Börsen-Zeitung: Auf dem falschen Fuß erwischt, Börsenkommentar "Marktplatz" von Christopher Kalbhenn
Geschrieben am 27-08-2010 |   
 
    Frankfurt (ots) - Anfang des Sommers nach Experten Ausschau zu  
halten, die prognostiziert hätten, dass die zehnjährige Bundrendite  
noch vor Ende August in die Nähe der 2%-Schwelle absacken würde, wäre 
wahrscheinlich eine vergebliche Übung gewesen. Das Tempo, mit dem die 
Staatsanleiherenditen gefallen sind, überrascht selbst jene, die die  
US-Wirtschaft vor dem Rückfall in die Rezession sehen. Doch wie soll  
es nun weiter gehen? Eine schwer zu beantwortende Frage, bewegen sich 
die Renditen doch auf Niveaus, die seit der Gründung des Deutschen  
Reichs im Jahr 1871 noch nie gesehen wurden. Sie sind damit so  
einmalig wie die gigantischen weltweiten fiskalischen und  
geldpolitischen Maßnahmen, mit denen Regierungen und Notenbanken rund 
um den Globus versuchen, Wirtschaft und Finanzsystem vor dem  
schlimmsten zu bewahren bzw. wiederzubeleben. 
 
   Offenbar noch ohne den erhofften Erfolg. Dass die US-Zentralbank  
Fed beschloss, die Reduzierung ihrer Bilanz zu verschieben und nun  
auch die von ihr gehaltenen mit Hypotheken unterlegten Papiere bei  
Fälligkeit durch Staatsanleihen zu ersetzen, zeugt von hoher  
Nervosität. Kein Wunder, dass die Verkündung des Beschlusses die  
spektakuläre Rally der Staatsanleihen bester Bonität anstieß.  
Schließlich hatten kurz zuvor schon erschreckend schwache Daten vom  
US-Arbeitsmarkt die Rezessionsängste geschürt. Nun wird es Zeit, sich 
an den Gedanken zu gewöhnen, dass die Rendite der zehnjährigen  
Bundesanleihe demnächst auch noch mit einer 1 vor dem Komma geziert  
werden, so wie dies die Japaner schon seit mehr als einem Jahrzehnt  
kennen. Denn wenn die wichtigen Daten in den kommenden Tagen, der  
Konjunkturindex des Institute for Supply Management und die  
US-Arbeitsmarktzahlen vom August, erneut die Rezessionsangst schüren, 
wird die Flucht in Sicherheit den Durchbruch unter die 2%-Schwelle  
zur Folge haben. 
 
   Die Pessimisten, die den Rückfall in die Rezession sowie Deflation 
für unvermeidlich halten, sehen dann noch erheblichen Spielraum.  
Sogar ein Absacken der zehnjährigen Bundrendite auch noch unter die  
Marke von 1,5% ist dieser Tage prognostiziert worden. Warum auch  
nicht? Schließlich hat die ultralockere Geldpolitik nicht nur den  
erhofften Effekt bislang verfehlt, mit der grassierenden  
Rezessionsangst als Folge. Sie hat außerdem die spekulativen Exzesse  
mit angeheizt, die nun wieder zu beobachten sind. 
 
   Die überbordende, nach Anlagen suchende Liquidität führt dazu,  
dass die Kursausschläge an den Märkten weitaus heftiger ausfallen,  
als dies die fundamentalen Auslöser der Bewegungen per se  
rechtfertigen. Belegt hat dies kürzlich die Explosion des  
Weizenpreises. Die Hitzewelle und die resultierende Brandkatastrophe  
in Russland stellen zwar über die Angebotsverknappung einen  
nachvollziehbaren Grund für den Preisanstieg dar. Sein Ausmaß und  
seine Geschwindigkeit sind jedoch nur mit den enormen Summen  
erklärbar, die sich auf einen Schlag in den vergleichbar kleinen  
Weizen-Terminmarkt hineinquetschten. 
 
   Ähnliches ist beim Bund-Future zu beobachten. Das Open Interest,  
d.h. die Positionen, die Marktteilnehmer über Nacht stehen lassen,  
betrug Ende Juli wertmäßig 115 Mrd. Euro, um in vier Wochen auf 145  
Mrd. Euro hochzuschnellen. Doch es ist nicht nur die Spekulation auf  
weiter steigende Notierungen, die den Effekt der Flucht in Sicherheit 
verstärkt. Die Hausse ist auch Folge der vorangegangenen,  
umfangreichen Spekulation auf anziehende Anleiherenditen bzw.  
fallende Bund-Future-Notierungen. Marktteilnehmer, die dann auf dem  
falschen Fuß erwischt wurden, mussten in der Folge entsprechend  
umfangreiche Short-Eindeckungen tätigen - egal ob sie nun von einer  
bevorstehenden Rezession und Deflation überzeugt sind oder nicht. 
 
   Die DZ Bank glaubt, dass die Auflösung dieser spekulativen  
Positionen einer der Hauptgründe des jüngsten Renditeverfalls ist. Es 
hält auch ein Absacken der Rendite auf 2% für wenig wahrscheinlich.  
Die aktuelle Realrendite liege unter Berücksichtigung der  
Teuerungsrate auf einem lächerlich niedrigen Niveau von 0,8%. In den  
vergangenen zehn Jahren seien solche Werte jeweils nur für sehr kurze 
Zeit erreicht worden. Anschließend sei regelmäßig eine deutliche  
Korrektur gefolgt. 
 
   (Börsen-Zeitung, 28.8.2010) 
 
Originaltext:         Börsen-Zeitung 
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