(Registrieren)

LVZ: Kinderhilfe-Chef Ehrmann: Merkel soll Kinderschutz-Gipfel einberufen

Geschrieben am 12-10-2006

Leipzig (ots) - Leipzig. Kinderschutz müsse vor dem Datenschutz
rangieren, fordert Georg Ehrmann, Vorsitzender der Deutschen
Kinderhilfe Direkt, als eine der Konsequenzen aus dem Fall Kevin.
Außerdem dürfe Jugendhilfe nicht nach Kassenlage betrieben werden,
sagte er in einem Interview der Leipziger Volkszeitung
(Freitagausgabe). Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte er auf,
einen Kinderschutz-Gipfel zu veranstalten.
Es sei leichtfertig gewesen, Kevin einem drogensüchtigen Vater
zurückzugeben, der noch dazu im Verdacht stehe, seine Frau umgebracht
zu haben, kritisiert Ehrmann das Verhalten der Bremer Behörden. "Es
ist aber ein typisches Beispiel, wie Jugendhilfe in Deutschland
leider funktioniert: Nach Kassenlage", klagt der Kinderschützer. Es
fehle an Unterbringungsmöglichkeiten für solche gefährdeten Kinder.
Das begünstige den Trend, dass ein Kind möglichst lange in der
Familie gehalten werde. Kompensiert werden könnte das durch
regelmäßige Besuche der Jugendhilfe. "Aber wenn sich, wie im Fall
Kevin, der Vormund drei Monate nicht um das Kind kümmert, dann ist
das ein zum Himmel stinkender Skandal", so Ehrmann. Allerdings seien
auch die Jugendämter meist vollkommen überlastet. Ehrmann nannte das
Beispiel eines Vormundes in München, der 75 Kinder zu betreuen habe.
Das sei einfach nicht zu schaffen.
Hinzu komme, moniert der Vorsitzende der Deutschen Kinderhilfe, dass
das Thema Datenschutz in Deutschland nicht wichtiger sein dürfe als
Kinderschutz. "So durfte die Staatsanwaltschaft dem Jugendamt nicht
mitteilen, dass gegen Kevins Vater ermittelt wird". Das sei
"unglaublich".
Er erwarte angesichts der Missstände, dass Angela Merkel einen
Kinderschutz-Gipfel einberufe.
Kevins Vater habe den Jungen umgebracht, weil er mit der Situation
völlig überfordert war, urteilt Ehrmann. Der Grundsatz, im
Zweifelsfall sei das Kind in der Familie besser aufgehoben, könne
nicht pauschal gelten. "Man kann doch nicht sagen, wenn es gut geht,
ist es okay, und wenn nicht, ist das Kind eben tot. Es gehört bei
eindeutigen Misshandlungszeichen oder Verwahrlosung auch der Mut
dazu, zu entscheiden, in dieser Familie hat das Kind keine Chance",
fordert er.
Mit Blick auf den Osten Deutschlands könne festgestellt werden, so
Ehrmann, dass es vergleichsweise weniger Kindesmisshandlungen als im
Westen gebe, obwohl die Arbeitslosigkeit höher sei und die sozialen
Verwerfungen größer seien. "Das liegt aus meiner Sicht wesentlich mit
an der besseren Kita-Betreuung. Wenn das Kind schon mit einem Jahr in
die Krippe geht, werden auch überforderte Eltern maßgeblich
entlastet." Denn zu den unbequemen Wahrheiten gehöre, dass fast alle
Todesfälle durch Misshandlung von Kindern der letzten Jahre in
bildungsfernen und armen Familien passierten.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

34254

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Fall Kevin Halle (ots) - Was jetzt die Politik bewegt, endlich mehr Maßnahmen für ein bundesweites Frühwarnsystem zum Schutz wehrloser Kinder zu ergreifen, ist wohl das ebenso dramatische wie totale Versagen eines Jugendamtes. Wären die gesetzlichen Regelungen in Bremen eingehalten worden, hätte es den Fall Kevin nicht geben können. Mit diesem Jahr ist der neue Paragraf 8a im Sozialgesetzbuch eingeführt worden, der eine so genannte Garantenpflicht der Behörden gegenüber schutzbefohlenen Kindern festschreibt. Das ist ein wichtiger Schritt, aber er mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Sven Petke, die E-Mail-Affäre und die brandenburgische CDU Verlorenes Vertrauen Cottbus (ots) - Sven Petke, der ehemalige Generalsekretär der brandenburgischen CDU, ist ein mutiger Mann. Doch sein Mut ist der Mut desjenigen, der nichts mehr zu verlieren hat. Einen Tag nach seinem wegen der E-Mail-Affäre erzwungenen Rücktritt als CDU-Generalsekretär, verkündete er Mitte September, nun wolle er eben Landesvorsitzender der Christdemokraten werden. Und tatsächlich gelang es ihm mit diesem verwegenen Akt der Vorwärtsverteidigung, von den schweren Vorwürfen gegen ihn erst einmal abzulenken und eine neue Führungsdebatte in mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Grundwasseranstieg in der Lausitz Streit unvermeidbar Cottbus (ots) - Die Kohle geht, das Wasser kommt. Was für die Lausitzer Seenkette und die Natur in der Lausitz und im Elbe-Elster-Land erfreulich ist, bringt manchen Hausbesitzer oder Kommunalpolitiker schon heute um den Schlaf. Das Grundwasser erobert sich den Raum zurück, aus dem es jahrzehntelang der Kohle wegen abgepumpt wurde und nimmt dabei keine Rücksicht auf spätere Bebauung. Doch die Region wird davon nicht unvorbereitet getroffen. Seit Jahren beobachten Fachleute bei der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau- Verwaltungsgesellschaft mehr...

  • WAZ: Airbus - der Ruf nach dem Staat: Schlechter Sanierer - Kommentar von Ulf Meinke Essen (ots) - Patriotismus in der Wirtschaft - das ist ein weites Feld. Daimler-Chrysler sei unpatriotisch, klagt Hamburgs Bürgermeister von Beust, denn der Konzern wolle - zum Leidwesen von Airbus - seine Aktienanteile am europäischen Krisenriesen EADS loswerden. Mit einem Ausstieg von Daimler schwinde der deutsche Einfluss auf den längst von Frankreich dominierten Luftfahrtkonzern. Schon wird, um heimische Stellen und Standorte zu schützen, reflexartig der Ruf nach einem staatlich finanzierten Einstieg bei EADS laut. In Zeiten größter mehr...

  • Rheinische Post: Schule und Datenschutz - Von MARGARETE VAN ACKEREN Düsseldorf (ots) - Die Klage über die Bildungssituation in Deutschland gehört zwar seit Jahren zum politischen Standard-Repertoire. Doch zu den wirklichen Hürden einer guten Schullaufbahn ist über ein paar karge Grundbotschaften hinaus wenig bekannt. Bringt Sitzenblieben etwas? Haben Sprachkurse für Ausländerkinder den erwarteten Effekt? Zu solchen Fragen gibt kaum verlässliches Datenmaterial. Das Anliegen der Kultusministerkonferenz für ihr Bildungsregister ist also ein wichtiges. Das aber rechtfertigt nicht automatisch die Mittel. Einmal mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht