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Lausitzer Rundschau: Korruption mit System Zu den Bestechungsvorwürfen gegen Ärzte

Geschrieben am 04-09-2009

Cottbus (ots) - Die 250.Milliarden Euro, die jährlich im
Gesundheitswesen umgesetzt werden, laden zur Korruption geradezu ein.
Es gibt zum Beispiel für Ärzte schicke Reisen von Pharmakonzernen,
auf dass sie das Richtige verschreiben. Es gibt für Apotheker nette
Rabatte, auf dass sie das Richtige anbieten. Krankenhauschefs werden
von den Herstellern medizintechnischer Großgeräte umgarnt, auf dass
sie in das Beste investieren. Und nun steht als neuer Vorwurf im
Raum, dass Kliniken Ärzten Geld angeboten haben, direkt oder
indirekt, auf dass sie ihre Patienten zur Behandlung oder Operation
zu ihnen schicken und dass etliche Ärzte es angenommen haben. Ja,
dass es regelrechte vertragliche Vergütungssysteme dieser Art gibt.
Stimmt dieser Vorwurf, dann wäre das ein schwerer Vertrauensbruch im
Verhältnis Arzt-Patient, denn der erwartet bei einer so heiklen
Entscheidung einen ehrlichen Rat. Und es wäre sogar Körperverletzung,
wenn der Patient dadurch eine schlechtere Behandlung erfahren sollte,
als ihm bei objektiver Auswahl der besten Klinik möglich wäre. Das
ist keine Angelegenheit, die die Ärzteschaft und die Kliniken auf die
leichte Schulter nehmen sollten.
Bei ihrem Gipfeltreffen am Freitag aber kam wenig mehr als eine
Absichtserklärung heraus, den Sachverhalt nicht zu akzeptieren. Von
strukturellen Konsequenzen keine Spur. Auch die Parteien, die sich
den Ärzten besonders verbunden fühlen, Union und FDP, hätten allen
Anlass, das Thema sehr ernst zu nehmen. Stattdessen gab es von ihnen
Erklärungen, in denen sie vor Verallgemeinerungen warnten und von
Einzelfällen redeten. Woher wissen sie das? Und selbst wenn es stimmt
- können nicht schon wenige Fälle den Ruf einer ganzen Branche
versauen? Der Patient weiß nämlich nicht, ob sein Arzt zu den weißen
oder den schwarzen Schafen gehört.
Auch die Regierung müsste schnelle und konsequente Gegenmaßnahmen
ergreifen, von drastischen Strafen für erwischte Ärzte und
Klinikchefs bis hin zur Herstellung größerer Transparenz. Der
Vorschlag etwa, ein wissenschaftliches Benotungssystem für
Krankenhäuser einzuführen und diese Daten im Internet zu
veröffentlichen, würde die Quelle der illegalen Geschäfte, das
angebliche Wissen der Halbgötter in Weiß, sofort austrocknen. Doch
auch die Regierung schweigt weitgehend. Die Art, wie alle Seiten mit
diesem Skandal umgehen, lässt nur einen Schluss zu: Im
Gesundheitswesen wird ein bestimmter Anteil an Korruption
schulterzuckend hingenommen. Denn er gehört schon zum System.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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