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WAZ: Wenn der Montag naht - Die Ferien gehen, die Arbeit kommt. Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 14-08-2009

Essen (ots) - Nun gehen die Ferien zu Ende und mit
ihnen weicht die Ferienstimmung einer vorherbstlichen
Ernsthaftigkeit. Das kennen viele Menschen aus ihren Berufen, nicht
nur die Lehrer oder die Kinder. Im Herbst wird erledigt, was man im
Sommer geplant hat oder eben geplant, wofür in der Mußezeit der Kopf
nicht frei war. So ist es auch in der Politik.

Bisher lief der Wahlkampf wie in einem schwülen Hohlraum; also
mehr oder weniger resonanzfrei nach draußen. Erst von jetzt an fangen
die Umfragen an, wirklich zu zählen. Bisher blieben Gesten folgenlos,
selbst Ulla Schmidts kleine Auto-Schieberei ist schon wieder
irgendwie vorbei. Was indessen von jetzt an passiert, bleibt bis zur
Bundestagswahl aktuell. Überhaupt wird erst jetzt definiert, was
wichtig ist.

Ist es beispielsweise der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr,
über den bis heute so gut wie gar nicht geredet wird, nicht obwohl,
sondern gerade weil zwei Drittel der Menschen ihn ablehnen? Wann wenn
nicht jetzt wäre zu streiten über die Zukunft unserer Sozialsysteme,
der Arbeitslosenversicherung im Hinblick auf eine steigende
Arbeitslosigkeit, der Krankenversicherung wegen der steigenden Kosten
und der Rentenversicherung mit Blick auf Menschen, die älter werden,
aber kürzer arbeiten. Wie soll das alles funktionieren? Beiden großen
Parteien sind diese Fragen zu heiß, sie fürchten sich vor einem ihrer
größten Gegner, der Unbedachtsamkeit des Augenblicks. Für die Wähler
ist das alles unerquicklich: Sie sollen brav wählen, haben auch ein
patriotisches Empfinden für die Bedeutung dieser Wahl im Angesicht
tatsächlich drängender Probleme - und werden doch alleine gelassen.
Und für dumm verkauft.

Die Politik legt sich so selbst ein Ei. Wofür holt sich
beispielsweise die in luftige Beliebtheitshöhen enteilte Kanzlerin
überhaupt ein Mandat? Für Steuersenkungen etwa, bei einer derartigen
Nachkriegs-Rekordverschuldung? Und fängt es der SPD-Kandidat, ringend
mit seinem eigenen Malus, verantwortungsvoller an? Das kumpelhafte
Kohle-Versprechen gestern auf Prosper offenbart jedenfalls, wie
leicht er der Versuchung erliegt, folgenfrei zu punkten.

Nun also, am kommenden Montag, beginnt die ernsthafte, die
arbeitsame Zeit, die Aufmerksamkeits-Periode. Das öffentliche
Bewusstsein, der menschliche Krisen-Sensor, steht auf empfindlich. Es
wird Zeit, dass die Politik die Ferienstimmung ablegt. Und die Ärmel
hochkrempelt. Und sich bemüht. Um ihre Kunden. Um uns.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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