Hagen (ots) - Die Lebenserwartung steigt, einst unheilbare 
Krankheiten können durch den medizinisch-technischen Fortschritt oft 
erfolgreich behandelt werden, auch Krebserkrankungen sind kein 
endgültiges Schicksal mehr. Die Apparate-Medizin ist für Patienten 
wie Ärzte ein Segen. Für den Heilungserfolg reichen Maschinen allein 
aber nicht aus - es braucht das vertrauensvolle Gespräch mit dem 
Arzt. 
 
Seit Jahren beklagen Medizinethiker ein 
Missverhältnis in der Honorierung von apparativen und "sprechenden" 
Gesundheitsleistungen. Für Gespräche mit dem Doktor bleibt in 
Sprechzimmern und am Krankenbett kaum Zeit. Im schlimmsten Fall 
drohen Fehldiagnosen, die den Therapieerfolg gefährden, weil der 
gestresste Arzt dem Kranken kaum zuhören kann. 
 
Hier 
muss die nächste Honorarreform ansetzen. Der Orthopäde, der von einem
Behandlungsraum zum nächsten hetzt und seine teuren Maschinen 
auslastet, ist finanziell erfolgreich - der Arzt, der das Gespräch 
sucht, wird mit geringen Pauschalen honoriert. Kranke wollen aber 
nicht nur in die Röhre geschoben oder mit Pillen abgespeist werden. 
Menschliche Zuwendung ist ein wesentlicher Bestandteil des 
Heilungsprozesses. 
 
Eine erfolgreiche 
Gesundheitspolitik muss die ganzheitliche Betrachtung des Menschen 
stärker in den Blick nehmen. Das wird ohne Korrekturen in der 
Honorierung nicht möglich sein. Begegnungen zwischen Ärzten und 
Patienten im Sekundentakt und für Kranke unverständliche Diagnosen 
und Therapien erschweren die Heilung. Patienten, die sich erst im 
Internet über Nebenwirkungen und andere Risiken informieren müssen, 
sind ein Armutszeugnis für die Gesundheitspolitik.
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