BERLINER MORGENPOST: Der faule Kompromiss um die Autobahn A 100 - Leitartikel
Geschrieben am 27-09-2011 |   
 
 Berlin (ots) - Wenn das der Start zu einer stabilen rot-grünen  
Landesregierung sein soll, dann ist er gründlich misslungen: Der  
Kompromiss zum geplanten Ausbau der Stadtautobahn A 100 ist nämlich  
kein Kompromiss, sondern eine Mogelpackung. Sowohl die Wähler der  
Berliner SPD als auch die der Grünen müssen sich getäuscht fühlen. Es 
hat im zurückliegenden Wahlkampf wenige Themen gegeben, die die  
Gemüter bewegt haben und an denen die Unterschiede zwischen den  
Parteien deutlich erkennbar waren. Die A 100, die mit rund 420  
Millionen Euro Bundesmitteln von Neukölln nach Treptow verlängert  
werden soll, war eines davon. SPD, CDU und FDP waren klar für den  
Ausbau, Grüne und Linke genauso eindeutig dagegen. Und die Grünen  
machten ihr Nein zum Ausbau kurz vor der Wahl sogar zum Essential für 
ein mögliches Bündnis mit der SPD. Es werde eine Koalition nur ohne A 
100 geben, so der Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann. Klaus  
Wowereit, der Regierende Bürgermeister, beharrte genauso hart auf der 
A 100. Doch nun soll das alles nicht mehr gelten, nun wird darüber  
schwadroniert, dass man ja "grundsätzlich" für das Bauprojekt sei,  
gleichzeitig aber will man versuchen, die Bundesmittel umzuwidmen und 
für den Erhalt von Straßen ausgeben zu dürfen. Und es wird auf Zeit  
gespielt, das Projekt ist erst einmal verschoben - kein Baubeginn ist 
terminiert, 2012 und 2013, so die Argumentation, werde aus  
bundespolitischen Gründen ja auf keinen Fall gebaut. Und dann? Was  
machen die Grünen, wenn jetzt das Bundesverkehrsministerium die  
Umwidmung des Geldes ablehnt? Wird dann gebaut, wie Wowereit gesagt  
hat? Oder platzt dann die rot-grüne Koalition und Wowereit regiert  
mit der CDU weiter? Und was sagt Wowereit, der sich auch in seiner  
eigenen Partei so sehr für die A 100 engagiert hat, eigentlich den  
Menschen im Ostteil der Stadt? Ihnen hat er im Wahlkampf doch immer  
wieder die Verkehrsentlastung versprochen, von ihnen ist er wohl auch 
deswegen gewählt worden. Die Fragen machen deutlich: Wowereit - auch  
die Grünen - versuchen den Menschen einen Kompromiss zu verkaufen in  
einer Sache, in der ein Kompromiss eigentlich nicht möglich ist.  
Entweder es wird gebaut oder es wird nicht gebaut, das hätten SPD und 
Grüne entscheiden müssen. Für eine rot-grüne Regierung lässt dies  
nichts Gutes ahnen. Es kommen doch schwierige Aufgaben auf den  
Berliner Senat zu - es muss wieder gespart und die Schuldenbremse  
eingehalten werden, in der Bildungspolitik sind dringend  
Verbesserungen erforderlich, es müssen Antworten für die Charité  
gefunden und endlich eine nachhaltige Integrationspolitik begonnen  
werden. Da sind klare Antworten und keine Spielereien auf Zeit  
gefragt. Doch man hat den Eindruck, die Grünen sind so begierig,  
endlich mitzuregieren, dass man lieber interpretationsbedürftige  
Kompromisse eingeht, als sich treu zu bleiben. Und in der SPD hat die 
Parteilinke die Mehrheit, die mit ihrem Wunschpartner regieren will  
und deshalb solche Spielchen mitmacht. Das aber schadet Berlin, denn  
es braucht eine handlungsstarke Regierung, die von einer breiten  
Mehrheit getragen wird. 
 
 
 
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