(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Die Pflegeversicherung wetterfest machen

Geschrieben am 21-10-2009

Berlin (ots) - Aus persönlicher Erfahrung weiß fast jeder, was es
bedeutet, alte Menschen in den letzten Lebensjahren zu begleiten und
zu betreuen. Ihre Pflege kostet viel Zeit, Geld und leider manchmal
auch Nerven, denn oft findet sie rund um die Uhr statt. Auch auf
ihren eigenen Lebensabend schauen viele Deutsche mit sehr gemischten
Gefühlen, wenn nicht gar mit Angst. Umfragen zeigen immer wieder,
dass viele Bürger meinen, sie seien für den Pflegefall nicht
ausreichend abgesichert. Sie wollen oder können aber nicht selbst
dafür vorsorgen. Um diese Aufgabe, so der verbreitete Wunsch, soll
sich der Staat kümmern. Das Problem wird bei der Politik abgeladen.
Union und FDP scheinen diese Sorgen nun aufgreifen zu wollen. Im
Koalitionsvertrag haben sie vereinbart, die Pflegeversicherung zu
reformieren, ja sogar ganz umzubauen. Seit 14 Jahren funktioniert sie
nach demselben Verfahren wie die Rentenversicherung: Arbeitnehmer
zahlen das Geld ein, das unmittelbar für die Versorgung der
Pflegebedürftigen wieder ausgegeben wird. Doch wie in der
Rentenversicherung stößt dieses einfache Umlageverfahren in einer
ständig älter werdenden Gesellschaft an seine natürlichen Grenzen:
Immer weniger Beitragszahler müssen für immer mehr Pflegebedürftige
zahlen. Jedem dürfte klar sein, dass das nicht mehr lange gut geht.
Die persönlichen Belastungsgrenzen werden bald erreicht sein. Eine
Reform ist überfällig.
Die Fast-Koalitionäre CDU, CSU und FDP sind deshalb auf dem richtigen
Weg, wenn sie dem demografischen Wandel begegnen und die
Pflegeversicherung auf Kapitaldeckung umstellen wollen. Konkret
bedeutet das, dass jeder künftig einen Teil des Geldes für seine
eigene Versorgung im Alter zurücklegen wird. Bei diesem Umbau sind
jüngere Menschen klar im Vorteil, denn sie haben länger Zeit zum
Sparen. Für Ältere, die diese Zeit nicht mehr haben, könnte eine
solche Reform dagegen teuer werden, das gehört zur Wahrheit dazu. Die
neue Koalition muss deshalb soziale Härten vermeiden, wenn die Bürger
eine solche Reform akzeptieren sollen. Die Pflegeversicherung
wetterfest zu machen wird Geld kosten.
Diskutiert werden muss in diesem Zusammenhang sicherlich auch über
die Frage, ob und wie stark sich die Arbeitgeber an einer solchen
Reform beteiligen müssen. Schon jetzt zahlen die Arbeitnehmer die
Pflegeversicherung faktisch alleine, denn bei ihrer Einführung 1995
wurde - außer in Sachsen - ein Feiertag abgeschafft, um die
Finanzierung zu gewährleisten.
Noch hat die künftige Koalition nur die grobe Richtung bestimmt, der
genaue Weg zum Ziel ist reichlich unklar. Als mahnendes Beispiel
sollte sie sich vor Augen halten, dass auch die scheidende große
Koalition sich vor vier Jahren eine große Pflegereform vorgenommen
hatte. Heraus kamen neue Leistungen und Beitragssteigerungen. Die
hehren Pläne aus dem Koalitionsvertrag, eine Kapitaldeckung
einzuführen, scheiterten nicht zuletzt am fehlendem Geld. Union und
FDP müssen jetzt den Mut aufbringen, es besser zu machen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

232105

weitere Artikel:
  • Märkische Oderzeitung: Haushaltsdefizit Griechenland Frankfurt/Oder (ots) - Während hierzulande noch über die Redlichkeit von Schattenhaushalten gerungen wird, ist man woanders über solche Skrupel längst erhaben. So hat sich Griechenlands Defizit mit 12,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ganz unverhofft verdoppelt - die alten Zahlen waren, nicht zum ersten Mal, getürkt. Dass das Land nur mit einer scharfen Rüge aus Brüssel wegkommt, ist eigentlich unerhört. Nicht genug damit, dass Griechenland als größter Nettoempfänger von Europa jährlich mit Milliarden alimentiert wird. Durch die unverantwortliche mehr...

  • Rheinische Post: Schwarz und Gelb, Licht und Schatten Kommentar Von Sven Gösmann Düsseldorf (ots) - Da sind die Schlaumeier wieder, die immer schon gewusst haben, wie man es besser macht. Allen voran die Chefvolkswirte jener Banken und Direktoren jener Wirtschaftsinstitute, die seltsamerweise die Finanzkrise nicht vorhergesehen haben. Sie geben den Ton der Kritik an den Haushaltsplänen der schwarz-gelben Koalitionäre vor: "Schattenhaushalt", "Taschenspielertricks", "Betrug". Die Aufregung ist groß. Berechtigt ist sie nicht. Die neue Bundesregierung fängt dort an, wo die alte aufhörte - mitten in der Krise. Täglich mehr...

  • Rheinische Post: Sportart Gewalt Kommentar Von Robert Peters Düsseldorf (ots) - Mönchengladbach ist jetzt fast so berühmt wie Rom. In Italiens Hauptstadt wurde den Fußball-Fans zum Champions-League-Finale im Mai der Zapfhahn für drei Tage zugedreht, in der kleinen Großstadt am Niederrhein erlässt der Oberbürgermeister für einen halben Samstag ein Alkoholverbot in der Innenstadt. Damit soll die Gefahr von Ausschreitungen vor dem Bundesliga-Spiel zwischen der Borussia und dem 1. FC Köln gebannt werden. Ein ehrenwerter Versuch, der allerdings von falschen Voraussetzungen ausgeht. Natürlich gibt es Fußball-Fans, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Wo ist die "AG Sparen"? Union und FDP vermasseln ihren Koalitionsstart Cottbus (ots) - FDP-Chef Guido Westerwelle nennt das schwarz-gelbe Bündnis gerne einen "Neuanfang". Angela Merkel benutzt diesen Begriff nicht. Aus gutem Grund: Die Kanzlerin würde damit den vergangenen vier Jahren ihrer eigenen Regierungszeit mit der SPD ein miserables Zeugnis ausstellen. Zudem weiß die CDU-Chefin: Wer einen Aufbruch in der Politik verspricht, legt die Latte besonders hoch, Enttäuschungen sind da unausweichlich. Und inzwischen ist ja offensichtlich, dass Union und FDP dabei sind, ihren Start zu verkorksen - als ob Merkel mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Wohin mit der Beweislast? Heute beginnt die Berufungsverhandlung im Fall Pechstein Cottbus (ots) - Außenstehende dürften den Eindruck gewinnen, dass Claudia Pechstein bei ihrer heute beginnenden Berufungsverhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas keine schlechten Karten hat: Gutachten zur Blut-Anomalie und Nachweise von vermeintlicher Schlamperei beim Eislaufverband Isu - die Pechstein-Anwälte fahren große Geschütze auf, während die Isu in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar ist. Grund für dieses verzerrte Außenbild ist die faktische Umkehr der Beweislast, die mit dem seit 1. Januar gültigen Code der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht