(Registrieren)

Mitteldeutsche Zeitung: Streitkräfte Bundeswehr erkennt Fälle der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) nur schleppend an

Geschrieben am 11-01-2011

Halle (ots) - Bei der Bundeswehr sind von 1995 bis 2010
lediglich267 Soldatinnen und Soldaten und damit nur jeder zweite
Antragsteller aufgrund einer Posttraumatischen Belastungsstörung
(PTBS) als wehrdienstbeschädigt anerkannt worden; 260 Anträge wurden
in demselben Zeitraum abgelehnt. Das berichtet die in Halle
erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) unter
Berufung auf neueste Zahlen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Die
übrigen Anträge wurden entweder zurückgezogen oder werden noch
bearbeitet. Dabei liegt die Zahl der PTBS-Behandlungsfälle um ein
Vielfaches höher. Allein zwischen Januar und November 2010 wurden 655
Soldatinnen und Soldaten wegen einer PTBS in
Bundeswehr-Krankenhäusern therapiert. Bis ein Trauma von der
Bundeswehr offiziell anerkannt wird, vergehen nach Angaben des
Verteidigungsministeriums im Schnitt 15 Monate. Der Sprecher des
Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Kai Schlolaut, betonte, es sei
"zwingend notwendig, dass der von dem Antragsteller vorgetragene
schädigende Sachverhalt nachgewiesen ist. Oftmals gestaltet sich
der Nachweis eines oder mehrerer traumatisierender Ereignisse als
schwierig, insbesondere dann, wenn der konkret vorgebrachte Vorfall -
zum Beispiel ein Attentat - nicht aktenkundig und damit nicht
dokumentiert ist." Wenn die Aktenlage nicht ausreichend sei, sei
"eine fachärztliche Untersuchung durchzuführen". Dies nehme "Zeit in
Anspruch, insbesondere dann, wenn Gutachter außerhalb der Bundeswehr
beauftragt werden". Der verteidigungspolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, kritisierte hingegen gegenüber
der "Mitteldeutschen Zeitung": "Die Bearbeitungszeit ist schon lange
inakzeptabel." Und er habe "die Sorge, dass zuungunsten der
Antragsteller gewichtet wird, obwohl es eigentlich umgekehrt sein
müsste: im Zweifel zugunsten der Antragsteller". Hier sei "eine
teilweise schon reflexhafte Bürokratie" am Werke, so Arnold, die vor
allem darauf getrimmt sei, die finanziellen Interessen der Bundeswehr
zu vertreten. Andreas Timmermann-Levanas, Vorsitzender des Bundes
Deutscher Veteranen, erklärte, zumindest unter dem alten
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) habe die Devise
gegolten: "Wir sind nicht im Krieg. Und wenn wir nicht im Krieg sind,
kann es auch keine Traumatisierten geben." Im Übrigen gehe es ums
Geld. Bei vielen PTBS-Betroffenen sei "der soziale Abstieg
vorprogrammiert", erläuterte Timmermann-Levanas. Da sich die
Krankheit oft erst dann einstelle, wenn die Soldaten die Bundeswehr
bereits verlassen hätten, stünden sie häufig vor dem Nichts.



Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

309712

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: Ideologie-Streit Sachsen-Anhalts Linkspartei-Spitzenkandidat Gallert mahnt ein Ende der Kommunismus-Debatte an Halle (ots) - Der Spitzenkandidat der Linkspartei bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, hat ein Ende der Kommunismus-Debatte in seiner Partei gefordert. "Ich erwarte, dass die Debatte ihr Ende findet", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). "Denn sie bringt uns in Sachsen-Anhalt nicht nach vorne. Der Kommunismus ist für uns kein Ziel - weder in der Alltagspolitik noch in der Programmatik. Wir sind demokratische Sozialisten und stehen fest auf dem Boden des Grundgesetzes. mehr...

  • LVZ: Verteidigungsminister nennt konkrete Eckpunkte für Haushalts-Ziele bei der neuen Bundeswehr / Länder müssten bei Freiwilligen-Anreizen mitmachen Leipzig (ots) - Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sieht in fünf bis sieben Jahren die neue geplante Freiwilligen-Armee an einem Punkt, an dem sie den Staat finanziell billiger kommen könne als die heutige Wehrpflichtarmee. In einem Video-Interview mit der Mediengruppe Madsack sagte der CSU-Politiker: "Sie wird auf jeden Fall insgesamt kostengünstiger sein, als das, was wir bei 252 000 Soldatinnen und Soldaten haben. Insbesondere, weil wir bei den Berufs- und Zeitsoldaten einsparen können." Es gebe bis mehr...

  • Neue Presse Hannover: Niedersachsen Linke-Landeschef Sohn lobt Lötzsch Hannover (ots) - Die Äußerungen der Linken-Bundesvorsitzenden Gesine Lötzsch zum Thema "Kommunismus" finden höchstes Lob in Niedersachsen. "Unbedingte Rückendeckung" erhielt Lötzsch vom niedersächsischen Landeschef der Linken, Manfred Sohn. "Sie hat Statur gewonnen in diesen Tagen", sagte Sohn der hannoverschen "Neuen Presse" (Dienstagsausgabe). Den entsprechenden Aufsatz der Bundesvorsitzenden in der linksgerichteten Zeitung "Junge Welt" fand er "prima. Sie hat deutlich gemacht, dass wir eine grundlegend andere Politik im Lande brauchen." mehr...

  • LVZ: Guttenberg warnt vor leichtsinnigen Abzugs-Festlegungen / Karsai müsse bei Korruptionsbekämpfung endlich mehr als Lippenbekenntnisse liefern Leipzig (ots) - Verteidigungsminister zu Guttenberg hat leichtsinnigen Festlegungen bei dem ins Auge gefassten Truppenabzug der Bundeswehr aus Afghanistan gewarnt. In einem Video-Interview mit der Mediengruppe Madsack sagte der CSU-Politiker: "Wir alle haben ein Interesse daran, dass wir schnellst möglichst, aber auch immer dann, wenn es verantwortbar ist, das machen, was wir angekündigt haben: Übergabe in Verantwortung an afghanische Sicherheitskräfte. Je schneller das geht, umso besser. Aber es darf nie leichtsinnig werden." Und mehr...

  • LVZ: CSU-Minister Guttenberg will kein Parasit in der Strauß-Partei sein / Kandidaturfrage für CSU-Vorsitz stelle sich im Januar 2011 nicht Leipzig (ots) - Der populärste aktive deutsche Parteipolitiker, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg von der CSU, findet die alte Weisheit von CSU-Urgestein Franz Josef Strauß lachhaft, dass ein Parteipolitiker auf Dauer nicht populärer als seine Partei sein könne, andernfalls sei er parasitär. In einem Video-Interview mit der Mediengruppe Madsack sagte zu Guttenberg: "Hätte ich mich für ein Leben als Parasit entschieden, wäre ich möglicherweise eine Laus oder eine blutrünstige Stechmücke." Er sei "sehr erstaunt" über diesen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht