(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Das Betreuungsgeld wird niemals umgesetzt Aus der familienpolitischen Trickkiste Von Friedrich Roeingh =

Geschrieben am 29-10-2009

Düsseldorf (ots) - Die Familienpolitik ist ein Paradebeispiel für
die Wurstigkeit, die den schwarz-gelben Koalitionsvertrag prägt. In
der Großen Koalition hatte sich die CSU nicht mit ihrer Forderung
durchsetzen können, Eltern ein Betreuungsgeld zu gewähren, die ihre
Kinder nicht in staatlich finanzierte Kitas schicken wollen. Nun
haben CDU und FDP die Quälgeister aus Bayern in diesem Punkt gewähren
lassen, obwohl sie selbst gar nicht hinter der sogenannten Herdprämie
stehen.
Schließlich sind sich nahezu alle Experten einig, dass die
Integration von Migranten-Kindern und Kindern aus der Unterschicht
nicht in deren Familien geleistet werden kann. Ihre Chancen, an
dieser Gesellschaft teilzuhaben, steigen mit ihren Sprachfertigkeiten
und der Möglichkeit, die Grenzen ihrer Herkunftsmilieus zu
überwinden. Wer die Betreuung von Vorschulkindern als
familienfeindlich geißelt, muss sich zu Recht
gesellschaftspolitischen Zynismus vorwerfen lassen. Nur weil der
Neuköllner Bezirksbürgermeister Buschkowsky mal wieder gezielt die
Grenzen politischer Korrektheit überschritten hat, hat er noch lange
nicht Unrecht. Seine Forderung, eher in Kinder statt in Eltern zu
investieren, sollte in Zeiten knappster Kassen jedenfalls
familienpolitischer Konsens sein.

Das scheint auch Angela Merkel so zu sehen. Sie verweist darauf,
dass der Koalitionsvertrag ausdrücklich die Ausgabe von
Bildungsgutscheinen für Hartz-IV-Bezieher vorsieht. Die Idee mit den
Gutscheinen hat nur einen Haken: Sie ist verfassungsrechtlich
haltlos. Unter dem Gleichbehandlungsgrundsatz kann der Staat nicht
der einen Gruppe Bares zahlen und der anderen eine Sachleistung
gewähren. Es gibt einen Grund, warum das Betreuungsgeld niemals
umgesetzt wird: Wenn das Verfassungsgericht demnächst erzwingt, die
Kinderregelsätze bei Hartz IV bedarfsgerecht anzuheben, wird es
keinen Spielraum mehr für zusätzliche Leistungen geben.

Merke: Angela Merkel macht am liebsten dort politische
Zugeständnisse, wo diese später durch die Realitäten eingeholt
werden. Diese Methode, mit irrealen Zielsetzungen politische Partner
zu befrieden, mag solange legitim sein, wie diese den Trick nicht
durchschauen. Die Glaubwürdigkeit von Politik steigert man so
allerdings nicht.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

233741

weitere Artikel:
  • RNZ: Rettendes Ufer - Kommentar zur Lage am Arbeitsmarkt Heidelberg (ots) - Von Christian Altmeier Es war ein überraschend guter erster Tag im Amt für den neuen Arbeitsminister Franz-Josef Jung. Entgegen aller Erwartungen ist die Zahl der Jobsuchenden zurückgegangen - und das sogar abzüglich der Effekte des saisonal üblichen Herbstaufschwungs. Damit wurden zugleich die Befürchtungen der jetzigen Oppositionsparteien entkräftet, die Wirtschaft zögere die unumgänglichen Massentlassungen nur bis nach der Wahl hinaus, um Schwarz-Gelb zum Sieg zu verhelfen. Vieles deutet inzwischen darauf hin, dass mehr...

  • Berliner Morgenpost: Von Unterschieden kann man nur lernen - Leitartikel Berlin (ots) - Es gibt kein Vorurteil, das sich nicht durch wissenschaftliche Studien untermauern ließe. Das weiß jeder, der sich durch die Flut der Expertisen zahlloser Institute und Verbände wühlt, die über die Medien heutzutage Verbreitung finden. Und so wird mancher Mitbürger in den nun schon gar nicht mehr so neuen Bundesländern die Augenbrauen hochziehen, wenn er in dieser Zeitung von einer "tiefenpsychologischen Studie über die Menschen zwischen Chemnitz und Rostock" liest. Aber die Studie wird auch den der vielen Ost-Klischees müden mehr...

  • WAZ: Das falsche Menschenbild. Kommentar von Frank Stenglein Essen (ots) - Mit dem Betreuungsgeld hat die Koalition ein Dilemma am Bein. Nichts gegen Familienförderung, normalerweise auch nichts gegen das Prinzip der eigenverantwortlichen Mittelverwendung. Doch wenn gerade diejenigen Kinder am wenigsten profitieren, die es am nötigsten hätten, wäre das schwer erträglich. Man muss da gar nicht moralisieren, um gut oder böse geht es nicht. Pauschal befragt, wünschen alle Eltern, auch arme, ihren Kindern bestimmt nichts Schlechtes. Nur: Der Anreiz, das zusätzliche Geld lieber in den allgemeinen mehr...

  • WAZ: Was auf Guttenberg wartet - Achtung, Heimatfront! Kommentar von Dirk Hautkapp Essen (ots) - Die genauen Umstände und Folgen des verheerenden Luftangriffs von Kundus bleiben wohl für immer im Dunkeln. Das ist leider keine Überraschung. Nie sind die Fakten nach militärischen Einsätzen in Afghanistan so wenig belastbar wie nach Vorfällen mit zivilen Opfern. Gegner wie Befürworter des deutschen Engagements werden den fatalen Befehl des deutschen Obersts Georg Klein darum wie bisher für die Befestigung ihrer Standpunkte benutzen. Hilfreich ist das nicht. Alle Augen sind darum auf den neuen Verteidigungsminister Karl-Theodor mehr...

  • Neue Westfälische: OMMENTAR Protest der Studierenden Zu hoher Preis für schlechte Ware BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Das Fass ist übergelaufen. Ausgerechnet die traditionell eher protestabstinente Studierendenschaft der Universität Paderborn macht jetzt dem allgemein verbreiteten Verdruss an den Hochschulen über die Studiengebühren lautstark Luft. Dafür hat sie auch allen Grund, wenn die Hochschulleitung nahezu alles vermeidet, was Transparenz über die Verwendung der Zwangsabgabe herstellt. Obwohl es darauf einen gesetzlichen Anspruch gibt. Doch Ansprüche gelten wenig in Zeiten des kompletten Umbruchs der Hochschulen. Humboldts Ideal mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht