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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Studentenproteste

Geschrieben am 16-11-2009

Bielefeld (ots) - Heute werden einmal mehr Tausende Studenten auf
die Straße gehen. Mit Recht. Sie wollen Bildung. Zeit, Geld und Raum
für Bildung. All das wollen sie natürlich in erster Linie für sich
selbst. Ihr Protest sollte aber jeden interessieren.
Zu allererst Politiker. Vor zehn Jahren haben einige von ihnen,
genauer gesagt 29 europäische Bildungsminister, in Bologna
beschlossen, ein einheitliches europäisches Hochschulsystem zu
schaffen. Die Studiendauer sollte kürzer, die Qualität der
Studiengänge besser und das System der Studienabschlüsse vergleichbar
werden. So weit die Theorie.
In der Praxis können junge Menschen seither tatsächlich einfacher in
Deutschland studieren und beispielsweise in Frankreich arbeiten. Der
Wunscharbeitgeber muss nur wissen, was er von einem Bewerber, der in
sechs Semestern nur Wissen konsumiert und selten reflektiert hat,
erwarten kann. Die meisten Arbeitgeber können das nicht.
Tatsächlich bekommen Absolventen seit Bologna auch schneller einen
Abschluss. Wenn sie durchhalten, ihre Freizeitbeschäftigung auf einen
Minimum beschränken, nebenbei nicht jobben, nicht fachfremd
schnuppern, nicht testen und nichts hinterfragen. Wenn sie also nur
noch lernen - für die nächste Klausur wohlgemerkt und nicht für sich
und für ihr weiteres Leben oder gar fürs Vergnügen. So viel zur
Qualität der Studiengänge.

Die nächste Gruppe, die ein essenzielles Interesse daran haben
muss, was in deutschen Hochschulen passiert, ist die Wirtschaft.
Warum hat die Wirtschaftskrise den Arbeitsmarkt nicht erfasst? Weil
die Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht entlassen, sondern weniger
arbeiten lassen. Warum entlassen sie sie nicht? Weil sie wissen, dass
es eine Zeit nach der Wirtschaftskrise gibt, eine Zeit, in der sie
gut ausgebildetes Personal brauchen. Sie halten an ihren Mitarbeitern
fest, weil sie keine besseren finden, weil es zu wenige gibt, weil
die Hochschulen oft verkürztes Wissen mitgeben.
Letztlich sollten wir alle, die sich für den sozialen Frieden in
unserem Land, für freies Denken und Lernen und - ganz pragmatisch -
für die Mitarbeiter von morgen interessieren, die Proteste verfolgen.
Das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit - und Arbeitslosigkeit
betrifft ja nicht nur den einzelnen, sondern in ihren Folgen stets
die gesamte die Gesellschaft - ist nun einmal Bildung.
Wer sich so lange wie möglich bildet, bekommt später nicht nur eine
Arbeit, die mehr Prestige hat und mehr Autonomie und Anerkennung
bietet. Gebildete sind auch gesünder und fühlen sich weniger
gestresst. Das haben Forscher der Norwegischen Handelshochschule in
Bergen herausgefunden. Diesen Typus Mensch, den »besten Kopf«, wollen
die Bildungsministerien mit Bologna fördern. Es wird Zeit, dass sie
die Sache ernst nehmen, damit der »beste Kopf« auch einen freien
Geist entwickeln kann

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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