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WAZ: Tornados dürfen weiterhin fliegen: Das Dilemma der Soldaten - Leitartikel von Angela Gareis

Geschrieben am 03-07-2007

Essen (ots) - Das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Bundeswehr war
immer etwas kompliziert. Die Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde in der Republik mit Unbehagen beobachtet. Erst allmählich wuchs
dem Staatsbürger in Uniform Akzeptanz zu, die auf dem Gedanken
beruhte, dass die Existenz der Bundeswehr deren Einsatz verhindern
sollte. Aus dem Abschreckungsprinzip haben viele Menschen die feste
Vorstellung von einer friedfertigen Armee entwickelt. Inzwischen hat
die Bundeswehr zahlreiche Auslandseinsätze absolviert. Soldaten, die
Brücken und Schulen bauen, waren mit der Vorstellung von der
friedfertigen Armee gut vereinbar, weil sie sich deutlich von den
Kampftruppen der Verbündeten unterschieden. Die Frage aber, ob
deutsche Tornados den Amerikanern Bilder von Angriffszielen liefern
dürfen, konfrontierte das Land mit der Grauzone des Krieges. Das
Verfassungsgericht urteilt, dass die Aufklärung dem Frieden diene und
damit verfassungsgemäß sei. Das schafft Rechtssicherheit für die
Piloten, viel mehr nicht.

Heute diskutiert die SPD-Fraktion über die Verlängerung des
Mandats für die US-geführte Operation Enduring Freedom. Für die
Kampftruppen der OEF stellt die Bundeswehr 100 Elitesoldaten bereit,
die seit zwei Jahren nicht mehr angefordert worden sind. Im Falle
eines Ausstiegs aus der OEF werden die Verbündeten voraussichtlich
als Kompensation verlangen, dass Deutsche im umkämpften Süden
Afghanistans stationiert werden. Auch wenn sich in der Nato
herumgesprochen hat, dass die deutschen Soldaten ordentliche Brücken
bauen, wird der Druck immer größer, sich auch an gefährlicheren
Missionen zu beteiligen. Der Preis für den Ausstieg aus der OEF
könnte also sein, dass deutsche Soldaten im Süden häufiger gezwungen
wären zu schießen.

Hier liegt das Dilemma der Soldaten. Über ihren Einsatz in der
Grauzone des Krieges entscheiden Politiker, die keine Grauzone im
Krieg wahrhaben wollen. Einerseits. Andererseits haben die Politiker
es versäumt, einen Auftrag für ihre Soldaten zu formulieren, den man
den Nato-Partnern und den Deutschen verständlich vermitteln kann. Die
verorten den Auslandeinsatz irgendwo zwischen technischem Hilfsdienst
und Kampfeinsatz. In dieser selbst erzeugten Grauzone haben Politiker
sich wohnlich eingerichtet. Die Soldaten aber riskieren jeden Tag ihr
Leben. Ihnen gegenüber wäre es sehr rücksichtsvoll, wenn die Union
ihre unsinnige Forderung nach dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren
wenigstens bis zum nächsten Wahlkampf für sich behielte. Dann könnte
die Große Koalition vielleicht den Einsatz im Ausland klären.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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