelle Regierung wegen der
 Energiewende, aber die Koalition hat gerade vor, die Bremse
 anzuziehen, hinter anspruchsvolle Ziele zurückzufallen. Sie
 verteidigt den geplanten Maut-Unfug, und mancher
 Koalitionsabgeordneter weiß vor Peinlichkeit nicht, wohin er gucken
 soll. Aber vielleicht kommt doch noch etwas Anderes. Der Bemerkung
 Merkels von den pflegenden Angehörigen als den "stillen Helden
 unserer Gesellschaft" kann man nur zustimmen. Von einer
 Regierungschefin würde man erwarten, dass sie daraus klare
 Konsequenzen zieht: ein Konzept, das eine deutlich bessere Bezahlung
 des Pflegepersonals gewährleistet und es von übertriebenem
 Schriftkram entlastet. Aber vielleicht kommt das noch. Merkel will
 die Finanztransaktionssteuer. Man hat nur nicht den Eindruck, dass
 sie sich dafür richtig in die Bresche wirft und zumindest versucht,
 zu diesem Zweck ein Bündnis mit europäischen Partnern zu schmieden.
 Aber vielleicht kommt das noch. Das Bundeskabinett hat gestern die
 abschlagsfreie Rente ab 63, die verbesserte Mütterrente und die
 Erwerbsminderungsrente beschlossen. Dafür sollen zunächst die
 aktuellen Überschüsse in der Rentenkasse herhalten, damit so wenig
 wie möglich auffällt, was die Sache kostet. Das heißt: Für diese
 Wohltaten werden Beamte, Selbstständige, Abgeordnete und Minister
 nicht zur Kasse gebeten. Das ist unverschämt; Merkel hat es im
 Bundes- tag verteidigt. Aber schon bald wird die Rentenreform auch
 den Bundesetat belasten. Was prinzipiell richtig, finanzpolitisch
 unverantwortlich ist. Wenn die Bundeskanzlerin aber der Meinung sein
 sollte, dass sich die langfristigen Kosten dieser - sicherlich gut
 gemeinten - Rentenreform mit dem Ziel eines ausgeglichenen
 Bundesetats verbinden lassen, hätte sie das in ihrer Grundsatzrede
 klipp und klar erklären können. Sie hat es nicht getan. Sie wird
 dafür ihre Gründe haben. Aber vielleicht kommt doch noch was. Man
 benötigt viel Zuversicht, um in Ruhe abzuwarten, was von dieser
 Koalition vielleicht noch alles kommt.
 
 
 
 Pressekontakt:
 Aachener Zeitung
 Redaktion Aachener Zeitung
 Telefon: 0241 5101-389
 az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de
 
 Kontaktinformationen:
 
 Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
 Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
 
 Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
 Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
 
 Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
 Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
 
 http://www.bankkaufmann.com/topics.html
 
 Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
 
 @-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
 Schulstr. 18
 D-91245 Simmelsdorf
 
 E-Mail: media(at)at-symbol.de
 
 509012
 
 weitere Artikel:
 
 | 
Weser-Kurier: Zu Angela Merkels Regierungserklärung schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Eine mitreißende Rednerin war Angela Merkel gewiss  
nie. Und sie wird es in ihrer politischen Laufbahn auch nicht mehr  
werden. Dementsprechend wird von ihrer gestrigen Regierungserklärung  
wohl nur in Erinnerung bleiben, dass sie erstmals im Sitzen  
vorgetragen wurde. Die Folgen eines Skiunfalls während des  
Winterurlaubs zwangen die Kanzlerin dazu. Dass ihre Rede auch  
inhaltlich wenig ambitioniert war, hätte allerdings nicht  
zwangsläufig so sein müssen. Denn eigentlich ist Merkel so mächtig  
wie nie zuvor. Doch eine volle mehr...
 
BERLINER MORGENPOST: Dieser Koalition fehlt der Mut/ Ein Leitartikel von Jochim Stoltenberg Berlin (ots) - Die Kanzlerin hat recht, wenn sie in ihrer  
Regierungserklärung das wirtschaftlich wieder erstarkte Deutschland  
als Motor Europas preist. Aber man muss kein Techniker sein, um zu  
wissen, dass ein Motor nur so lange gut läuft, wie er ordentlich  
geschmiert wird. Wer auf Verschleiß fährt, muss schneller als gedacht 
mit mehr oder weniger schweren Störungen rechnen. Eine Erfahrung, die 
auch in der Politik gilt. Wer meint, sich auf dem Erreichten ausruhen 
zu können, gar daraus neue Wohltaten zu schöpfen, ist bequem  
geworden. mehr...
 
Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu EU/Trennbanken Stuttgart (ots) - Ein Trennbankensystem, dem die EU- Kommission  
mit ihrem jüngsten Gesetzesvorschlag nun den Weg ebnen will, kann  
nicht unbedingt eine neue Finanzkrise verhindern. Wohl aber kann es  
die Lasten gerechter verteilen. Denn bisher wird die Zockerei von den 
Kunden indirekt subventioniert - nicht nur weil ihre Sparguthaben im  
Ernstfall im Feuer stehen, sondern weil der Staat und damit der  
Steuerzahler eine Einlagensicherungsgarantie ausgesprochen hat. Beim  
Trennbankensystem geht es also vor allem um eine fairere, rein  
marktwirtschaftliche mehr...
 
Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Mappus/EnBW Stuttgart (ots) - Allmählich ist die Verwirrung komplett. Erst  
will Ex-Ministerpräsident Mappus unbedingt "Betroffener" im  
EnBW-Ausschuss werden. Kaum wird ihm dieser Status eingeräumt, möchte 
er von seinem Erscheinen oder gar einer persönlichen Stellungnahme  
nichts mehr wissen. Stattdessen lässt er seine Anwälte verbal massiv  
gegen den Beschluss des Gremiums schießen, ihm dort kein Frage- und  
Antragsrecht einzuräumen. 
 
   Beide Beschlüsse, wohlgemerkt, haben alle vier Fraktionen  
einvernehmlich gefasst. Die Kritik, es gehe statt mehr...
 
Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Baden-Württemberg/Polizeireform/Gall Stuttgart (ots) - Dass ausgerechnet der Start der großen und im  
Kern richtigen Polizeireform von einem Führungsdesaster überlagert  
wird, trübt die bisher makellose Bilanz von Innenminister Reinhold  
Gall. Das Urteil eines Verwaltungsgerichts reichte, um den Meister  
wieder in einen Lehrling zu verwandeln. Gall muss alles daran setzen, 
den neuen Suchlauf reibungsfrei zu bewältigen. Dann bliebe es bei  
einer persönlichen Schlappe, andernfalls aber droht ihm ein Fiasko. 
 
 
 
Pressekontakt: 
Stuttgarter Zeitung 
Redaktionelle Koordination mehr...
 
 | 
 | 
 | Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
 
 LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
 durchschnittliche Punktzahl: 0
 Stimmen: 0
 
 
 
 |