| | | Geschrieben am 15-01-2014 DER STANDARD-Kommentar: "Rot-schwarze Schönwettermacher" von Gerald John
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 Die Koalition bleibt sich treu: Ihre Klausur endet mit
 zahlreichen Leerstellen (Ausgabe ET 16.1.2014)
 
 Wien (ots) - Keine Blasmusik, keine Hüttengaudi, kein sonstiges
 bei derartigen Events übliches Theater: Nüchtern und betriebsam legte
 die Regierung ihre Klausur in Waidhofen an der Ybbs an.
 
 Selbstdarstellung vor den Kameras gab es nur in Minutendosis, die
 Minister ließen sich weder zu Egotrips noch zu gegenseitigen
 Anbiederungen hinreißen. In den Worten von Kanzler Werner Faymann:
 "Es muss etwas zwischen Streiten und Kuscheln geben - die Arbeit."
 
 Die Binnensicht des enttäuschten, weil mit Attraktionen
 unterversorgten Journalisten einmal ausgeblendet: Es steht den
 Koalitionären durchaus gut zu Gesicht, Inhalten demonstrativen
 Vorrang einzuräumen. Substanzlose Posen und leere Worte hat diese
 Regierung in ihrer kurzen Amtszeit schließlich schon zur Genüge
 produziert. Auf vielen Seiten ihres Arbeitsprogramms lauert das in
 umständliche Sätze verpackte Nichts.
 
 Wer Regierungsvertreter darauf ansprach, erntete in den
 vergangenen Tagen oft Verweise auf die nahende Klausur. Vages
 konkretisieren wollten SPÖ und ÖVP da, Pläne für Investitionen und
 Einsparungen vorlegen. Doch die vom ersten Tag ihrer Wiedergeburt an
 dahinstolpernde Koalition blieb sich treu: Sie hat die
 selbstgeschürten Erwartungen enttäuscht.
 
 In den 24 Stunden hat die Regierung nicht einmal jenen Sack
 zugemacht, der bereits gut vorbereitet dastand. Zwar steht jetzt
 fest, dass die Familienbeihilfe stufenweise und nicht auf einen
 Schlag erhöht wird, doch das konkrete Modell bleibt nach wie vor
 unklar. In der Sache ist das kein Beinbruch, solange der erste
 Auszahlungstermin im Juli hält, symbolisch aber alles andere als ein
 Zeugnis von Durchschlagskraft. Da will die Regierung einmal
 Erfreuliches verkünden, weiß aber nicht genau, was.
 
 Kleiner PR-Tipp am Rande für die neue Familienministerin Sophie
 Karmasin (ÖVP): Es ist nicht rasend schlau, vorab eine
 Beihilfeerhöhung von insgesamt einer Milliarde Euro in fünf Jahren zu
 versprechen, wenn hinterher weniger rauskommt. So wird ein reales
 Plus in den Köpfen der Bürger rasch zu einem gefühlten Minus.
 
 Mäßig ergiebig ist der Rest der Resultate: Abgesehen von der
 Ausbildungsgarantie bis zum Alter von 18 Jahren und einer sicher
 sinnvollen Einstellungshilfe für ältere Arbeitslose wurde die
 Regierung nicht konkreter als im Programm. Bände spricht aber vor
 allem, was sie nicht verkündete. Vor der Klausur gab Faymann
 "Investieren und Sparen" als Motto aus - um den zweiten Teil dann
 unter den Tisch fallen zu lassen.
 
 Das hat etwas von manisch-depressiver Sprunghaftigkeit: Bei den
 Regierungsverhandlungen stritten SPÖ und ÖVP beinahe hysterisch über
 die letztlich mit 18 Milliarden bezifferte Budgetlücke, jetzt ist
 plötzlich keine Rede mehr davon. Die bekannten Steuererhöhungen und
 Einsparungen nach der Rasenmähermethode reichen vielleicht für den
 Staatshaushalt 2014, nie aber für den gesamten Finanzbedarf. Über das
 Morgen schweigt sich die Regierung aus. Anders als bei früheren
 Sparpaketen legt sie keinen konkreten Konsolidierungspfad vor.
 
 Es ist schon verständlich, wenn eine Regierung bei einer Klausur
 Frohbotschaften den Grauslichkeiten vorzieht. Doch die Schattenseiten
 völlig auszublenden mag zwar die innerkoalitionäre Harmonie steigern,
 untergräbt aber die eigene Glaubwürdigkeit. Kein Mensch traut einem
 Schönwettermacher, wenn am Horizont bereits die Gewitterwolken
 aufziehen.
 
 Rückfragehinweis:
 Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
 
 Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
 
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