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WAZ: Berlins Einfluss geht zurück: Rambos haben wieder Konjunktur - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 05-08-2007

Essen (ots) - Es ist wirklich erst ein paar Wochen her, da war
Angela Merkel die "wichtigste Frau der Welt"; hatte die USA in
Heiligendamm in einen Klima-Kompromiss hineincharmiert; die
Europäische Verfassung gerettet (selbst, wenn die nun anders heißt).
Die erfolgreichste internationale Moderatorin auf dem Höhepunkt ihres
Ansehens. Inzwischen ahnen wir: Das war einmal. Deutschland, die
deutsche Kanzlerin, ist wieder auf Normalmaß geschrumpft. Aber: Ist
das überhaupt schlimm?

Jetzt sieht die Chose wieder anders aus als zu Sommeranfang.
Glaubt man Frankreichs Sarkozy, hat er die bulgarischen
Krankenschwestern aus den Klauen Gaddafis im Solo befreit wie einst
John Rambo amerikanische Kriegsgefangene aus den Lagern der Vietcong.
Hyperaktiv und national wie immer schon liefern die Franzosen ein
Atomkraftwerk an den Wüstenfuchs, als wäre der ein lupenreiner
Demokrat. Zuvor hat Sarko den früheren Finanzminister Strauss-Kahn
zum IWF-Chef gemacht und darüber, wie der "Spiegel" schreibt, zwar
"diverse europäische Länder vorab informiert, die Deutschen aber
nicht".

Und auch George Bush macht wieder das, was er am liebsten treibt:
den stärksten Mann der Welt geben. Von heute auf morgen mal eben
umschalten von Demokratie - auf Waffen-Export in Nahost. Das wacklige
Saudi-Regime, wo so viele Terroristen produziert werden wie kaum
irgendwo sonst auf der Welt, mit Waffen versorgen. Ausgerechnet den
Briten Blair, den engsten Irak-Kriegs-Verbündeten, zum
Nahost-Beauftragten zu machen, wo er auch europäische, deutsche
Interessen zu vertreten hat. Wenn es zur Sache geht, wenn
Rüstungsaufträge zu vergeben sind oder militärischer Einfluss, wenn
also nationale Interessen unter der Überschrift "Realpolitik"
dominieren, dann ist Deutschland kaum noch gefragt.

Na und? Ausgesprochen national zu agieren, ist Deutschland noch
nie gut bekommen. Weder im Kaiserreich auf der Suche nach einem
"Platz an der Sonne" und schon gar nicht danach. Die ausgesprochen
europäische Ausrichtung der zweiten deutsche Republik, der Verzicht
auf eine ausgemachte deutsche Interessenpolitik und nationales
Gedröhne, waren die parteiübergreifend getragenen Konsequenzen
daraus. Aktuell passt die Rolle des multilateral gesonnenen
Konsens-Suchers ausgesprochen gut zur nüchternen Kanzlerin. Weder
Bush noch Sarkozy liefern gute Vorbilder ab für einen deutschen
Regierungschef.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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