(Registrieren)

Neue Westfälische: Kommentar Koalitionsverhandlungen Die Kanzler-Präsidentin THOMAS SEIM

Geschrieben am 18-10-2009

Bielefeld (ots) - Die neue Regierungskoalition aus CDU, CSU und
FDP steht. Sie ist derzeit ohne relevante Alternative. Insofern ist
der Streit, den CDU-Vize Christian Wulff am Wochenende mit dem
FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle über die finanziellen
Möglichkeiten der neuen Regierung angezettelt hat, nur
Spiegelfechterei.
Grundsätzlichen Einfluss auf die Entscheidungen für das neue
Regierungsbündnis hat der Streit nicht. Im Gegenteil: Selten zuvor
hat sich eine Wählerschaft so sehr in die Hand einer Regierungschefin
gegeben wie bei der Bundestagswahl am 27. September. Selten zuvor
auch war eine Regierungschefin so stark wie Angela Merkel, und das,
obwohl sie ihrer Partei weniger Stimmen brachte als je ein Parteichef
vor ihr.
Woran liegt das?
Merkel hat das politische Zentrum der Republik verschoben. Und zwar -
zur Überraschung der alten Männer der SPD, die mit den Auswirkungen
überfordert sind - nach links. Sie hat zugleich - ungeachtet des
Unwohlseins der alten Männer der Union - mit alten konservativen
Werten der Union aufgeräumt:
Die Rolle der Frau? Alles ist möglich, seit Ursula von der Leyen
Erziehungs-, Familien- und Karrierewerte der Unionspolitik sozial und
demokratisch definiert.
Die Ausländer-Integration? Nie war die Union weiter vom konservativen
Wertegerüst einer deutschen Leitkultur entfernt.
Die Umweltpolitik? Die Kanzlerin reist nicht nur zu Eisbären. Sie
domestiziert gerade auch den Atom-Konflikt, indem sie längere
Laufzeiten mit der früheren Schließung von Atomkraftwerken
konsensfähig macht.
Merkel präsentiert sich so pragmatisch-politisch als Stimme der
deutschen Mitte, dass wenig Platz für Andere und für Streit bleibt:
Die SPD sucht nach den Ursachen ihrer Wahlniederlage, ohne den
komplexen Angriff der Merkel-Union auf das politische System
verstanden zu haben. Vor der Linkspartei muss dem Beobachter
schaudern, wenn man bedenkt, dass ausgerechnet der linke
Weltenveränderer Oskar Lafontaine mit der Spaltung des
sozialdemokratischen Lagers zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder für
eine Stimmen-Mehrheit von Union und FDP gesorgt hat. Die Grünen
taumeln zwischen Jamaica- und Ampel-Option, ohne die Bündnisfrage
inhaltlich beantworten zu können.
Wenn nun also Christian Wulff auf die politische Bühne der
Koalitionsverhandlungen tritt und einen Streit um die
Steuersenkungspläne der FDP anzettelt, dann mag das der Versuch eines
veritablen CDU-Vize, dem viele auch das Amt der Parteichefs zutrauen,
sein, gegen den hegemonialen Anspruch der Kanzlerin aufzumucken.
Tatsächlich aber verleiht Wulff Merkel nur einen der für ihre Macht
so wichtigen Flügel: Von den Konflikten zwischen einer
wertkonservativen Wirtschaftsflanke der Union und einem unerfahrenen
Steuersenker und FDP-Chef wird die Kanzlerin immer weiter nach oben
getragen. Sie ist heute die Mitte. Keine Spur mehr derzeit von der in
Rot, Rot, Grün gespaltenen politischen Gegnerschaft. Merkel macht
sich auch das bisschen Opposition noch selbst. Das hat zuletzt in
dieser Stärke nur Franz-Josef Strauß mit der CSU in Bayern vermocht.
Gut möglich, dass wir gerade einen Systemwechsel in der
bundesdeutschen Verfassungsgeschichte erleben: Die Richtlinien der
Politik bestimmt dann künftig die Kanzler-Präsidentin.

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

231456

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische: Kommentar Eigener Impfstoff für Bundesbehörden Instinktlos PETER STUCKHARD Bielefeld (ots) - Instinktlos. So darf man die Extra-Bestellung der Bundesregierung nennen. Die Anmerkung von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, in NRW bekämen alle den gleichen Impfstoff, macht es auch nicht besser, weil sie Blödsinn ist. Will Herr Laumann etwa einer schwangeren Frau Pandemrix verabreichen lassen? In der Sache ist Nüchternheit gefragt. Um schnell große Mengen eines Impfstoffs gegen eine Pandemie herstellen zu können, haben GSK und Sanofi wenig Virengrundstoff in eine Impfe gepackt, den aber dafür mit Wirkverstärkern mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Fürchterliche Nebenwirkung Von Martin Vogler = Düsseldorf (ots) - Schon bisher war nur jeder vierte Deutsche bereit, sich gegen Schweinegrippe impfen zu lassen. Die Menschen wussten zu wenig über Wirksamkeit und Nebenwirkungen. Jetzt sind sie erst recht verunsichert. Denn die Zwei-Klassen-Impfung sorgt nicht nur für unseligen gesellschaftspolitischen Zündstoff, sondern vor allem für eine fürchterliche Nebenwirkung: Das Vertrauen in das Normalbürger-Serum Pandemrix, dessen Auslieferung heute beginnen soll, ist zerstört. Die Behörden können somit ihre Bemühungen, uns von dessen Unbedenklichkeit mehr...

  • Berliner Morgenpost: Es gibt keine Bürger erster und zweiter Klasse - Leitartikel Berlin (ots) - Es ist ein verheerendes Signal - und ein entlarvendes: Die Bundesregierung, Ministerialbeamte und Mitarbeiter von oberen Bundesbehörden bekommen eine Vorzugsbehandlung. Nicht jener Impfstoff wird ihnen injiziert, mit dem sich der normale Bürger vor der Schweinegrippe schützen soll. Nein, sie bekommen stattdessen eine verträglichere Variante des Wirkstoffs. Das böse Wort von der Zwei-Klassen-Medizin drängt sich auf. Und George Orwells Roman "Farm der Tiere", in dem alle gleich sind, "aber manche gleicher". Verheerend ist mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zu Grippe-Impfstoff Ulm (ots) - Kaum zu glauben, was die Bundesregierung den Bürgern bei der Impfaktion zur neuen Grippe zumutet. Stärker verwirren kann sie die Menschen kaum. Dass das Bundesgesundheitsministerium mit dem Glaxo-Konzern 2007 einen Geheimvertrag über das Bereitstellen eines Impfstoffes schloss, war schon alles andere als vertrauenerweckend. Dass die Bundesbehörden Schwangeren von diesem Präparat ausdrücklich abraten, sorgt - was passiert mit Kleinkindern? - für neue Zweifel. Genährt werden sie noch durch Beschlüsse der US-Behörden. Sie ließen mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Salomon: Grüne und FDP sollen mit Hingabe gepflegte Antipathie beenden Köln (ots) - Der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) hat seine Partei aufgefordert, das Verhältnis zur FDP zu verbessern. Grüne und Liberale sollten "ihre mit Hingabe gepflegte Antipathie beenden", sagte Salomon in einem Interview des "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montagausgabe). "Das hat mir doch zu viel mit Westerwelle zu tun", erklärte Salomon das gestörte Verhältnis zwischen den beiden kleinen Parteien. Während seiner zehn Jahre im baden-württembergischen Landtag habe er "ein sehr herzliches Verhältnis zu FDP-Kollegen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht